Dem Vorbild des Ex-Künstlers, Ex-Bürgermeisters und Ministerpräsidenten Edi Rama folgend, ist in Albanien eine verspielte und vielfältige Architektur entstanden. Alles ist möglich, alles ist erlaubt: Höhe, Materialien, vor allem viel Farbe, Formen auch mit viel Schrägen und Rundungen, Einflüsse von antik über Hundertwasser bis super-modern. Hauptsache auffallen!
Angezogen von diesen grenzenlosen Möglichkeiten, einem grossen Nachholbedarf und vielen Wettbewerben entwickelte sich Albanien auch zu einem Jekami: Zahlreiche renommierte internationale Architekten haben den Weg nach Tirana gefunden, der Verlockung, mal etwas ganz Neues ausprobieren zu können, folgend. Viele Projekte wurden am Schluss Opfer politischer Streitereien und leerer Budgetöpfe, wie zum Beispiel das Projekt für ein neues Parlament der österreichischen Architekten »Coop Himmelb(l)au«.
Andere Projekte werden realisiert. Immer höhere Hochhäuser werden in Tirana gebaut – es entsteht nicht nur eine Skyline, sondern auch eindrücklich vielfältige Architektur, wie sie die Welt noch kaum gesehen hat. Dazu gehören der leider immer noch im Bau befindliche »TID Tower« wenig östlich vom Skanderbegplatz mit 25 sich nach unten verjüngenden Stockwerken und das »ABA Business Center« unweit des Stadions, das sich schön abhebt von der farblosen Einheitsarchitektur ähnlicher Bürohochhäuser weltweit.
Neu gesellt sich das in kurzer Zeit vollendete Wohnhaus des amerikanischen Architekten Daniel Libeskind dazu, das Teil eines von ihm geplanten neuen Stadtteils ist.
Der Amerikaner fand in Tirana einen Platz sich auszutoben und zu verwirklichen. Die »Rezidenca Libeskind« ist wohl mal einen Abstecher wert, wenn man im Westen der Stadt unterwegs ist. Und vielleicht werden Ihnen noch andere dorthin folgen: Wenn noch mehr solche Projekte realisiert werden, wird Tirana bald eine neue Pflicht-Destination für Liebhaber moderner Architektur und Studenten dieses Fachs. Wir sind gespannt, wie es weitergeht.