Mal wieder was aus der Rubrik „Beifang aus dem Internet“:
Viele (Online)-Zeitungen berichteten dieser Tage über eine Studie des Kölner »Instituts der deutschen Wirtschaft«, das die Zufriedenheit von Arbeitnehmern mit ihrer Beschäftigung untersucht hat. Die zufriedensten Arbeitnehmer finden sich in Dänemark, wo 95 % erfüllt sind. Dahinter folgen Grossbritannien, weitere skandinavische und Benelux-Staaten, Österreich auf Platz 5 (91 %) und Deutschland auf Platz 9 (88 %). Die Schweiz wurde nicht untersucht.
Interessanter wird es im Kontext dieser Website auf den hinteren Rängen der 31 untersuchten Staaten. Hier finden sich lauter Balkan-Staaten, wobei Albanien mit klarem Abstand und lediglich 55 % das Schlusslicht bildet. Es folgen die Türkei (61 %), Mazedonien, Griechenland, Kosovo (64 %) und Montenegro. Die übrigen EU-Staaten haben alle mindestens 71 %.
Weshalb ist Albanien auf dem letzten Rang? Weshalb sind hier so viele Menschen »unzufrieden, wie sie ihre Brötchen verdienen« – wie es in der Studie heisst? Welche Frustfaktoren verderben den Albanern die Lust an der Arbeit? Als »Zufriedenheitsmacher« werden genannt: Lohn, Einflussmöglichkeiten (Ideen verwirklichen, Entscheidungen beeinflussen, Organisation mitgestalten), gute Chefs sowie wenig Stress und Zeitrdruck. An Letzterem dürfte es nicht liegen. Und dass die albanischen Chefs besonders schlimm, die Löhne besonders tief und die Einflussmöglichkeiten besonders gering sind im internationalen Vergleich, mag man auch nicht glauben. Zwar können sich die albanischen Arbeitgeber aufgrund der schlechten Wirtschaftslage und der hohen Arbeitslosigkeit wohl viel erlauben gegenüber ihren Mitarbeitern, aber das ist ein Bild, das wir auch aus anderen Staaten kennen. Auch Arbeitsplatzunsicherheit und schlechte Sozialbedingungen sind keine rein albanischen Phänomene.
Ist es einfach eine statistische Zufälligkeit? Oder das Resultat einer faulen Arbeitskraft in Albanien, die sich keine Mühe bei der Umfrage gegeben und die Ergebnisse gefälscht hat? Liegt es vielleicht daran, dass die Albaner überhaupt keine Lust auf Arbeit haben? Oder sind es wirklich die Chefs und Arbeitsbedingungen, die es einem hier besonders schwer machen?