Theth – im Herzen der Albanischen Alpen

Theth ist das Herz der Albanischen Alpen: ein prächtiges Tal umgeben von den höchsten Gipfeln des Gebirges. Das kleine Dorf liegt abgeschiedenen zwischen den Bergen – mit dem Nationalpark ist das Dorf Ziel vieler Besucher. Hohe Gipfel und Felswände umgeben den eindrücklichen Talkessel am Ende des Shala-Tals. Der Ort eignet sich gut als Ausgangspunkt für kleinere und grössere Wanderungen und Besichtigungen.

Im Winter ist das Dorf manchmal eingeschneit und für längere Zeit nicht erreichbar. Bis zur Asphaltierung des Strasse lebten nur wenige Familien das ganze Jahr dort, weshalb auch die Schule lange geschlossen war. Im Sommer kommen aber viele zurück, bebauen ihre Felder und bewirten Touristen. Und auch ausländische Besucher sind in den Sommermonaten zahlreich.

Theth in den Nordalbanischen Alpen
Frisch herausgeputzte Häuser und Kirche im Zentrum

Theth ist eine Streusiedlung mit weit auseinanderliegenden Häusern, die sich zu kleinen Siedlungen gruppieren. Das Zentrum (850 m) ist bei der Brücke, wo die Strasse endlich den Talboden erreicht. Hier befindet sich ein Besucherzentrum, ein Café und etwas weiter entfernt die Schule und noch ein Stück südlicher die Kirche. Ein einfacher Fahrweg erschliesst die Häuser auf der östlichen Talseite und führt nach Norden zum Ortsteil »Okol« am oberen Ende von Theth. Die Strasse – wird gerade ausgebaut – bleibt auf der westlichen Talseite und führt weiter hinunter ins Shalatal.

Der Tourismus in Theth boomt. Es herrscht eine Golgräberstimmung: Überall werden neue Unterkünfte gebaut, bestehende Häuser erweitert, neue Wege angelegt. So steigt auch die Qualität des Angebots. Trotzdem steckt man immer noch inmitten einer wilden Bergwelt.

Anfangs August fand in den letzten Jahren das Kultur- und Musikfestival »Za Fest« statt.

Orte und Sehenswürdigkeiten in und um Theth

Die Wege zu den Sehenswürdigkeiten im Dorf sind ab Brücke gut ausgeschildert.

Wehrturm in Theth
Alter Wehrturm in Theth
  • Kirche – ein kleiner Bau, der Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Während des Kommunismus wurde Kirche als Lager genutzt. Anfangs der 2000er Jahre wurde das Gotteshaus wiederhergerichtet und erhielt einen neuen Turm.
  • Kulla von Nikoll Koçeku – Nicht weit von der Kirche entfernt liegt eine Kulla, ein alter Wehrturm, wo sich früher die von der Blutrache verfolgten eingeschlossen haben. Der Turm kann besichtigt werden.
  • Mühle – Unterhalb vom Turm liegt eine kleine Mühle. Die primitive Anlage in einem Holzschuppen, angetrieben von Wasser, das durch einen kleinen Kanal von der Shala zugeleitet wird, war noch bis vor wenigen Jahrzehnten in Betrieb.
  • Museum – In einem alten Wohnturm, der Kulla von Lulash Boshi, ist eine kleine »ethnographische Ausstellung« untergebracht. Das stattliche Wohnhaus wurde auf einem Felsen südöstlich der Kirche errichtet.
Theth – Wasserfall
Grunas-Wasserfall

Theth ist natürlich primär ein Naturerlebnis. Ein erster Wasserfall findet sich bereits neben der Strasse kurz bevor sie den Talboden erreicht. Untenstehende Wanderungen führen noch weiter in die Bergwelt.

  • Grunas-Wasserfall – Ein gutes Stück weiter südlich liegt der grösste Wasserfall von Theth. Das Wasser entspringt einer Quelle in der Felswand und stürzt darauf rund 30 Meter in die Tiefe in ein grosses Becken. Der Aufstieg zum Wasserfall ist mit einer kleinen Wanderung (ca. 1 Stunde ab Zentrum) über Stock und Stein verbunden – immer den Wegweisern »Waterfall«/»Ujvara« nach.
  • Grunas-Canyon – Von der südlichsten Brücke über die Shala bietet sich ein guter Einblick in die Schlucht von Grunas. Das Wasser hat hier einen Einschnitt gegraben, der nur ein paar Meter breit, aber sehr tief ist. Die Brücke liegt westlich vom Wasserfall und ist über die Fahrstrasse auf der Westseite des Tals gut erreichbar.

