In Albanien werden laufend neue Strassen und Tunnels gebaut. Seit 2021 wurden diverse Strecken eingeweiht, die nicht nur das Vorankommen erleichtern, sondern auch für Touristen sehr reizvoll sein können.
Auf vielen Karten – sei es im gedruckten Reiseführer, sei es auf der Online-Karte – fehlen diese Verbindungen noch oder werden nicht als Hauptstrasse geführt. Mit unserer Übersicht wollen wir die Reiseplanung erleichtern. Daten nachgeführt für Juli 2024.
Neue Strassen in Nordalbanien
Von Montenegros Hauptstadt Podgorica in die Albanischen Alpen
Seit der Eröffnung des Grenzübergangs Grabom besteht eine direkte Verbindung durchs Tal des Cem (Cijevna) von Podgorica nach Tamara im Kelmend, dem nördlichsten Teil der Albanischen Alpen. Somit besteht eine Verbindung von der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica ins montenegrinische Städtchen Plav quer durch diese Region im äussersten Norden Albaniens.
Neue Autobahn auf der Nord-Süd-Verbindung
Im Sommer 2024 wurde ein wichtiges Teilstück der Autobahn auf der Nord-Süd-Verbindung freigegeben. Der Lückenschluss erleichtert die Fahrt in den Norden des Landes deutlich. Die Autobahn A1 verbindet die Autobahn Durrës–Tirana mit der bestehenden Autobahn A1 im Norden, die von Thumana bis Milot führt und dort Anschluss hat an die Routen nach Lezha/Shkodra respektive Kukës/Kosova.
Acht Kilometer westlich von Tirana wurde ein Autobahnkreuz erbaut (gleich nach der bestehenden Abzweigung zum Flughafen), führt westlich am Flughafen vorbei und weiter durch die Ebene nach Norden bis Thumana, wo sie in die bestehende Autobahn übergeht.
Die neue Strecke ist Maut-pflichtig. Für die 20 Kilometer bezahlt man ca. € 2,10. Die Mautstelle befindet sich bei der Ausfahrt zum Flughafen. Andere Ausfahrten gibt es auf diesem Teilstück nicht.
Das Geld dürfte gut investiert sein: Die bestehenden Strassen von Tirana/Durrës nach Norden sind oft verstopft, viel zu schmal für den vielen Verkehr und Unfall-trächtig. Hier lässt sich jetzt gut Zeit sparen.
Neue Strassen in Ostalbanien
Rruga e Arbërit: Von Tirana nach Dibra
Um von Tirana nach Dibra (Peshkopia) zu gelangen, musste man früher grosse Umwege fahren: Zuerst weit nach Norden und dann durch Berge, Schluchten und Hügelland zurück nach Süden, um endlich nach Osten einzuschwenken. Seit 2021 gibt es eine direkte Verbindung – noch nicht vollständig fertiggebaut und zum Teil über Provisorien geführt, aber schon viel besser.
Die neue Verbindung ist breit ausgebaut und führt durchs Skanderbeg-Gebirge. Der wichtigste Tunnel fehlt aber noch: Ein kleines, enges und sehr steiles Strässchen windet sich in vielen kurven über den 1250 Meter hohen Muzina-Pass von Tunnelportal zu Tunnelportal. Diese Strasse ist nur für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen zugelassen!
Durch enge Schluchten, über mehrere hohe Brücken und durch etliche Tunnel geht es durchs Gebirge. Südlich von Klos besteht eine Verbindung an die alte Strasse und nach Burrel. Nach einem letzten Tunnel bei Bulqzia (2023 eröffnet) endet die Neubaustrecke. Die nächsten 22 Kilometer von Bulqiza nach Osten sind schon seit vielen Jahren gut ausgebaut.
Es folgt eine weitere Neubaustrecke von Shupenza bis Maqellara respektive dem Grenzübergang nach Nordmazedonien (Debar): Ein acht Kilometer langes, fast gerades Asphaltband verbindet jetzt die beiden Seiten des Drins.
Neue Strassen in Südalbanien
Umfahrung Fier
Nicht mehr ganz so neu, aber superpraktisch: Die Umfahrung von Fier durch die weite Ebene der Myzeqe. Wer von Vlora oder Norden kommt, muss nicht mehr von der Autobahn ab und sich über volle Landstrasse und durch den Stadtverkehr quälen. Heute kann man einfach auf guter vierspuriger Autobahn durchfahren, die Lücke ist gestopft. Aber aufgepasst: Wer in Fier raus möchte, muss aufpassen, die richtige Ausfahrt nicht zu verpassen.
Die Ausgrabungsstätte von Apollonia ist auch bequem zu erreichen. Von Süden kommend aber besser die zweite Ausfahrt nehmen.
