Reiseberichte Verfassen über Albanien ist so eine Sache: Wie behalte ich das Gleichgewicht? Wie fasse ich die Schönheit und den Reiz des Landes in Worte, um gleichzeitig auch den Nachteilen als Feriendestination gerecht zu werden?
Der Autor des Artikels über die Albanische Riviera im aktuellen Heft von »GEO Saison« schien ebenfalls mit dieser Problematik zu kämpfen. Schon im Anrisstext und in der Einleitung kommen die Schattenseiten Albaniens zur Sprache:
»Albanische Riviera? Klingt so absurd wie die Copacabana von Cuxhaven.«
Ohne Grandhotels und Hotelkomplexe sei die albanische Küste noch immer das »Aschenputtel unter den Rivieras«. Auch von der düsteren Geschichte des Landes und der schwierigen Gegenwart ist die Rede. Aber schon in der Einleitung findet sich auch die positive Relativierung:
»… diese Küste am Ionischen Meer ist eine ungeschminkte Schönheit: rund hundert Kilometer traumhafte Natur …«
Ansonsten verzichtet Autor Maik Brandenburg auf Wertungen und überlässt es dem Leser, sich aus dem Text und den Bildern eine Meinung zu bilden, ob Albanien für ihn als Reisedestination in Frage kommt: Vermittelt wird ein Bild einer schönen, fast unberührten Landschaft, von glasklarem Meer (Vergleich mit der »Karibik«) und von ehrlichen Menschen mit einem harten Leben. Die Bilder zeigen nicht nur die Schönwetterseiten am Strand, sondern auch romantisch wolkenverhangene Berglandschaften.
Der sommerliche Trubel an der Küste lässt sich jedoch nur zwischen den Zeilen herauslesen, wenn man die Darstellungen aufmerksam visualisiert. So »wachsen Hotels« in Saranda »den Berg hinauf«. Dass die südalbanische Hafenstadt kritiklos davon kommt, vermittelt schon fast ein allzu beschönigendes Bild: Saranda wird sogar mit Cannes verglichen und als Stadt der »weissen Häuser mit grossen Fenstern und Säulenhallen, die Gassen voller kleiner Läden beschatten« beschrieben.
Wertungen vermeidend, überlässt der Autor Brandenburg im Schlusswort die Gefühle einer Biene:
»Eine vorwitzige Biene setzt sich darauf [Dessert] und nascht mit. Kein Zweifel: Sie ist glücklich.«
Glücklich sind auch wir – darüber, dass auf den folgenden Seiten mit den »besten Tipps und Adressen« albanien.ch empfohlen wird. Hierzu einfach noch die Bemerkung: Die Betreiber dieser Website sind keine Schweizer Exil-Albaner, sondern Schweizer Möchtegern-Albaner – aber das sollte in der heutigen Welt auch keine grosse Rolle spielen.
Albanische Riviera auf albanien.ch
Lobende Worte über Albanien finden sich auch ausserhalb des Artikels über die Albanische Riviera. In der Rubrik »Unsere Reporter unterwegs« wird die Offenheit der Albaner gelobt.
Und sollte man zur Minderheit derjenigen gehören, die ein Editorial liest, erfährt man dort, dass das Balkanland eine gute Alternative zum »Overtourism« andernsorts mit Touristen-müden Bewohnern wie Barcelona oder Venedig ist:
»Plätze am Mittelmeer, wo man von überschäumend gastfreundlichen Einheimischen empfangen wird (Albanien!)«
In der Piratenhöhle zwischen Dhërmi und Jalë sei man noch fast alleine unterwegs – nicht wie in der Blauen Grotte von Capri, wo sich die Touristen stauen.
Zuletzt bleibt festzuhalten, dass Albanien im Kontext des Themas der Dezembernummer für die Redaktion von »GEO Saison« zu den besten 62 Reisezielen für 2018 gehört und langsam auch zum Trend wird. Die Aufnahme Albaniens in diese Ausgabe ist also nicht nur eine Reiseempfehlung, sondern auch ein Prädikat.
vorausgestzt man akzeptiert dieses faszinierende land mit all seinen schönheiten und zweifelsohne bestehenden defiziten.
falls nicht, dann doch besser costa brava oder ähnliches.