Wanderungen im Nationalpark

Wandern in Theth: Informationstafel
Wegweiser an der »Strasse« in Theth-Zentrum

Die meisten Besucher kommen wegen des Bergerlebnisses nach Theth – also um kürzere oder anstrengendere Wanderungen in der Umgebung zu unternehmen. Ein Überblick über die Region und Wanderrouten bietet das Besucherzentrum des Nationalparks: ein Neubau neben der Brücke.

Noch als Spaziergänge gehen der Besuch beim Wasserfall von Grunas oder den Quellen von Okol durch. Hinter Okol, im hintersten Abschnitt des Shala-Tals, lassen sich gut die steilen Felswände des Arapi und die Kehren des Wegs auf den Peja-Pass betrachten. Lang, aber wenig problematisch ist der Weg zum Blauen Auge. Alle anderen Touren sind Wanderungen, die in die – meist stark – abgeschiedene Bergwelt führen und entsprechende Ausrüstung und Vorbereitung voraussetzen. Siehe Hinweise zum Wandern auf der Seite Albanischen Alpen!

Mit deutscher Finanzierung und Schweizer Know-how wurden zahlreiche Wanderwege rund um Theth und in den ganzen Alpen markiert. Somit fällt die Orientierung bei gutem Wetter auf den häufig begangenen Routen nicht mehr schwer. Die Wege über die Pässe sind meist ab Juni passierbar – grösste Vorsicht ist insbesondere bei Passagen von Schneefeldern immer gefragt.

Theth ist Etappenpunkt des Fernwanderwegs »Peaks of the Balkans«.

Die wichtigsten Touren ab Theth

Theth: Arapi und Qafa e Pejës
Okol: Arapi und Qafa e Pejës
  • Ndërlysa & Blaues Auge – Ein technisch unproblematischer, aber recht langer Ausflug führt zum »Blauen Auge« (»Syri i kaltër«). Dieses kleine Seelein ist beliebt, gerade weil es nur etwa eine Dreiviertelstunde von der Strasse entfernt ist. Etwas anstrengender wird es, wenn man den ganzen Weg ab Theth zu Fuss macht.
    Von Theth geht es am Grunas-Wasserfall und -Canyon vorbei auf der Ostseite des Tals (nicht auf der Fahrstrasse) nach Süden bis Ndërlysa, einem kleinen Weiler, der eigentlich noch zu Theth gehört. Hier geht es ins Seitental ab, das vom »Schwarzen Bach« durchflossen wird.
    Gleich zu Beginn des Tals nach Ndërlysa zwängt sich der Bach durch die Felsen durch, wo er hübsche Becken (»Gletschermühlen«) in den Stein gewaschen und die Felsen geschliffen hat. Hier gibt es auch eine kleine Bar. Auf gutem Pfad gelangt man dann zum »Blauen Auge«, einem tiefblauen Topf, in den das Wasser sprudelt. Ein Bad im kühlen Wasser bietet an heissen Tagen eine angenehme Abkühlung.
  • Valbona-Pass – Der Pass verbindet Theth mit Valbona im benachbarten Tal. Die Tour über den Pass ist ein Teil der beliebten Rundtour von Shkodra über den Koman-See und Valbona nach Theth und zurück nach Shkodra. Auch der Fernwanderweg »Peaks of the Balkan« führt über den Pass nach Valbona. Es bieten sich schöne Aussichten zu den Gipfeln und in die Täler hinunter. Die Wanderung über den Valbona-Pass ist lang und anstregend, an wenigen Abschnitten stark ausgesetzt. Solange im Frühling/Frühsommer noch Schnee liegt, ist die Passage gefährlich, sollte nur mit lokalen Guides begangen werden. Obwohl oft begangen, darf die Tour nicht unterschützt werden: Gute Ausrüstung und Fitness sind absolut notwendig. Im kleinen Dorf Rragam auf der Ostseite des Passes gibt es wenige einfache Unterkünfte. Auf beiden Seiten des Passes bieten kleine Cafés im Sommer Erfrischungen an. Mehr Informationen unter »Rundtour Koman–Valbona–Theth« auf der Seite Albanische Alpen.
Tal von Theth mit Arapi, Qafa e Pejës und Jezerca
Tal von Theth mit Arapi, Qafa e Pejës und Jezerca – Nahe »Shtëgu i Dhënve«
  • Shtëgu i Dhënve – Der »Ziegen-Steg« (ca. 1900 m) ist der Übergang ins Tal von Boga. Dies ist der historische Passweg nach Theth. Von Theth her handelt es sich um einen steilen Aufstieg von über 1000 Höhenmetern, der im letzten Teil noch steiler und steiler wird. Von der Westseite her ist der Pass weniger steil, der Weg dafür etwas länger. Vom Pass bietet sich eine gute Aussicht ins Shalatal. Auf der westlichen Seite liegt versteckt eine kleine Quelle ein Stück bergab. Vom Pass nach Süden kommt man nach kurzer Zeit zur Passstrasse.
  • Peja-Pass – Diese Tour über den »Qafa e Pejës« (1710 m) ist wohl die anstrengendste und aufregendste. Der Peja-Pass ist der Zugang in die »Bjeshkët e Namuna« und meist nur der Einstieg für weitere, oft mehrtägige Ausflüge: ins Kelmend, auf die Jezerca, auf den Arapi, um den Arapi oder durchs Runicatal nach Montenegro.
    Der Aufstieg zum Pass ist super steil: Der Weg führt von Okol in vielen Kehren die steile Felswand am Ende des Tals hoch. Das Runicatal jenseits des Passes ist extrem wasserarm – karges Hochland. Alle Touren über den Pass, besonders die mehrtägigen, brauchen gute Vorbereitung und beste Ausrüstung.
Nützlich

