Kaum jemand bezeichnet Albanien als sauberes Land. Zu störend ist der allgegenwärtige Anblick von Müll in der Landschaft und der beisende Geschmack von Abgasen in der Nase.
Ganz anders sehen dies Wissenschaftler der amerikanischen Yale Universität. Im »2010 Environmental Performance Index« setzen sie Albanien auf Platz 23 von 163 Ländern weltweit, knapp hinter Italien (18), Portugal (19), Japan (20) und Tschechien (22), knapp vor Spanien (25), Singapur (28) und Serbien (29). Angeführt wird das Ranking von Island, auf das die Schweiz und Costa Rica folgen. Die skandinavischen Länder sowie Frankreich (7), Österreich (8) und Deutschland (17) schneiden ebenfalls gut ab, während zum Beispiel die Niederlande (47), die USA (61), Griechenland (71), Mazedonien (73) und Belgien (88) auch viele Minuspunkte einfuhren. Die letzten sechs Plätze der Liste werden von afrikanischen Ländern eingenommen.
Wie kann das sein, dass Albanien so positiv gewertet wird und das sauberste Land Osteuropas ist? Zumindest wird die Luftverschmutzung (respektive deren Auswirkungen auf die Menschen) als sehr negativ eingeschätzt.
Totz allem Müll in der Landschaft beurteilen die Autoren das Ökostystem Albaniens als sehr gesund. So sind zum Beispiel die CO2-Emissionen sehr gering und die Biodiversität sehr hoch. Auch die Wasserqualität wird generell als gut eingestuft, auch wenn die Wasserversorgung noch mangelhaft ist.
Tatsächlich bietet Albanien noch viele Gebiete, die noch fast unberührt sind von menschlichen Einflüssen – ein Faktor, der wohl auch Russland zu dem verhältnismässig guten Platz 69 verholfen hat. Das Fehlen grösserer industrieller Tätigkeiten ist für die Sauberkeit in dieser Untersuchung sicherlich auch positiv. Trotz allem hinterlässt die Auswertung ein schales Gefühl. Irgendwie passt sie nicht ganz zum Bild, das man sich von Albanien macht. Vielleicht werden die untersuchten Kriterien der albanischen Wirklichkeit doch nicht ganz gerecht. Und schon gar nicht darf das Gefühl entstehen, dass hier alles in Ordnung sei. Es gäbe noch viel zu tun, angefangen damit, bei den Albanern ein Umweltbewusstsein zu schaffen.
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