Umfahrung Vlora – Panoramastrasse
Die Umfahrung von Vlora ist etwas neuer als diejenige von Fier. Im Sommer 2021 war sie schon kurz in Betrieb mit einzelnen einspurigen Teilstücken. Diese Engpässe sind jetzt Vergangenheit. Jetzt ist die Route jedem zu empfehlen, der nach Orikum oder an die Albanische Riviera möchte. Die Panoramastrecke hoch über der Bucht von Vlora spart nicht nur die Fahrt durch das Zentrum von Vlora und die beliebten Badeorte, sondern bietet auch ein sensationelles Aussicht.
Von Norden kommend geht es im ersten Kreisverkehr nach Autobahnende scharf links. Nach einem weiteren Kreisverkehr zieht sich die Strasse die Hügel von Vlora hoch, umfährt die Stadt im weiten Bogen östlich und steigt weiter gegen Kanina an. Weit unten taucht das Meer auf – die Strasse windet sich über eindrückliche Brücken dem Berghang entlang nach Süden. Allmählich an Höhe verlierend, mündet sie südlich von Orikum in die alte Strasse zur Albanischen Riviera. Diese wurde auch ausgebaut und teilweise sogar auf eine neues Trassee verlegt, so dass man sich auf dem Weg nach Süden zahlreiche Kurven sparen kann.
Llogara-Tunnel
Anfang Juli 2024 wurde der Llogara-Tunnel eröffnet. Anstelle der Fahrt über den 1000 Meter hohen Pass kann man jetzt unten durch – spart fast eine halbe Stunde. Der sechs Kilometer lange Tunnel erschliesst die wichtige Tourismusregion der Albanischen Riviera.
Für Touristen ist die Fahrt über den Pass nach wie vor interessant – der wunderbaren Aussicht wegen! Und die Fahrt über den Pass dürfte einiges angenehmer werden ohne den vielen Verkehr (wobei zu Beginn der Tunnel für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen noch nicht freigegeben ist). Ab 2025 wird die Durchfahrt Maut kosten (vermutlich € 5).
Auch die Zufahrt auf der Nordseite zum Tunnel/Pass wurde ausgebaut und führt heute durch den Talboden, anstatt sich dem Hang entlang zu winden – nochmals eine deutliche Zeitersparnis und Verbesserung der Bequemlichkeit.
Albanische RIviera – direktere Verbindungen
Das Strassennetz an der Albanischen Riviera ist durch die vielen Badegäste im Sommer stark belastet. Neue Strassen sollen die Region einfacher erreichbar machen (siehe oben: Umfahrung Vlora und Tunnel Llogara) und die alte Strasse, die mit vielen Kurven und Steigungen durch Dörfer und dem Berghang der Küste entlang führt, entlasten.
Ein erstes Teilstück ganz im Norden der Albanischen Riviera ist rund 4,5 Kilometer lang. Es beginnt am Fusse des Llogara-Passes (etwas unterhalb der alten Strecke in Richtung Palasa-Strand) und führt nach Dhërmi (etwas unterhalb der alten Strecke in Richtung Dhërmi-Strand). Obwohl nur kurz, erspart man sich doch einige Höhenmeter und Kurven – die neue Strecke führt geradlinig durch die Olivenhaine über dem Meeresufer. Aktuell vereinfacht es vor allem die Zufahrt zu den Stränden von Drymades, Dhërmi und – falls man von Süden kommt – Palasa. Für Durchreisende wird sich dieses Strassenstück stark auszahlen, wenn im Süden eine Verlängerung gebaut sein wird. Aber schon jetzt erspart man sich die enge, oft verstopfte Ortsdurchfahrt in Kondaq.
Strasse Kuç – Qeparo: Vom Shushica-Tal zur Albanischen Riviera
Die neue Verbindug von der Albanischen Riviera ins Hinterland ist eine interessante Option für Reisende von/nach der südlichen Riviera. Man spart sich viele Kurven, viel Rauf und Runter sowie das Verkehrschaos auf dem Weg zur und entlang der Albanischen Riviera. Die heutige Strasse von Himara nach Dhërmi, über den Llogara-Pass und weiter nach Vlora ist gerade im Hochsommer oft verstopft, Überholen kaum möglich.
Auch die Strecke durchs Shushica-Tal ist lange. Auch diese Strecke hat manche Kurve und führt durch das eine oder andere Dorf. Auch diese Route beitet schöne Landschaften und hohe Berge zu beiden Seiten, nur kein Meer. Das Hinterland von Vlora bietet viel Natur, schmucke Dörfer, die antiken Ruinen von Amantia, alte Brücken und eines der grössten kommunistischen Denkmäler des Landes.