Thethi-Guide.com
Broschüre über Theth (issuu.com)

Abenteuer

Ein neues Angebot in Theth ist eine »Zipline«. Über eine Distanz von rund einem Kilometern kann man an einem Seil mittels Tirolienne ins Tal schweben: über Wald, Bäume, Häuser, Felder, Strasse und den Bach. Zum Start der »Zipline« folgt man von der Brücke im Zentrum von Theth der Strasse rund anderthalb Kilometer den Berg hoch.

Allgemeine Hinweise

Umfassende nützliche Reiseinformationen zur ganzen Region finden sich auch auf der Seite
Albanischen Alpen.

Buchtipps: Reiseliteratur

Wanderfüherer Rother Verlag Peaks of the Balkans, Max Bosse & Kathrin Steinweg

Der Rother-Wanderführer Peaks of the Balkans aus dem Jahr 2016 ist nicht nur hilfreich für Wanderer auf dem Fernwanderweg, sondern bietet auch diverse andere Touren rund um Theth an inklusive Jezerca- und Arapi-Besteigungen (detaillierte Streckenbeschreibungen inklusive Koordinaten und Höhenprofile und ordentliche Karten). Damit ist er ein hilfreicher Begleiter für alle Berggänger, die in Theth und Region unterwegs sind. Es finden sich viele hilfreiche Tipps und aktuelle Beschreibungen. Das Kartenmaterial bietet eine erste Orientierung, der Sprachführer ist etwas dürftig.

Nordalbanien Wanderführer - Thethi und Kelmend. Christian Zindel, Barbara Hausammann

Der Wanderführer Nordalbanien (Thethi und Kelmend) ist ein guter Begleiter für alle, die das Bergland nordöstlich von Shkodra erkunden wollen. Das Buch beschreibt nebst Hochgebirgstouren auch Spaziergänge im Tal sowie die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und das Leben der nordalbanischen Gesellschaft. Leider ist der 2008 herausgegebene Wanderführer vergriffen, aber doch noch über diverse Händler erhätlich. Leider sind auch nicht mehr alle Angaben top aktuell, da sich in den letzten Jahren – mitunter dank diesem Buch – auch die Gebirgsregion touristisch stark entwickelt hat. Aber dies betrifft nur unwesentliche Aspekte wie das damals noch bescheidene Angebot an Unterkünften oder die zwischenzeitlich erfolgten Investitionen in den Strassenbau. Zusammen mit dem Buch wurde eine Wanderkarte im Massstab 1:50000 für die Abanischen Alpen produziert, sicherlich die beste für die Region.

Anreise nach Theth

Strasse nach Theth am Gebirgspass Qafa e Thorës, Nordalbaniscche Alpen
Lawinenverbauungen an der ausgebauten Passstrasse beim Qafa e Thorës

Die Strasse nach Theth von Shkodra über Koplik und Boga ist zwischenzeitlich durchgehend asphaltiert. Ab Boga windet sich das schmale Strässchen über den Pass »Qafa e Thorës« (1685 m), wo sich ein Restaurant befindet. Ab dem Strassenende im Zentrum von Theth braucht man reichlich Bodenfreiheit am Wagen, um weiterzukommen.

