Das erste offizielle Fussballspiel zwischen Albanien und Kosova war zwar ein schönes Fest – aber es war auch ein Ding der Unmöglichkeit.
Beim Freundschaftsspiel heute Abend kamen 18’700 Fans ins Zürcher Letzigrund. Das Stadion war gut gefüllt – aber für eine Bombenstimmung im – ach so weiten – Rund reichte es nicht. Das lag wohl auch daran, dass die Fans einfach nicht wussten, welche Mannschaft sie unterstützen sollten. Die meisten waren zwar Kosovaren, trugen aber Schwarz-Rot.
Anfangs dominierten die Shqipëria-Schlachtrufe. Wohl aus Gewohnheit. Und weil der jungen kosovarischen Mannschaft auch die organisierten Unterstützer fehlen – im Gegensatz zu den Rotschwarzen, deren Ultras auch nach Zürich gereist waren. Es war aber zu spüren, dass die vielen Albaner aus Kosova – sonst wohl alle seit Langem treue Albanien-Fans – im Herzen doch für die kosovarischen Nationalmannschaft waren. Sobald die Kosovaren gegen das Tor stürmten, kam viel Unruhe auf. Und die Kosovaren stürmten fleissig: Schon bald führten die nach einem schnellen Gegenschlag in der 21. Minute durch Arbër Zeneli.
Das Publikum feuerte weiterhin beide Mannschaften an. Auf Shqipëria-Schlachtrufe folgten Kosova-Gesänge aus den gleichen Kehlen. Auf den Rängen sass neben Blaugelb oft Rotschwarz – und viele trugen auch eine vielfarbige Kombination. Um den beiden Seelen in einer Brust und den Besonderheiten dieser Partie gerecht zu werden, wurden die vereinenden Sprechchöre immer häufiger. Das patroitische Lied »Xhamadani vija-vija« (Text: »Është Kosova ooo është Shqipëria … Sa e madhe është Shqiptaria«) wurde schon zu Beginn gesungen. Später ertönte öfters auch der Ruf »Shqipëria etnike«. Oder es wurde einfach abwechselnd »Shqipëria« und »Kosova« gerufen. Die grenzüberschreitende Freundschaft war aber auch ein Stimmungskiller. Es fehlt einfach an Spannung, wenn es allen egal ist, wer gewinnt.
Auf dem Platz überraschten die jungen Kosovaren, die erst ihr 14. offizielles Länderspiel bestritten. Unter Leitung der Schweizer Trainerlegende Bernard Challandes zeigten sie von Beginn weg viel Engagement und kämpften beherzt. Auf der anderen Seite enttäuschten die Albaner mit vielen Fehlern in der Verteidigung und wenig Drang nach vorne. Und so konnte das Publikum in der 51. Minute Zenelis zweiten Treffer bejubeln. Im Gegensatz zu den Albanern, denen nichts gelang, hatten die Kosovaren durch das ganze Spiel hindurch viele weitere Chancen. In der 67. Minute gelang auch Edon Zhegrova noch ein Treffer: Kosova führte wider aller Erwartungen 3:0!
Vielleicht spielten auch einfach zu viele Albaner aus Kosovo in der albanischen Mannschaft, um in diesem Freundschaftsspiel zu Saisonende nochmals alles zu geben. Ganz nebenbei: nebst den Schiedsrichtern standen im Verlauf des Spieles auch rund zehn »Schweizer« auf dem Platz – Doppelbürger mit albanischen Wurzeln, die in der Schweiz gross geworden sind.
Mit dem Sieg der Kosovaren konnten alle gut leben. Beim »Heimspiel« der Kosovaren in Zürich zeigte sich zwar stark die Verbundenheit der kosovarischen Albaner mit Albanien – es kam aber auch eine tiefe Beziehung zum jungen, etwas künstlichem »Staatsgebilde Kosova« zum Vorschein, die vielleicht viele der Kosovo-Albaner selbst überraschte.
Für die kosovarischen Spieler stimmte das Resultat sowieso: Sie stellten ihre Klasse unter Beweis. Und die passive Haltung vieler albanischer Spieler liess die Vermutung aufkommen, dass der Ausgang der Partie schon im Voraus abgemacht war.