Um unserem lustigen Rätseln hier eine neue Dimension zu geben, stelle ich einen sehr unterhaltsamen historischen Text ein, der viele interessante, aber auch klärungsbedürftige Namen enthält. Ich werde die ein oder andere Angabe mal nachverfolgen, wer macht mit?
Man kann das Buch auch komplett online lesen, was ich mir unbedingt vorgenommen habe.
Peza ist ein Dorf mit zerstreut liegenden Häusern, wie dies fast überall in Albanien der Fall ist. Zu Strassen nebeneinander gereihte Häuser findet man nirgends. Die Thäler des Arzen und des Saranika, der sich bei Peza in erstem ergiesst, erweitern sich hier zu einer nicht unbedeutenden fruchtbaren Ebene, auf welcher zahlreiche Herden von dem Wohlstande der Bevölkerung zeugen.
Die in der letzten Strecke recht ungangbare Strasse wurde in der Ebene wieder besser, d. h. kothiger, und wir trabten fröhlich weiter, bis uns nach einer halben Stunde ein nicht unbedeutendes Hinderniss aufstieg. Es war dies ein Wildbach mit reissender Strömung. Auch hier (wie überall) standen von der Brücke nur mehr die gemauerten Enden, doch lief ein schmaler Holzbalken hinüber, auf dem Blondin vielleicht ohne Schwierigkeit gegangen wäre, der aber für uns und besonders für die Pferde unpracticabel war. Es galt demnach, den tosenden Wildbach zu durchwaten.Das Wasser war trüb und wir hatten von seiner Tiefe keine Ahnung. Nur schlossen wir aus der bedeutenden Strömung, dass die Tiefe entsprechend sein müsse. Omer trieb sein Pferd in den Bach. Kaum hatte es zwei Schritte gemacht, als es bis an den Bauch einsank und von der Strömung fortgerissen wurde. Wäre Omer nicht ein so ausgezeichneter Reiter gewesen, so waren Beide verloren. Er blieb aber kaltblütig, setzte sich so zurecht, dass sein Pferd nicht aus dem Gleichgewicht kam und liess es schwimmen bis es eine Stelle erreichte, wo es festen Fuss fassen konnte. Dann gewann er wohlbehalten das andere Ufer...
Nach diesem Intermezzo ritten wir über Felder an einer Moschee vorbei, von deren Minaret eben der Muezin sein „Alla" plärrte und schlugen dann einen interessanten Felsenpfad ein, welcher uns um zwei Uhr zur berühmten Besirit-Ure (Besirs-Brücke) führte, welche in drei Bogen den Arzen überspannt. Sie wurde 1859 vom Tiranaer Kaufmann Besir durch einen Triester Architekten erbaut. Auf der andern Seite schlugen wir unser Lager auf. Die Rast bei der Besir-Brücke kam uns wohl zu statten. Nach dem anstrengenden Ritte lag es sich so angenehm im Freien, inmitten einer lachenden Natur.
Die Brücke, welche zwischen dem Castell und Bacelek (von Skodra) über den Kiri führt, befindet sich im jämmerlichsten Zustande. Bevor wir darüber ritten, ermahnten mich meine Begleiter abzusteigen, um bei dem sehr möglichen Einsturz der Brücke besser wegzukommen. Als Fatalist jedoch und an schlechte Brücken im Orient gewöhnt, blieb ich im Sattel.
Dass der Zustand der Brücke ein unbeschreiblicher war, konnte ich erst dann würdigen, als ich am jenseitigen Ufer von unten hinauf sah. Dann erst ergriff mich Erstaunen, dass die Brücke nicht schon längst eingestürzt. So etwas lässt sich nicht beschreiben; das muss man sehen! Höchst possierlich ist es, die Passanten (zwei- und vierfüssige) einen förmlichen Eiertanz aufführen zu sehen, um den vielen Löchern und fehlenden Balken auszuweichen.
Viel besser, weil erst kürzlich an Stelle der 1877 beim Vordringen der Montenegriner verbrannten Brücke aufgeführt, ist jene über die Bojana. Neben ihr befindet sich die Douane und verschiedene Magazine, der gedeckte und gemauerte grosse Besestan und die Ausläufer des Bazar.
