Das albanische Bildungswesen gehört wohl zu den korruptesten Bereichen des ganzen Landes. Seit Jahren war bekannt, dass jeder mit etwas Geld sich eine Ausbildung inklusive Universitätsabschluss kaufen konnte. Besonders berüchtigt sind die privaten Universitäten, die in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden schossen.
Entsprechend wenig Mühe geben sich viele Jugendliche heute – weshalb lernen, wenn Papa einem den Abschluss auch kaufen kann? Zumindest wusste das Bildungs(un)system zu vermitteln, wie man schmiert und korrumpiert.
Damit will jetzt die albanische Regierung Schluss machen. Zum ersten Mal seien die privaten und die staatlichen Universitäten überprüft worden. Dabei wurde bei über 70 Prozent der geprüften Institute Mängel entdeckt, was wohl kaum jemanden überrascht hat.
Bemängelt wird natürlich, dass Abschlüsse gegen Geld verkauft wurden. »Einige Studenten bezahlten mit Kühen, Schafen, Reis oder sogar Feuerholz,« erlkärte Edi Rama und ergänzte, dass sogar die Handwerker, die die Unis bauten, mit Diplomen statt mit Geld bezahlt wurden. Gerügt wird aber auch, dass viele Universitäten auch sonst das Gesetz missachtet hätten, zum Beispiel keine Verzeichnisse ihrer Absolventen führten.
Betroffen sind einerseits 17 private Universitäten, darunter auch einige namhafte, die über grosse Campusse verfügen: Universiteti Kristal, Universiteti Vitrina, Universiteti i Lartë Elitë, Universiteti Planetar i Tiranës (UFO), Justiniani i I, Medicadent, Institucioni i Arsimit të Lartë »Gjon Buzuku« (Shkodra), Akademia e Ndërtimit, Akademia e Studimeve të Aplikuara (Durrës), Akademia Pedagogjike Tiranë, Shkolla e Lartë »Nëna mbretëreshë Geraldinë«, Shkolla e Lartë Ndërkombëtare e Tiranës, Shkolla e Lartë Amerikane e Tiranës, Kolegji profesional i Sporteve (Fier), Shkolla e Lartë »Illyrija«, Kolegji profesional »Aldent« (Shkodra), Kolegji profesional »Medicom«.
Daneben werden aber Fakultäten und Zweigstellen staatlicher Hochschulen angeklagt: Kunstakademie Shkodra, Zweigstellen Kukës und Saranda der Universität Tirana, Zweigstellen in Peshkopi, Pogradec, Lushnja und Gjirokastra anderer staatlicher Universitäten, Pädagogische Akademie in Tirana und Sportliche Berufsschule in Fier.
Laut Regierungserklärung müssten alle betroffenen Personen mit einer strafrechtlichen Anklage rechnen.
Ob dies der Start für qualitativere Ausbildung in Albanien ist – Edi Rama und Bildungsministerin Lindita Nikolla kündigten weitere Massnahmen an – oder nur ein zusätzlicher Trick, um die Taschen der Politiker zu füllen, wird sich wohl weisen müssen. Interessant ist, dass die Ministeirn selber an einer der genannten Universitäten ihren Master gemacht hat. Auch mehrere Parlamentsabgeordnete der Regierungs- und Oppositionsparteien haben ihren Universitätsabschluss von Privatunis, denen der Lizenzentzug droht, wie albanische Medien berichten.
Zu den Käufern von Diplomen sollen auch Ausländer gehören, die nicht einmal Albanisch verstehen. Auch Renzo Bossi, Sohn des italienischen Lega-Nord-Chef Umberto Bossi, soll sich bei der Kristal-Universität für viel Geld einen Uniabschluss gekauft haben, ohne je einen Fuss auf albanischen Boden gesetzt zu haben, berichten italienische Medien. Der ehemalige Rektor der Universität Kristal meinte hierzu aber, dass das Diplom gefälscht sei und nicht von seiner Universität stamme.