Lapidari: In Beton gegossene Ideologie

Während des Kommunismus wurden im ganzen Land verstreut Denkmäler errichtet – schon fast wie die Bunker. Die meisten dieser Denkmäler gedachten dem Partisanenkampf im Zweiten Weltkrieg und halfen, die nationalen Ideologie des kommunistischen Regimes in die hintersten Ecken des Landes zu verbreiten. Denn zu finden sind sie noch heute überall: oft am Strassenrand in der Landschaft, an zentralen Plätzen von Städten, in kleinen Dörfern oder auch an schwierig zu erreichenden Orten. Eine gewisse Ähnlichkeit weist meist der Stil der Bauten auf: viel Beton, klare Linien, oft an Obeliske erinnernd, aber häufig auch viel, viel grösser.

Die Albaner haben bis heute die Jahre des Kommunismus nicht aufgearbeitet. Auch ihr Verhältnis zu diesen »Lapidare« genannten Denkmälern ist zwiespältig. Denn trotz des nationalen Bezugs wird gerne ausgeblendet, was mit den Kommunisten im Zusammenhang steht. Nur an wenige Orten wird gelegentlich noch der Helden oder Ereignisse von damals gedacht. Und auch das Verhältnis zu den Gegnern von damals – Italiener und Deutsche – hat sich grundlegend geändert.

Und so kommt es, dass viele der Denkmäler in Vergessenheit geraten sind. Viele wurden auch zerstört oder beschädigt, verfielen, wurden übermalt oder verschwanden hinter Neubauten.

Kein Wunder, dass der Impuls zur Erinnerung an die Lapidare aus dem Ausland kam. Das Produkt traf diese Woche bei mir in der Post ein: Drei umfangreiche Bücher. Eine kleine Gruppe, getrieben von ein paar »verrückten« Ausländern, hatte sich auf den Weg gemacht, alle Lapidare zu suchen, zu dokumentieren, zu fotografieren. Entstanden ist ein umfangreiches Werk mit vielen Fotos, Tabellen, aber auch weiterführenden Texten zum Hintergrund der Monumente.

Die Autoren verstehen dieses »Lexikon der Monumente« zwar nur als Basis für ausführlichere Untersuchungen. Aber sicher mal nicht schlecht, dass sich jemand dieses Themas angenommen hat, bevor noch mehr Lapidare verschwinden. Vermutlich wird wohl niemand so schnell wieder mehr als 7500 Kilometer durch Albanien fahren und allen 657 Lapidaren – und noch ein paar fehlenden – nachjagen.

Die Bücher können auch im Internet heruntergeladen werden.

One Response so far.

  1. Jörg sagt:
    Wenn die Albaner clever sind pflegen und erhalten sie diese Denkmäler! Kommende Touristen gruseln sich so gerne bei den Hinterlassenschaften der Kommunisten !

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