Der Pass ist in der Zeit von November bis April manchmal wegen Schnee geschlossen – es kann fest schneien in den Bergen udn zudem drohen Lawinen von den Hängen. Es wird versucht, die Strasse möglichst lange offen zu halten. Es muss aber damit gerechnet werden, dass man im Tal eingeschneit wird.
Wie sich die neue, durcheghend asphaltierte Strasse auf die Situation in Theth auswirken wird, muss sich zeigen. Reichlich Verkehr auf der engen Strasse und eventuell noch Behinderungen durch Bauarbeiten können aber nicht ausgeschlossen werden.

Offroad-Wohnmobil in Theth (Albanien)
Ein Offroad-Wohnmobil ist ein durchaus geeignetes Fahrzeug für Fahrten nach Theth

Die »Südroute« aus dem mittleren Shala-Tal durchs Kir-Tal ist nur für erfahrene Offroad-Fahrer mit guten 4×4-Fahrzeugen fahrbar. Der Pass ist weniger hoch, die Strasse aber in sehr schlechtem Zustand, weshalb sie sich endlos zieht. Nur die letzten Kilometer durchs Kir-Tal sind asphaltiert.

Ab Shkodra fahren Minibusse (Furgon) nach Theth, meist frühmorgens. Im Gegensatz zu sonst in Albanien gilt hier Abholservice: Man wird im Hotel abgeholt und ins Gästehaus in Theth gebracht. Hoteliers und Tourenanbieter in Shkodra vermitteln die Fahrten. Ansonsten kann versuchen, beim Platz »Sheshi Ura e Maxharrit« am nördlichen Rand der Innenstadt eine Mitfahrgelegenheit zu finden.

Essen & Schlafen in Theth

Gästehaus in Theth, Albanische Alpen
Gästehaus in Theth

Erst seit dem Jahr 2005 hat sich in Theth der Tourismus entwickelt. Damals entstanden in Theth und Valbona die ersten Gästehäuser. Zwischenzeitlich gibt es endlos viele Gästehäuser und kleine Hotels, fast jedes Haus bietet Gästezimmer an. Schilder vor dem Haus weisen auf das Angebot an Gastbetten hin. Das Angebot wird in den nächsten Jahren weiter wachsen, und die Qualität der Hotels wird immer besser.

Die Gästehäuser verfügen meist über Mehrbettzimmer und einem Badezimmer auf dem Flur. Das Abendessen wird oft noch in der Stube des Hauses eingenommen. Für Wanderungen werden gerne auch Essenspakete bereitgemacht. Die älteren Unterkünfte sind einfach und die Privatssphäre beschränkt. Zumindest hat man die Möglichkeit, etwas Einblick in den Alltag der Menschen zu erlangen.

Bar mit Wasserspielen in den Albanischen Alpen
Bar mit Wasserspielen in Theth

Bis jetzt gibt es kaum Restaurants. Ein paar einfache Cafés stehen zur Verfügung, und zum Teil werden auch Kleinigkeiten zu essen angeboten. Auch die neuen Hotels sollten Essen anbieten können.

Die Speisen in den Gästehäusern sind stark vom lokalen Angebot geprägt: Lammfleisch, frisches Gemüse, Kartoffeln, Käse und Brot.

Falls sie noch existiert: Am Weg zwischen Theth-Zentrum und Okol findet sich nach rund anderthalb Kilometern ein kleines Schild »Bar«. Der Pfad führt über Zäune und eine wacklige Brücke zu einem Lokal auf der anderen Flussseite – das »Malesoria Guest House« ist eine künstlerisch gestaltete Bar, wo der Gast traditionell willkommen geheissen wird und jeder Tisch über einen kleinen Wasserbrunnen verfügt. Ein netter, kleiner Ausflug zu einer gastfreundlichen Gaststätte.

Einkaufen

Die Cafés bieten zum Teil ein paar Dinge des alltäglichen Bedarfs an, aber nur sehr wenig Lebensmittel. Vorräte sollten in Shkodra oder Bajram Curri eingekauft werden. Bei Bauern kann man vielleicht frisches Gemüse, Brot und Käse kaufen.

Ältere Frauen verkaufen gelegentlich selber hergestelltes Handwerk.

Wir Autoren dieser Seite bereisen Albanien teilweise schon sei 30 Jahren. Wir teilen hier unser Wissen und unsere persönlichen Erfahrungen. Feedback ist immer willkommen.

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