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Das TAP Projekt und die Verkehrsinfrastruktur
Verfasst: Mi, 28. Aug 2013, 23:02
von GjergjD
Die Route der TAP-Erdgas-Pipeline, die im Zuge umfangreicher Untersuchungen in Albanien im Zeitraum 2009-2010 erarbeitet wurde, nimmt auf Umweltaspekte Rücksicht, so heißt es.
Als konkrete Folge dieser Studien wird die TAP den Hotova-Nationalpark und das Tal des Vjosa-Flusses meiden. Nach Überschreitung der Grenze mit Griechenland bei Miras in der Region Korça erstreckt sich der albanische Abschnitt der Route über insgesamt rund 210 km bis zur Küste, die nordwestlich von Fier erreicht wird.
Ich habe diese Trasse einmal näher verfolgt und hier den ungefähren Verlauf beschrieben:
Grenze mit Griechenland bei Miras – südlich Sinice – südlich Dardha - südlich Kamenica - südlich Ujebardha - südlich Vithkuq - südlich Shtylla – durch die Ostrovica-Berge nördlich Backa - Gemeinde Potom - Polena - südlich Corovoda - Osum-abwärts an Polican vorbei - nördlich von Berat – nördlich von Roskovec – zwischen Mbrostar und Fier an die Küste.
Die Pipeline verläuft in schwierigem, relativ unerschlossenem Gelände und in bis zu 1500 Meter Höhe. Als Nebeneffekt des Baues werden
einige regionale Straßen aus- oder neuerbaut.
Der wohl interssanteste Abschnitt dieses Straßenbaus betrifft die Straße Corovoda-Vithkuq, die im mittleren Teil über die Ostrovica-Berge bisher nicht vorhanden ist.
- Projekt-Korridor (gelb) neue Straßenverbindung (grün), Ausbau (braun)
Projektumfang dieser Maßnahmen:
Der Bau neuer Straßen (3,5 -5,0 Meter Breite): ca. 34 km Asphalt, ca. 20 km Schotter
Der Ausbau von bestehenden Straßen : ca. 21 km Asphalt, ca. 25 km Schotter
Zwei Brücken-Neubauten mit 20 bzw. 40 Meter Länge
Ca. 20 Brücken-Ausbesserungen
wird fortgesetzt
Re: Das TAP Projekt und die Verkehrsinfrastruktur
Verfasst: Do, 29. Aug 2013, 21:43
von volkergrundmann
Manchmal kommt mir die Entwicklung Albaniens vor wie die Fahrt in einem der neuartigen Super-Karussells in europäischen Vergnügungsparks. Man wird hin und her geschleudert, verliert gänzlich die Orientierung, und fragt sich am Ende, wozu das Ganze, hat es mir genützt? Doch nur dem Karussell-Betreiber.
Re: Das TAP Projekt und die Verkehrsinfrastruktur
Verfasst: Mo, 09. Sep 2013, 15:16
von divis
Die von Gjergji angehängte Karte ist nicht mehr ganz Letztstand der Planung, die lässt sich (etwas versteckt) auf der TAP-Homepage finden, inklusive aller geplanten Straßenbau- oder -renovierungsmaßnahmen:
http://www.trans-adriatic-pipeline.com/ ... istike.PDF
Konkret ist zu sagen, dass eine durchgehend befahrbare Verbindung Çorovoda-Vithkuq zum derzeitigen Stand nicht in Planung ist, da nicht unbedingt für das Projekt erforderlich, und weil das zu bezwingende Gelände äußerst schwierig ist. Ob eine - für diese entlegene Gegend natürlich ungemein bedeutsame - Gebirgsüberquerung trotzdem gebaut wird, wird am Ende wohl auch am Verhandlungsgeschick der albanischen Behörden liegen...
Re: Das TAP Projekt und die Verkehrsinfrastruktur
Verfasst: Mi, 11. Sep 2013, 7:18
von GjergjD
hui, danke fuer den interessanten Link. Bin gerade in Albanien und bringe spaeter ein paar Verkehrsinfos mit
Re: Das TAP Projekt und die Verkehrsinfrastruktur
Verfasst: Do, 19. Sep 2013, 18:13
von GjergjD
Was ich schon mal sehr positiv finde ist, dass die Leitung gleich hinter der griechischen Grenze offenbar durch das Tal bei Blisht verlegt wird und nicht die sensible Zonen bei Dardha passiert, was einen Umweg bedeutet.
Re: Das TAP Projekt und die Verkehrsinfrastruktur
Verfasst: Mo, 23. Sep 2013, 16:30
von divis
GjergjD hat geschrieben:Was ich schon mal sehr positiv finde ist, dass die Leitung gleich hinter der griechischen Grenze offenbar durch das Tal bei Blisht verlegt wird und nicht die sensible Zonen bei Dardha passiert, was einen Umweg bedeutet.
Ja, diese Routenführung ist schon seit längerem fix, eben um eine Durchquerung des Moravagebirge zu vermeiden. Dafür wurde auch die Route in Griechenland etwas nach Norden verlegt.
