Betonpilze für die Ewigkeit

Noch im letzten Beitrag habe ich den Bunkern in Albanien – Produkte von Enver Hoxhas Paranoia, die wie Pilze das ganze Land überziehen – eine Zukunft im Museum prognostiziert. Dies dürfte aber nicht so bald Realität werden. Zwar werden hier und dort ein paar Bunker entfernt oder sie verschwinden hinter hohem Gestrüpp und Neubauten, aber wegen ihrer Robustheit sind sie doch nur schwer loszuwerden.

Zwei junge albanische Studenten aus Italien schlagen deswegen neue Wege vor: Umnutzung! Da es die Bunker nun mal gibt, soll das vorhandene Potential – stabile, übers ganze Land verteilte Betonbauten – auch genutzt werden. Das Interesse von Albanern an ihren Bunkern ist zwar nicht gerade gross. Aber ausländische Touristen sind fasziniert von den »Pilzen«.

Die Autoren sehen verschiedene Einsatzmöglichkeiten für die 750’000 Betonklötze, deren Herstellung nach ihren Berechnungen doppelt so teuer waren wie der Bau der Maginot-Linie: Als Touristeninformation, Kiosk oder Sounvenir-Laden, als öffentliches WC und sogar Café oder einfache Unterkunft.

Die Realisierung dieser Ideen dürfte hingegen etwas schwieriger werden, weil es mit »Fenster und Türe einbauen, reinigen und Bett und Laterne reinstellen« (wie von den Autoren vorgeschlagen), noch nicht wirklich getan ist.

Die meisten Bunker sind vom kleinen Typ. Diese Pilze sind so klein, dass kaum zwei oder drei Personen darin stehen können – Menschen grösser als 1,80 von Anfang an ausgenommen. Noch tiefer ist der Eingang: Da müssen grosse Menschen schon fast auf die Knie, um hinein zu gelangen. Als Schlafplatz könnten sie höchstens Kindern dienen. Eine Nutzung als Laden oder Café ist ebenfalls ausgeschlossen oder schwierig.
 
Die grossen Bunker, die mehr Platz und somit mehr Möglichkeiten bieten, sind nicht so häufig und finden sich abgesehen von gewissen Stränden kaum an touristisch interessanten Orten. Ein Verschieben wäre technisch sicherlich sehr aufwändig und entspricht ja auch nicht der Idee des Projekts.

Diese ist dennoch interessant. Auch wenn die Umsetzung nicht ohne Hürden ist, ist es doch wert, sich Gedanken dazu zu machen. So oder so: Die beiden Autoren haben mit ihrem Vorschlag den albanischen Bunkern ein kleines Denkmal errichtet. Und vielleicht nimmt ja tatsächlich jemand den Vorschlag auf und macht aus den Betonbunkern eine richtige Touristenattraktion. Dann gibt es doch noch ein Bunker-Museum (mit integriertem Hotel).

>> Concrete Mushrooms – Internetseite zum Projekt
>> Concrete Mushrooms Presentation (PDF, >11 MB)

Umgenutzter Bunker – Projektvorschlag

Wenn der Bunker zum Hotelzimmer wird

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