Di, 23. Jun 2015, 21:53
Alle Werbebroschüren Albaniens rühmen Amantia. Der Tourist, der sich hin quält, fragt sich düpiert: Was ist hier das Aufregende?
Albanien hätte aber tolle, wirklich überzeugende Angebote für Freaks alter Militärtechnik. Bloß, die zeigen sie keinem. Wer auf Google Earth mal auf 40°46'28.90"N, 19°55'55.64"E geht, der sieht dort deutlich einen ganzen Haufen von Flugzeugen stehen. Es handelt sich um chinesische, oder genauer, von den Chinesen nachgebaute russische Jagdflieger aus den Anfangs-1950er Jahren. Ein einzigartiger musealer Schatz, ich glaube kaum, dass es davon außer in China selbst noch irgendwo Exemplare gibt.
Das Dumme, wirklich extrem Dumme, ist, dass die Albaner die Dinger immer noch als militärische Güter betrachten und sie immer noch unter militärischem Verschluss stehen. Die höheren Stäbe haben sie wohl aus den Augen verloren und die unteren örtlichen leiten wohl die Wichtigkeit ihrer eigenen Existenz daraus ab, den Schrott bewachen zu dürfen.
Die Albaner haben heute keine Luftwaffe mehr, nur noch Hubschrauber. Der Flughafen Kucova, zu dem sie gehören, wird aber wohl im Rahmen einer NATO-Vereinbarung als Reserveplatz für den Krisenfall grundsätzlich funktionsfähig gehalten. Aber diese Grundsätzlichkeit wird wohl sehr weit gesehen, denn zwischen den beiden links und rechts angrenzenden Orten besteht seit langem öffentliche Direktverbindung quer über das Rollfeld, nach beiden Seiten provisorisch mit einem Zaun abgegrenzt. Ein uraltes, kaum mehr lesbares Schild besagt auch, dass fotografieren verboten sei.
Die Chinesen-Maschinen wurden nach ganz hinten vor die offenbar nicht mehr funktionsfähigen Hangar-Bergbunker geschoben und rotten dort nur vor sich hin. Man kann sie also beim Überqueren des Rollfeldes da deutlich sehen, nur eben fotografieren oder gar näher herangehen darf man nicht. Neben den Fliegern hinten stand ein Zivil-Auto mit offen stehenden Türen und offener Heckklappe. Das Tor im Zaun stand weit offen, da dachte ich, es seien sowieso Zivilisten drin, da könne ich wohl auch. Als ich aber hineinging und meine Kamera hob, spritzen zwei Soldaten von ihrem Ruheplatz unter dem Baum. Zunächst dachte ich sie würden das Auto in Bewegung setzen, bis dahin wäre ich fort gewesen. Ich hatte aber übersehen, dass unter dem Baum noch ein Moped stand und mit dem setzten sie mir nach. Da ich mir das Kommende leicht ausmalen konnte, tauschte ich blitzschnell die Chip-Karte mit den Aufnahmen gegen eine andere. Da waren sie auch schon bei mir und beschlagnahmten meine Kamera. Ich tat so, als verstehen ich nicht, was sie wollten, aber der eine zückte sein Handy, scrollte darauf die Funktion "Delete" und deutete auf meine Kamera. Ich ließ deren Bilder durchlaufen und überzeugte sie, dass es nur welche vom Bogova-Wasserfall waren. Da wussten sie sich keinen Rat mehr und ließen mich laufen.
Ich dachte, ich käme vielleicht von hinten über den Berg an die Maschinen, aber nach mühsamster Kraxelei musste ich mich davon überzeugen, dass das gesamte Areal von einem neuen Maschendraht-Zaum umgeben war.
Die angefügte Aufnahme stammt von ganz vorne, vom Haupteingang. Da ist natürlich auch verboten, zu fotografieren, aber über das Tor eines zum Verkauf stehendes benachbarten Privatgrundstücks kommt man den dort noch stehenden drei Maschinen auf ein paar Meter nahe.
Ich würde mir wirklich wünschen, dass die Albaner bald den touristischen Wert dieser "Militärgeheimnisse" erkennen. Sie haben So viele davon, dass man davon ohne Mühe ein Zehn-Tage-Programm zusammenstellen kann. Es gibt eine Menge Militär-Nostalgiker in Westeuropa. Die würden für eine solche Tour gerne einen ordentlichen Preis berappen. Für die Besichtigung der unterirdischen Fertigungsstätten von Polican sicher noch einen Aufpreis.
-
Dateianhänge
-
-