Zwischen Qeparo und Kuç ist eine komplett neue Route entstanden. Danach geht es immer dem Fluss entlang nordwärts bis Vlora, wo Anschluss zur Umfahrung
Strasse Kuç – Tepelena: Vom Shushica-Tal ins Vjosa-Tal
Eine weitere Option ist die Überwindung der nächsten Bergkette von Kuç ins Vjosa-Tal. Die neue Verbindung von Unterem mit Oberen Kurvelesh bietet sich Touristen an, die neben dem Meer noch das südalbanische Bergland erkunden wollen, oder nach einer alternativen Route nach Gjirokastra suchen (vermutlich nicht die schnellste, aber interessant). Das Kurvelesh lockt mit tiefen Schluchten, Wasserfällen, Bergen und entlegenen Dörfern.
Die neue Strasse führt von Kuç durch ein tief eingeschnittenes Tal, windet sich dann den Berg hoch. Auf dem Hochplateau des Kurvelesh trifft sie auf die Strasse nach Tepelena, der grössten Stadt im Vjosa-Tal. Es sind kleine Bergsträsschen in hübscher Berglandschaft.
Strasse Kardhiq – Delvina: Schneller nach Saranda
Diese neue Verbindung verkürzt die Fahrt nach Saranda deutlich und macht die Reise bequemer. Die 50 Kilometer durch unerschlossenes Bergland mit anderthalb Kilometer langem Tunnel wurden in wenigen Jahren erstellt. Die neue Route ist landschaftlich durchaus auch attraktiv.
Nach Saranda geht es weiterhin an Fier vorbei über die Strasse durchs Vjosa-Tal nach Tepelena (neu ausgebaute Umfahrung). 20 Kilometer südlich von Tepelena bei Ura e Kardhiqit zweigt man jetzt aber ab von der Strasse nach Gjirokastra.
Zuerst durch ein breites Seiitental geht es westwärts, später windet sich die Strasse südwärts in die Berge hoch. Der Skërfica-Tunnel unterquert den 812 Meter hohen, gleichnamigen Pass. Danach geht es in weiten Kehren in die Ebene von Delvina hinab, am Schluss auch an ein paar Dörfern vorbei. Durch die Ebene kommt man dem Meer und Saranda schnell näher.
Im Gegensatz zur alten Strecke über Gjirokastra und den Muzina-Pass mit seinen engen Kurven und holprigem Asphalt spart man auf dieser Route locker eine halbe Stunde oder mehr. Die Süd-Route bietet aber auch tolle Landschaften und passiert die Karstquelle Syri i Kaltër. Auch für die Fahrt Gjirokastra–Saranda eignet sich die neue Strecke.
Umfahrung Altstadt Gjirokastra
Der Bazar in der Altstadt von Gjirokastra ist schon seit ein paar Jahren Fussgängerzone. Die Zufahrt in die höhergelegenen Stadtteile erwies sich lange als schwieirig: sehr steile, enge und verwinkelte Gassen. Eine neue Umfahrung, 2023 eröffnet, bietet Abhilfe. Von Kreisverkehr unterhalb der Burg geht es bergwärts. Wer sich rechts hält, gelangt zum neuen Parkhaus. Wer links hält und dabei die Burg südlich passiert, fährt auf der neuen Umfahrung zu den höheren Stadtteilen.
Zufahrt Byllis
Die antiken Ausgrabungen von Klos sind zwar sehr sehenswert, waren aber eher etwas umständlich zu erreichen. Das hat sich jetzt geändert. Die Zufahrt von der SH4 im Vjosa-Tal den Hügel hoch ist jetzt asphaltiert. Rund 30 Kilometer südlich von Levan respektive 35 Kilometer nördlich von Memaliaj ist die Abfahrt »Hekal» ausgeschildert. Schnell ist man die fünf Kilometer hoch ins Dorfzentrum von Hekal, über dem sich die Ausgrabungen befinden.
Neue Strassen in Tirana
Ringautobahn – Unaza e Madhe
Die bestehenden Teile der Ringautobahn von Tirana (»Unaza e madhe«) eignen sich je nach Destination in Tirana, um die Verkehrsstaus an der westlichen Stadteinfahrt zu umfahren. (Dank der Autobahn nach Elbasan kann es bei vielen zentralen Standorten in Tirana Sinn machen, über die Stadtautobahn nach Süden in Richtung Südalbanien zu fahren anstatt über Durrës.)
Die südöstliche Umfahrung von Tirana eröffnet neue Möglichkeiten, gerade wenn man in Tirana die östlichen Stadtteile anfahren möchte – oder wenn man von dort kommt. Die Ringautobahn endet aktuell an der Lana in Richtung »Uzina Autotraktora« (ehemalige »Traktorenfabrik«), keine drei Kilometer vom zentralen Boulevard entfernt. Da der Verkehr im Osten entlang der Lana meist recht gut rollt, kann man so schnell aus dem Zentrum hinaus und via neuer Autobahn zum »TEG« gelangen, wo die Autobahn nach Elbasan beginnt.