Das Kommen und Gehen von Pyramiden hat schon wiederholt die albanische Geschichte geprägt. Mitte der 1990er Jahre kamen die Pyramidensysteme – Schneeballsysteme, die Verderben über Albanien gebracht, das Land ins Chaos geführt und die Ersparnisse fast der ganzen Bevölkerung in Luft auflösten.
Der, der damals Präsident im Lande war und dem vorgewurfen wurde, zu wenig gegen die Pyramiden gemacht zu haben, unterstützt jetzt das Verschwinden einer anderen Pyramide: Mitten in Tirana steht noch heute das Enver-Hoxha-Museum. Der Bau, der anfangs der 1990er Jahre mal irgendeinen anderen Namen erhalten hat, als ihm auch die Funktion eines Museums entzogen wurde, wird von allen nur Piramida genannt. Er beherbergte die eine oder andere Messe und diente auch als Disco und Bar. Seit ein paar Jahren steht der Bau aber vor allem leer.
Jetzt soll die Piramida verschwinden. Dass dieses Symbol des kommunistischen Terrorregimes verschwinden soll, überrascht eigentlich nicht – überraschend ist eher, dass es sich zusammen mit der ehemaligen ungenutzten Hoxha-Villa im Blloku überhaupt während 20 Jahren Demokratie erhalten konnte. Ersetzt werden soll es durch ein Symbol der neuen Herrschaft. An seiner Stelle wird jetzt ein neues Parlament geplant.
»Das Design soll >demokratische Werte wie Offenheit, Transparenz und öffentliche Mitbestimmung< verbinden,« erklärt der österreichische Architekt Wolf D. Prix, der mit seinem Architekturbüro »Coop Himmelblau« den Wettbwerb für den Neubau gewonnen hat, gegenüber der Wiener Zeitung »Der Standard«. Wie die albanische Variante von Offenheit, Transparenz und Mitbestimmung in dreidimensionale Formen gepresst aussehen wird, lässt uns mit grosser Spannung dessen Vollendung erwarten.
Auf wenig Zustimmung trifft das Projekt bei der Opposition, die sich vor allem über die hohen Kosten von mehreren Hundert Millionen Euro beklagt und vielleicht auch ein wenig der alten Piramida nachtrauert.
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