Re: Das TAP Projekt und die Verkehrsinfrastruktur
Verfasst: Fr, 03. Jul 2015, 19:01
von GjergjD
Wie schon im Thema Skrapar angesprochen, werden die Maßnahmen im Zusammenhang mit dem TAP Projekt jetzt konkret:
Hinter Corovoda findet man den Einstieg in die Trasse, die Bauarbeiter sind die besten Kunden der Bar des "Campingplatzes" nebenan.
Heute erfolgte dort der feierliche erste Spatenstich in Anwesenheit von Edi Rama.
https://youtu.be/euDXzbDvK10
Dies ist vor allem auch der Start der Sanierungsarbeiten an Straßen und Brücken an der Pipeline. Die größte Auslandsinvestition im Lande trägt dazu bei, abgelegene Landstriche verkehrstechnisch zu erschließen, bei gleichzeitiger Einhaltung strenger Umweltrichtlinien.
Es werden etwa
100 km Straßen und 40 Brücken rekonstruiert oder neu erbaut entlang der Route Vishocicë, Vithkuq und Shtyllë in der Region Korça, in Potom, Çorovoda, Kakruka, Therepeli, Vendresha im Gebiet Berat und bei Topoja im Gebiet von Fier.
Die Arbeiten enden voraussichtlich bereits 2016, um dann den Bau der Pipeline zu ermöglichen.
http://www.tap-ag.com/assets/03.land_ac ... 202014.pdf
Re: Das TAP Projekt und die Verkehrsinfrastruktur
Verfasst: Fr, 03. Jul 2015, 21:11
von divis
Baufirma ist "Gener2" der Gebrüder Ulaj zusammen mit - wohl eher pro forma, da ein rein albanisches Angebot nicht akzeptiert worden wäre - Sicilsaldo, einer sizilianischen Baufirma mit Cosa Nostra-Vergangenheit.
Da hätte man wen besseren auswählen können :/
Re: Das TAP Projekt und die Verkehrsinfrastruktur
Verfasst: Fr, 03. Jul 2015, 21:27
von GjergjD
divis hat geschrieben:Konkret ist zu sagen, dass eine durchgehend befahrbare Verbindung Çorovoda-Vithkuq zum derzeitigen Stand nicht in Planung ist, da nicht unbedingt für das Projekt erforderlich, und weil das zu bezwingende Gelände äußerst schwierig ist. Ob eine - für diese entlegene Gegend natürlich ungemein bedeutsame - Gebirgsüberquerung trotzdem gebaut wird, wird am Ende wohl auch am Verhandlungsgeschick der albanischen Behörden liegen...
Gibt es dazu einen neuen Stand? Ich bin davon ausgegangen, dass man diese Straßenverbindung zur Realisierung der Pipeline zwingend braucht.
Re: Das TAP Projekt und die Verkehrsinfrastruktur
Verfasst: Fr, 03. Jul 2015, 21:32
von divis
Es ist wieder am Tapet, aber es gibt noch keine endgültige Entscheidung dazu. Ich fress sowieso einen Besen wenn der Zeitplan hält...
Re: Das TAP Projekt und die Verkehrsinfrastruktur
Verfasst: So, 13. Dez 2015, 19:09
von GjergjD
Also ich gehe fest davon aus, dass schon 2016 die Verbindung Corovoda-Potom vor der Fertigstellung steht, sie ist eine Voraussetzung, dass die Leitung verlegt werden kann: erst kommt die Straße, dann die Leitung.
Zusammenfassung der geplanten Aktivitäten in Albanien
https://vimeo.com/127148626
In total, TAP will:
Construct and rehabilitate approximately 100 kilometres of road along the pipeline’s route, including Vishocicë, Vithkuq and Shtyllë in the Korça region; Potom, Çorovodë, Kakrukë, Therepelë, Vendreshë in the Berati region; and Topoje in the Fier region.
Build three new bridges and rehabilitate more than 40 existing bridges in the regions of Korçë, Berat and Fier.
The work is expected to be completed during 2016, while the main construction of the pipeline will start in summer 2016.
http://www.tap-ag.com/news-and-events/2 ... in-albania
Re: Das TAP Projekt und die Verkehrsinfrastruktur
Verfasst: So, 13. Dez 2015, 21:37
von volkergrundmann
Verstehst du das so, dass entlang der Trasse eine völlig neue öffentliche Straßenverbindung entsteht? Also, praktisch von Corovoda nach Vithkuq? Das würde ja die Verbindungssituation in diesem Raum fundamental umgestalten.
Re: Das TAP Projekt und die Verkehrsinfrastruktur
Verfasst: So, 13. Dez 2015, 22:08
von GjergjD
Ja das soll der positive Nebeneffekt der Trasse werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass dies erreicht wird, sicher keine Hauptstraße in dem Sinne, aber ein nutzbarer Weg, der jetzt überhaupt nicht vorhanden ist. Vielleicht sehen wir in einem Jahr schon die Zeichen, dass Skrapar näher an Korça rückt, als an Permet?
