Der Streit um das Ding in der Mitte

Tiranas zentraler Platz, der den Namen des Nationalhelden Skanderbeg trägt, müsste den Eindruck erwecken, die Zentrale der Macht in Albanien zu sein: Mitten in Tirana, umgeben von Ministerien und anderen Prunkbauten, im Herzen der albanischen Wirtschaftsmetropole, der Hauptstadt und des kulturellen Zentrums des Landes.

Alles andere als diesen Eindruck erlangte, wer in den letzten Jahren auf dem Skanderbeg-Platz stand oder mit dem Auto darüber fuhr. Während ganz Tirana in neuem Glanz erstrahlte – nicht nur die Hauptstrassen wurden neu asphaltiert, sondern auch Häuser, Parks, Gehsteige und Plätze erhielten ein frisches Gesicht –, nahm die Qualität des Strassenbelags auf dem Skanderbegplatz laufend ab. Die Fahrt über den Platz ist ein grauenhaftes Geholpere und auch sonst strahlt der Platz wenig Pomp aus.

Der Grund für die Stagnation liegt einerseits in Plänen der sozialistischen Stadtverwaltung Tiranas, die Innenstadt von Tirana komplett umzugestalten, andererseits in den politischen Verhältnissen im Land. Denn die Regierung Albaniens von der konkurrierenden Demokratischen Partei möchte sich selber ein Denkmal setzen und verhindert, dass die Stadtverwaltung mit den Bauarbeiten beginnen kann. Edi Rama – Bürgermeister von Tirana und ehemaliger Künstler – plant nicht nur die Erneuerung des Skanderbegplatzs, sondern möchte auch die nähere Umgebung mit diversen schlecht genutzten Flächen miteinbeziehen und dem Platz durch diverse hohe Bauten im Hintergrund mehr Würde verleihen.

Nach langem Zuwarten hat die Stadtverwaltung jetzt mit den Bauarbeiten begonnen (Bilder auf Facebook von Alket Islami). Die Landesregierung hat dagegen sofort Einspruch erhoben und die Stadt Tirana gebüsst: 2 Millionen Lek – rund 20’000 Franken – soll die Stadt bezahlen, weil keine Umweltverträglichkeitsprüfung vorliege.

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