Ura e Zogut – Entstehung und Vergänglichkeit einer Brücke

1926 und 1927 wurde in Nordalbanien das grösste Infrastrukturprojekt im jungen Staat realisiert: Der Bau der Brücke über den Fluss Mat bei Milot, die allgemein als Zogu-Brücke bekannt wurde.

Die Brücke Ura e Zogut in Nordalbanien

Über die unter Ahmet Zogu erbaute Brücke und ihren allmählichen Verfall wurde schon viel geschrieben und berichtet – unten einige Links zu interessanten Webseiten.

Als Schweizer fühle ich mich aber auch sonst verbunden mit dieser Brücke, denn der Schweizer Ingenieur Erwin Schnitter war auf der Baustelle verantwortlich für die Arbeiten und Realisierung. Dies war ein Grund, weshalb wir uns in der Gesellschaft Schweiz-Albanien entschieden, unser Logo an diesen Bau anzulehnen, sehen wir uns ja auch als Brückenbauer zwischen den beiden Nationen.

Bis heute nicht ganz klar ist jedoch, von wem die Entwürfe für diesen ikonischen, auf der Welt einzigartigen Bau stammten. Gewisse Quellen erwähnen den Stuttgarter Professor Emil Mörsch, andere erwähnen ihn aber nicht, dafür den Schweizer Ingenieur Gerold Schnitter.

Wieder einmal war es Zeit, noch etwas genauer zu wühlen, zu suchen und hoffentlich auch weitere Quellen zu finden und hier darüber zu berichten.

Gerold Schnitters Nachlass ging an die ETH Zürich über. Dort liegt deswegen auch ein Büchlein mit dem Titel »Lavori eseguiti e progetti compilati«, in dem Gerold Schnitter seine Arbeiten in der Zeit während seiner Anstellung bei Mazarano e Co. in Triest (1925 bis 1929) dokumentierte. Ein Blick hinein zeigt klar, dass auch Gerold Schnitter an der Brücke gearbeitet hat.

Sketch of Ura e Zogut in Gerold Schnitter's work diary
Skizze der Ura e Zogut aus Gerold Schnitters Projektbuch

Vielleicht findet sich ja mal ein Bauingenieur, der mir erklären kann, was da alles berechnet wird. Es finden sich Kalkulationen zu Kosten, Belastung und benötigtes Material. Aber ganz genau verstehe ich das Fachchinesisch auf Italienisch natürlich nicht. Das Arbeitsjournal erläutert auch nicht, wer die erste Entwürfe für die Brücke gezeichnet hat.

Gerade in dieser Zeit, wo die Brücke vielleicht morgen einstürzt oder doch noch rechtzeitig restauriert wird, möchte ich diese Informationen nicht einfach im Archiv verstauben lassen. Deswegen habe ich die Seiten aus dem Arbeitsjournal hier auf der Website veröffentlicht für alle Interessierte.

Weitere Links, die die Brücke gut dokumentieren:

Albanien 1930 – Reiseeindrücke

Auszüge aus »Prof. Dr. Martin Rikli: Reiseeindrücke aus Albanien«, erschienen 1931 in den »Raschers Monatsheften«, einer Zürcher Zeitschrift.

Österreichische Militär-Seilbahn in Nordalbanien

Vor rund acht Jahren bin ich auf die »Geschichte« der Seilbahn gestossen, die die Österreicher während dem Ersten Weltkrieg in Nordalbanien bauten: In der sumpfigen, weglosen Küstenebene war die Seilbahn der einfachste Weg, um den Transport von Munition und anderen Gütern an die Front im Süden sicherzustellen. Solche Seilbahnen waren zwar nicht einzigartig und gerade in gebirgigen Gebieten von Südtirol über Montenegro bis Nordmazedonien im Einsatz. Auch die Italiener bauchten in Südalbanien Seilbahnen zur Versorgung der Front. Die 42 Kilometer lange Seilbahn durch die Ebene von Lezha nach Vora war aber schon eine sehr bemerkenswerte Transportanlage.

Was damals zu finden war an Informationen, trug ich in einem Blogbeitrag zusammen.

In den letzten Jahren stiess ich immer wieder auf einen Hinweis auf diese Seilbahn. Aber meist eher nur kurze Randnotizen. Insbesondere Bild-Material war rar – zuerst verfügte ich nur über eine Postkarte, die im Hintergrund verschwommen eine Seilbahnstation der Österreicher östlich von Elbasan zeigte.

Irgendwann stiess ich dann noch auf ein Foto von der anderen Seite der Front: eine Seilbahn der italienischen Armee. Das eindrückliche Bild mit der »Gondel« zeigt einerseits, dass Seilbahnen damals nicht so komfortabel waren – aber die Nutzung durch Menschen war auch nicht von den Machern beabsichtigt. Andererseits ist auf dem Bild Robert Vaucher zu sehen. Der Neuenburger Journalist, geboren in La Brévine im Schweizer Jura und für französische Zeitungen unterwegs, war der erste Reporter, der Ende 1916 in französischen Medien vom Kriegsschauplatz in Albanien berichtete (seine Artikel und Bilder erschienen 2020 in Tirana als Nachdruck).

Militärische Seilbahn in Albanien im Gebiet Vjosa – zeitgemässes Foto
Foto der Seilbahn in den Bergen Südalbaniens (Vjosa-Front) mit Reporter Robert Vaucher aus dem Archiv des französischen Ministeriums für Kultur, 1916

Gestern wurde ich dank Fleiss und Neugier vom Glück belohnt: In den Untiefen von Wikipedia-Kategorien stiess ich zufällig auf den ersten fotografischen Nachweis der Seilbahn in Nordalbanien. Auch dieses Bild erlaubt Einblicke: alles eher einfach – aber in einem sumpfigen Gebiet ohne Strassen konnte auf die Schnelle in Kriegszeiten kein Luxus realisiert werden. Vieles wirkt improvisiert, und das Reisen damit anstelle der Transportsäcke war sicherlich sehr abenteuerlich. Wer ganz genau hinschaut, sieht im Hintergrund noch einen Soldaten, der da per Seilbahn durch Nordalbanien düste.