Ein Seitenarm des Kiri, den ich bei meiner Ankunft noch mit hohem Wasserstand sah (ein Pascha ertrank vor einigen Jahren im Kiri), war jetzt gänzlich ausgetrocknet. Wir übersetzten ihn und jagten quer durch die Ebene dahin. Vereinzelt stehende Bäume bilden die Orientierungsmarken. Nach einer halben Stunde langten wir bei der Venezianerbrücke an, ein antikes Werk von 13 Bögen (davon allerdings nur die Hälfte von Bedeutung), aber in so schlechtem Zustande, dass man vom Pferd absteigen muss. Der Kiri enthielt noch einige Wasserreste, die eine prächtige smaragdgrüne Farbe aufwiesen. Unmittelbar hinter dieser Brücke begann der Weg schwierig zu werden. Von da an fliesst nämhch der Kiri (d. h. sein Oberlauf) in einem engen Felsenthale. ...
Brücken sind in Oberalbanien nicht so selten, befinden sich aber gewöhnlich in einem trostlosen Zustande. Die meisten Brücken, welche mir aufstiessen, waren so schlecht, dass nicht einmal die Einheimischen sie passiren wollten, sondern es vorzogen, durch das Wasser zu waten. Gewöhnlich standen nur die gemauerten Endpunkte, über welche ein Balken gelegt war, den nur ein geübter Seiltänzer passiren konnte.
Ich erinnere mich, dass ich einst Zeuge war, wie ein verwegener Albanese sein Lämmchen resolut aufnahm und trotz Strampelns, Zappelns und Blöckens auf dem Rücken über einen solchen Balken trug.
Die ganz aus Stein erbauten Brücken, gewöhnlich aus dem Mittelalter stammend, machen allein eine ehrenvolle Ausnahme.
Da aber auch sie kein Geländer besitzen und fast gar nicht ausgebessert werden, gehört ihr Passieren auch zu keiner angenehmen Aufgabe. Die wichtigsten mir bekannten Steinbrücken Oberalbaniens sind:
Ueber den Drin die beiden Vezirs-Brücken, von denen die untere ein mächtiges Werk in 18 Bögen von verschiedener Grösse ist. Wie die meisten dieser Brücken führt sie nicht in einer geraden Linie, sondern wellenförmig über den Fluss. Sie steht auf einer quer durch den Fluss laufenden Felsbank, welche wahrscheinlich erst vom Wasser bis zu ihrem heutigen Niveau ausgespült worden ist, so dass in der Urzeit der Schwarze und Weisse Drin vielleicht in einem See zusammenflössen.
Auch die obere Vezirs-Brücke (Vezirit-Ure) über den Weissen Drin, ist ein altes Bauwerk, das in der nahen Brücke über den Schwarzen Drin sein Seitenstück findet. Jene über den Luma-Bach ist in einem einzigen Bogen erbaut.
Die Brücken bei Skodra habe ich schon im ersten Theil erwähnt. Ebenso die Venezianerbrücke am Weg nach Drivasto, die Besirit-Brücke über den Arzen und mehrere kleinere. Es sei noch bemerkt, dass bei San Giorgio-Pentari noch eine andere Brücke über die Bojana führt und jene berühmte über den Sem eigentlich „Krzanicki most" heisst.
Der Oberlauf des Schwarzen Drin ist auch noch von einigen kleinen Brücken überspannt: die eine bei Karma Mistit, die zweite bei Kljese, die dritte (ebenfalls Besirit-Ure genannt) südwestlich der Stadt Dibra, die vierte bei Trebiste (Dolgasit-Ure), die fünfte bei Lukova. Unter den kleineren Brücken sind noch erwähnenswerth: jene bei Peza-vogélj über den Arzen, bei Giadri über den gleichnamigen Bach, beim Han Grabov und bei Mahala über den Sem und jene über den Megured-Bach.
aus: Oberalbanien und seine Liga. Ethnographisch-politisch-historisch, geschildert von Spiridion Gopčević, Leipzig 1881