In Reiseführern ist immer mal wieder was von tollen Sehenswürdigkeiten zu lesen, die zum Teil kaum zugänglich sind und schon gar nicht ausgeschildert oder beschrieben. Die Höhle von Pëllumbas hatte ich lange dieser Kategorie zugeordnet. Wie ein Besuch vor Kurzem zeigte, gehört sie jetzt dank holländischer Hilfe nicht zur zu den zugänglichen, sondern auch zu den sehenswerten Sehenswürdigkeiten.
Ich weiss nicht mehr genau, wie die Idee aufkam, diese Höhle zu besichtigen. Jedenfalls waren schon die Recherchen im Internet dazu eine positive Überraschung: Wer hätte schon gedacht, dass diese Höhle eine eigene Website hat: www.shpellaepellumbasit.com
Wenig später sassen wir im Auto und fuhren auf der Strasse nach Elbasan aus Tirana hinaus. Der Abzweiger von der Hauptstrasse war noch etwas schwierig zu finden (am Tag darauf stand da jedoch bereits ein – kleines – Schild), aber dann führten immer mehr Wegweiser zum Ziel. Im Dorf Pëllumbas standen grosse Tafeln mit Karten und ausführlichen Informationen.
Schnell hatte ein Cafébesitzer mit dem Mobiltelefon den »Guide« herbeigerufen. Und dann staunte ich wirklich: Jeder von uns erhielt eine Stofftasche zum Umhängen, in der ein Helm mit funktionierender Lampe steckte. Schnell ging es los den Berg hoch – an Eseln, Schildkröten und unzähligen Wegweisern vorbei. Positiv in Erinnerung blieben natürlich auch die Schilder mit den Hinweisen, man solle doch seinen Abfall wieder mitnehmen.
Der Pfad war anfangs zwar typisch albanisch, aber als das Gelände unwegsamer wurde, waren Geländer angebracht. Und in steilen Stücken wurde in aufwändiger Arbeit Stufen in den Berg geschlagen. Bis vor Kurzem war der Weg zur Höhle nicht ganz ungefährlich. Noch immer fordert er zwar ein wenig, weil es oft steil bergan geht – aber alles ist gut gesichert.
Behar, der uns führte, konnte den Stolz über die aufwändigen Konstruktionen, bei denen er mitgearbeitet hatte, nicht unterdrücken. Dass dieser Stolz echt war, konnte man an seiner Sorgfalt dafür erkennen: störende Äste, Stolpersteine und Müll wurden von ihm aus dem Weg geräumt.
Die Höhle ist schön in einem immer enger werdenden Tag gelegen. Die Besichtigungstour ist auch ein Ausflug in die – noch – ländlich geprägte Umgebung Tiranas, in die grüne Natur und Bergwelt südlich der Hauptstadt.
Vermutlich gibt es an manchen Orten der Welt eindrücklichere Tropfsteinhöhlen als die »Shpella e zezë« von Pëllumbas. Trotzdem habe ich den Besuch positiv in Erinnerung. Denn im Gegensatz zu den anderen grossen Höhlen, die ich bislang besucht hatte, bewegte man sich hier nicht auf vorgegebenen Pfaden, war nicht jede schöne Formation hell ausgeleuchtet. Man fühlte sich – wie so oft beim Besuch albanischer Sehenswürdigkeiten – als kleiner Entdecker, als man da mit dem Helm und der Lampe auf dem Kopf durch das Dunkle wandelte, stolperte, kletterte.
Eindrücklich war die »Shpella e zezë« allemal: über 300 Meter tief, leicht verwinkelt und stockfinster, so dass man froh war über den Führer, der den Weg kannte, mit vielen Stalaktiten und Stalagmiten und anderen eindrücklichen Formationen, mit lauten Fldermäusen – die wir leider nicht gesehen haben – und stillen Faltern, die fern vom Licht lebten. Eindrücklich war auch die Stille – abgesehen vom Raum mit den Fledermäusen –, die da unter der Erde herrschte, waren wir ja nur zu dritt in dem Loch. Leider waren nicht alle Besucher rücksichtsvoll und hatten ihren Namen hinterlassen oder sich ein Souvenir abgebrochen.
Die Höhle von Pëllumbas ist ein empfehlenswerter Ausflug vom hektischen Tirana. Dass Behar am Schluss für die fast zweistündige Tour inklusive Helm nur ein sehr geringes Entgelt forderte, war das Tüpfelchen aufs i. Er werde von der Gemeinde bezahlt, erklärte er, als er uns die Quittungen ausstellte und das Trinkgeld einsteckte. Da scheinen die Holländer mit wenig Aufwand ganze Arbeit geleistet zu haben, die hoffentlich auch noch lange Früchte trägt.
Unerklärlich blieb für mich so nur, wie Behar es schaffte, trotz Flip-Flops seine Hosen nicht zu verdrecken, während auf unseren Beinen reichlich Spuren vom feucht-rutschigen Höhlenboden zu sehen waren.
hanna
lg
Rainer