Hallo Estra,
vielen Dank für Deine Antwort - bitte entschuldige meine späte Reaktion, ich hatte schon gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet.
Genau, er lebt in Griechenland. Geplant war, dass er zu mir kommt und hier arbeitet. Rechtlich ist das machbar. Allerdings hatte er sich das Ganze wohl einfacher vorgestellt. Ich denke, wenn man unbedingt etwas möchte, ist die Gefahr groß, dass man sich manchmal etwas vormacht. Naja, nun hat sich diese Haltung quasi ins Gegenteil verkehrt und er hat extreme Angst, seine Tochter nicht mehr sehen zu dürfen.
Die Möglichkeit außer Landes zu gehen besteht für die Mutter sicherlich theoretisch, aber die Tochter ist in Griechenland geboren und verwurzelt, dass wäre schon extrem egoistisch gegenüber dem Kind. Das Problem ist wohl - so sagt er - wenn er geht, weil er einfach nicht mehr mit seiner Frau leben möchte, gilt er bei seinen Landsleuten als derjenige, der die Familie zerstört hat.
Ich habe nun einen deutschen Bekannten, der genau das gleiche durchgemacht hat (ohne den "Nationalitäteneinfluss") und er wurde von seiner Exfrau bei den Kindern schlecht gemacht. Das hat er dadurch gelöst, dass er einfach unermüdlich immer wieder bei seinen Kindern aufgetaucht ist, gesprochen hat, etwas unternommen hat.. deshalb habe ich vorgeschlagen, dass auch er nach einer Trennung erstmal in Griechanland bleibt, um erstmal Stabilität in die Situation zu bringen.
Mittelfristig kann man dann schauen, in welchem Anteil man das Leben der Situation anpasst. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man erstmal schaut, dass wir den Winter hier gemeinsam in D. leben und er im Sommer in Griechenland arbeitet und in der Nähe seiner Tochter ist. Ich bin rel. flexibel und kann regelmäßig nach G. fliegen. Es ist auch durchaus denkbar, dass wir seine Tochter irgendwann hierher holen und hier studieren lassen.
Ich würde auch immer versuchen, die Beziehung zu seiner Frau über die Jahre aufzubauen, um eine gut funktionierende "Patchworkfamilie" hin zu bekommen. Die Chancen stehen m.E. besser, als normal, weil ich durch meinen Beruf psychologisch geschult bin und es sicherlich anders angehen würde, als in "normalen" Trennungsschlachten üblich und auch meinen Freund beim Umgang mit seiner Frau und Tochter (hinter den Kulissen) unterstützen könnte, wenn er es denn zulassen kann.
Ohne hier zu sehr in (seine) persönlichen Einzelheiten zu gehen: er sieht es ganz klar als speziell albanisches Problem.
Bevor seine Frau sich nichts zu Schulden kommen lässt, kann er nicht gehen, die Angst vor den Konsequenzen macht ihn so fertig, dass er für Lösungsansätze gar nicht mehr ansprechbar ist. Früher war wohl ständig Streß zwischen den beiden und als das Thema Trennung mal so leise auf den Tisch kam, hat sie sich ab diesem Zeitpunkt komplett zurück genommen, um die Ehe zu retten und damit sind ihm nach seiner Einschätzung die Hände gebunden. Parallel hat er Angst, dass die Beziehung zu mir auffliegt und er dann erstrecht "der Schuldige" ist.
So langsam ist das wesentliche Problem, dass er es sich halt in den Kopf gesetzt hat, dass es so wäre - und er wird immer frustrierter und sieht keinen Ausweg, offen für Lösungen oder Hilfe ist er aber auch nicht. Es ist, als wenn diese Angst seinen Kopf blockiert. Er wartet wohl, dass sie wieder in altes Verhalten fällt, damit er ihr die Schuld geben kann. Das finde ich für das Kind letztendlich - egal, wer wen schlecht macht - die übelste Lösung.
Soweit ich das beurteilen kann, ist die Großfamilie intakt, das Verhältnis zwischen den Familienmitgliedern gut (bei dem Verhältnis zur Familie seiner Frau bin ich mir nicht so ganz sicher). Und wenn es kein speziell albanisches Problem ist, meine ich, dass wenn alle Beteiligten sehen, dass er sich kümmert, sich seiner Verantwortung nicht entzieht und für seine Familie sorgt, sich über die Zeit alles wieder einrenkt. Ich könnte mir auch vorstellen, dass seine Frau so handelt, weil sie von mir nichts weiß und ggf. auch finanzielle Probleme fürchtet? Was meinst Du dazu? Sie weiß ja nichts von mir und denkt sich vielleicht, wenn er mit einer jüngeren nochmal eine Familie gründet, fällt sie finanziell hinten runter.
Nach aktuellem Stand habe ich aber wenig Hoffnung. Er ist zwar in seiner aktuellen Konstellation frustriert und unzufrieden, möchte ein anderes Leben führen (mal von mir abgesehen), traut sich aber nicht, die nötigen Schritte einzuleiten. Helfen lässt er sich nicht. Möchte zwar alles gern so aufrecht erhalten, bis sich irgendwann die Gelegenheit ergibt, wird dabei aber immer unzufriedener und übellauniger, was für mich langsam auch schwierig wird, denn bei allem Verständnis, wenn ich dauernd den Frust abbekomme und es nicht möglich ist, gemeinsam Lösungen zu finden, er mich null einbezieht (das man Probleme als Mann lieber allein löst, ist ja nicht nur bei albanischen Männern so

) - weiß ich einfach nicht, was ich noch machen kann. Für mich ist die Situation auch reichlich belastend und um es mal vorsichtig zu sagen: er macht es phasenweise durch sein Verhalten auch nicht gerade einfacher.
Das kann ich menschlich sogar verstehen, leider bekommen ja immer die Menschen, die einem am nächsten stehen, immer am meisten ab, wenn es einem nicht gut geht. Verstehen heißt aber nicht gutheißen. Und leider wird es durch die belastende Situation, die nun schon einige Jahre andauert, schlechter statt besser.
Naja - ich bin jedenfalls einigermaßen hilflos. Letztendlich sehe ich es so, dass wenn wir nicht vorankommen, ich die Beziehung beenden muss, weil ich das so sicher nicht noch einige Jahre durchhalte (die äußere Situation schon, aber er verhält sich wirklich teilweise so bescheuert, bei eigentlich so selbstverständlichen Dingen, dass er es wohl selbst nicht versteht) - es ist, als wäre er zwei Männer: ein warmherziger, liebevoller, intelligenter und ein kaltherziger, rücksichtsloser, ungerechter, der bei allen die Schuld sucht, nur nicht bei sich selbst. Leider verschieben sich die Verhaltensanteile mehr und mehr in Richtung des zweiten Charakters.
Deshalb hatte ich die Idee, hier einmal zu fragen, in der Hoffnung auf albanischen "Input" - da er gern mal vorschiebt, dass ich das Ganze als Deutsche mit meiner anderen Mentalität ja nicht verstehen könne. Oder vielleicht gibt es Beratungsstellen / Unterstützungen, die man in Albanien in Anspruch nehmen kann, für Menschen in solchen Situationen.
Liebe Grüße
Kathy