Re: Das TAP Projekt und die Verkehrsinfrastruktur
Verfasst: Mi, 24. Feb 2016, 14:10
von divis
Muss wie schon geschrieben leider ein wenig enttäuschen, die Lücke wird zwar deutlich kleiner, aber ca. 5km in schwierigem Gelände bleiben nach derzeitigem Planungsstand offen.
geplantes Straßenende von Çorovoda kommend: 40°30' 42'' N / 20°24' 07'' E
40.511649,20.401944 (auf Google Maps)
geplantes Straßenende von Vithkuq kommend: 40°30' 58'' N / 20°26' 50'' E
40.516121,20.447206 (auf Google Maps)
Edit Koordinatenlink vom Mod
Re: Das TAP Projekt und die Verkehrsinfrastruktur
Verfasst: Mi, 24. Feb 2016, 16:18
von GjergjD
Ich verstehe nicht, wie man so eine Lücke lassen kann. Die Leitung geht ja schließlich auch durch und die Maschinen müssen ja auch dort arbeiten, also hinbewegt werden
Re: Das TAP Projekt und die Verkehrsinfrastruktur
Verfasst: Mi, 24. Feb 2016, 17:25
von volkergrundmann
Das riecht aus der Sicht der Touristen wirklich nach verpasster Chance. Das ist ja fast so schlimm, wie die Einstellung der Arbeiten für Shupenza-Librazhd. Aber es scheint, die Regierung hat den Maßstab knallharter Wirtschaftlichkeitsberechnung an alle Großprojekte gelegt. Und da lautet wohl die Frage: Wie viel Einheimische werden diese Straßen nutzen? Der Wirtschaftsverkehr ist in Albanien stärker als anderswo auf die jeweiligen Regionalzentren ausgerichtet. Und die weinenden Touristen, die gern von Korca nach Corovoda fahren würden, sind nach wie vor keine wirtschaftlich relevante Zahl.
Re: Das TAP Projekt und die Verkehrsinfrastruktur
Verfasst: Mi, 24. Feb 2016, 20:02
von divis
Diese Straßen werden aber nicht von der Regierung, sondern von TAP gebaut, und die sehen sich jetzt halt eher nicht als Mutter Theresa, um den weinenden Touristen was zu spendieren was sie selber nicht unbedingt brauchen. Zwischen den beiden erwähnten Straßenendpunkten können Rohre und Geräte entlang der Trasse selbst transportiert werden, mit Seilzügen und dergleichen - das ist durchaus machbar, und einfacher als in ein solches Gelände eine Straße hineinzuklotzen und zu erhalten.
Was aber meines Wissens die Behörden selber bauen (wenn auch wohl in irgendeinem Zusammenhang mit TAP), ist die neue Osumi-Brücke nördlich von Çorovoda, die Pfeiler stehen schon. Das soll einmal Teil einer Westumfahrung Çorovodas werden, damit die Rohrtransporte nicht durch den Ort donnern müssen. In der Wiese gegenüber der bestehenden Brücke soll auch ein Rohrlager entstehen.
Re: Das TAP Projekt und die Verkehrsinfrastruktur
Verfasst: Do, 25. Feb 2016, 15:54
von volkergrundmann
Welche Rolle spielt denn in diesem Konzept die bereits gebaute, doch recht großzügige Ableitung aus der obersten Serpentine der Aufstiegsstraße in Richtung Radesh? Deren Funktion ist mir nun noch weniger erklärlich, wenn an einer kompletten Westumfahrung Corovodas gearbeitet wird.
Re: Das TAP Projekt und die Verkehrsinfrastruktur
Verfasst: Fr, 26. Feb 2016, 1:10
von Lars
Das ist meines Wissens keine Westumfahrung. Von der Brücke führt die Strasse am Westufer des Osum nach Norden - einfach ein Ersatz für die letzten kurvigen Kilometer durch die Hügel östlich hoch über dem Fluss. Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich im Herbst in Çorovoda ein entsprechendes Schild gesehen.
Die Stadt würde so nicht entlastet. Machte für uns nur bedingt Sinn ...
Jedenfalls gab es von der Brücke nach Süden keine Bautätigkeiten. Einen Strasse wäre da auch nicht einfach anzulegen mit dem Cañon und dem Anschluss an die Strasse von Çorovoda nach Süden, die hoch oben verläuft.
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Re: Das TAP Projekt und die Verkehrsinfrastruktur
Verfasst: Fr, 26. Feb 2016, 1:12
von Lars
Nicht eine TAP-Bautätigkeit, aber wenn wir schon in der Region sind: Im Herbst haben sie auch eine neue Hochspannungsleitung nach Çorovoda gebaut - umlief Berat östlich, dann zum Teil der Strasse entlang, zum Teil hoch in den Bergen. An Çorovoda westlich vorbei. Keine Ahnung, wo die im Norden und Süden angeschlossen wird. Könnte aber durchaus weitergehen bis Përmet oder Griechenland.
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