Österreichische Militär-Seilbahn in Nordalbanien

Vor rund acht Jahren bin ich auf die »Geschichte« der Seilbahn gestossen, die die Österreicher während dem Ersten Weltkrieg in Nordalbanien bauten: In der sumpfigen, weglosen Küstenebene war die Seilbahn der einfachste Weg, um den Transport von Munition und anderen Gütern an die Front im Süden sicherzustellen. Solche Seilbahnen waren zwar nicht einzigartig und gerade in gebirgigen Gebieten von Südtirol über Montenegro bis Nordmazedonien im Einsatz. Auch die Italiener bauchten in Südalbanien Seilbahnen zur Versorgung der Front. Die 42 Kilometer lange Seilbahn durch die Ebene von Lezha nach Vora war aber schon eine sehr bemerkenswerte Transportanlage.

Was damals zu finden war an Informationen, trug ich in einem Blogbeitrag zusammen.

In den letzten Jahren stiess ich immer wieder auf einen Hinweis auf diese Seilbahn. Aber meist eher nur kurze Randnotizen. Insbesondere Bild-Material war rar – zuerst verfügte ich nur über eine Postkarte, die im Hintergrund verschwommen eine Seilbahnstation der Österreicher östlich von Elbasan zeigte.

Irgendwann stiess ich dann noch auf ein Foto von der anderen Seite der Front: eine Seilbahn der italienischen Armee. Das eindrückliche Bild mit der »Gondel« zeigt einerseits, dass Seilbahnen damals nicht so komfortabel waren – aber die Nutzung durch Menschen war auch nicht von den Machern beabsichtigt. Andererseits ist auf dem Bild Robert Vaucher zu sehen. Der Neuenburger Journalist, geboren in La Brévine im Schweizer Jura und für französische Zeitungen unterwegs, war der erste Reporter, der Ende 1916 in französischen Medien vom Kriegsschauplatz in Albanien berichtete (seine Artikel und Bilder erschienen 2020 in Tirana als Nachdruck).

Militärische Seilbahn in Albanien im Gebiet Vjosa – zeitgemässes Foto
Foto der Seilbahn in den Bergen Südalbaniens (Vjosa-Front) mit Reporter Robert Vaucher aus dem Archiv des französischen Ministeriums für Kultur, 1916

Gestern wurde ich dank Fleiss und Neugier vom Glück belohnt: In den Untiefen von Wikipedia-Kategorien stiess ich zufällig auf den ersten fotografischen Nachweis der Seilbahn in Nordalbanien. Auch dieses Bild erlaubt Einblicke: alles eher einfach – aber in einem sumpfigen Gebiet ohne Strassen konnte auf die Schnelle in Kriegszeiten kein Luxus realisiert werden. Vieles wirkt improvisiert, und das Reisen damit anstelle der Transportsäcke war sicherlich sehr abenteuerlich. Wer ganz genau hinschaut, sieht im Hintergrund noch einen Soldaten, der da per Seilbahn durch Nordalbanien düste.

Militärische Seilbahn in Albanien bei Mamurras – zeitgemässes Foto
Foto der Seilbahn in den Sümpfen westlich von Mamurras aus dem Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek, 1916–1918

Ein eher unscheinbares Bild aus dem Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek konnte somit mit der Geschichte dazu verknüpft werden. Und umgekehrt: Endlich hat diese Episode in der albanischen Transportgeschichte auch ein richtiges Bild dazu.

Mehr zur Seilbahn im ersten Blogbeitrag »Mit der Seilbahn durch den Krieg«

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  1. […] 2024: Endlich ein Foto der Seilbahn in Nordalbanien […]

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