Militärische Seilbahn in Albanien bei Mamurras – zeitgemässes Foto
Foto der Seilbahn in den Sümpfen westlich von Mamurras aus dem Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek, 1916–1918

Ein eher unscheinbares Bild aus dem Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek konnte somit mit der Geschichte dazu verknüpft werden. Und umgekehrt: Endlich hat diese Episode in der albanischen Transportgeschichte auch ein richtiges Bild dazu.

Mehr zur Seilbahn im ersten Blogbeitrag »Mit der Seilbahn durch den Krieg«

Kukës geschlossen

Nur zwei Jahre nach Inbetriebnahme ist wieder Lichterlöschen am Flughafen von Kukës. Aktuell wird nur noch ein wöchentlicher Flug von Air Albania nach Basel durchgeführt.

Flughafen Kukës: Flugzeug kurz vor der Landung

Die albanische Regierung hat verzweifelt versucht, mit grossen Investitionen den Flughafen von Kukës zum »Fliegen« zu bringen – und Stimmen zu sammeln. Die Hoffnungen waren hoch bei der Eröffnung vor zwei Jahren. Es wurde jetzt aber zur Bruchlandung: Wizz Air, mit etwa acht Flügen pro Woche die einzige namhafte Airline am Flughafen, hat alle Flugverbindungen eingestellt. Mitten in der Hochsaison wurden sämtliche für den Rest des Sommers geplanten Flüge gestrichen.

Gemäss albanischen Medien sei der Anflug auf den Flughafen inmitten der nordalbanischen Berge zu schwierig. Ein Landeanflug zwischen den Bergen durch mit einer Kurve kurz vor dem Aufsetzen war mit Instrumenten nicht möglich. Und ein paar Wolken verhindert oft eine Landung nach Sicht. Unter diesen Umständen war die Destination für die Low-Cost-Airline Wizz Air nicht sinnvoll zu betreiben.

Wie es weitergehen soll mit der Millioneninvestition ist unklar. Es besteht wenig Hoffnung, dass andere Airlines die Lücke füllen werden. Air Albania kämpfte in den letzten Jahren ebenfalls mit Problemen: Die kleine Fluggesellschaft hat Flugzeuge nur am Hauptflughafen stationiert, weshalb man immer leer von Tirana nach Kukës und am Ende des Arbeitstags zurück nach Tirana flog.

Die Bilder von landenden Wizz-Air-Fliegern aus Kukës wird es wohl nicht so schnell wieder geben. Der tolle Anflug auf Kukës bleibt ein paar wenigen Glücklichen vorbehalten.

Flughafen Kukës: Flugzeug beim Aufsezten auf der Piste
Kukës von oben: Landeanflug auf den Flughafen
Kukës von oben: Im Landeanflug kurz vor der Landung

Neuer Hafen ohne alte Mauern

Betonisierung und Zerstörung von historischem Erbe sind in Albanien immer wieder ein Thema. So wurde in Tirana zum Beispiel das Nationaltheater mutwillig abgebrochen, um einem Neubau Platz zu machen.

Dieses Mal war es aber ein Wirtschaftsunternehmen, das gegen Auflagen verstossen hat. Im Norden von Durrës wird aktuell ein neuer Containerterminal gebaut. Die Platzverhältnisse am Hafen in der Innenstadt sind zu beengt. Auch am neuen Ort stand wohl nicht Platz zur Verfügung: Ein Hügel wurde abgetragen und auch eine antike Mauer war im Weg.

Porto Romano: Antike römische Stadtmauer Portëz im Norden von Durrës
Die Mauer im Herbst 2018 – unberührt und verlassen

Die römische Stadtmauer von »Portëz« bei Porto Romano, rund sieben Kilometer nördlich der historischen Stadt, gehört nicht zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten von Durrës – aber es handelt sich um ein nationales Kulturdenkmal 1. Kategorie. Die Mauer aus dem 5. Jahrhundert schützten einst die Stadt vor Einfällen aus dem Norden. Vom Bauwerk waren noch rund 60 Meter und ein Turm erhalten. Nur wenige Besucher verirrten sich hierher an den Stadtrand: Im früheren Militärgebiet wurden die antiken Reste zwischen Pumpwerk, Ölterminals und illegalen Siedlungen von den meisten ignoriert. Für die Geschichte von Durrës ist die historische Anlage aber doch von grosser Bedeutung.

Wie aktuelles Bildmaterial zeigt, haben die Konzessionäre des neuen Container-Terminals wenig Verständnis für antike Kultur. Die Firma »Porti MBM – Multi Buoy Mooring«, ein von der Kastrati-Gruppe angeführtes Konsortium, schwieg bisher zu ihrem Vorgehen. Satellitenbilder zeigen aber die Wirklichkeit.

Die antiken Mauernreste vor dem Bau des Hafens: 2017Zubetonierter Hafen im Herbst 2022
Zubetonierter Hafen im Sommer 2017 und im Herbst 2022 – ein grosser Teil der Mauer links (gleich oberhalb vom roten Strich) wurde zerstört

Die antike Mauer steht jetzt mitten im Hafen auf einer weiten Betonfläche – ungeschützt vor den schweren Maschinen, Lastwagen oder anderen potenziellen Bedrohungen. Die Natur, in die die römische Stadtmauer eingebettet war, gibt es nicht mehr: Das Gelände wurde planiert, der Hügel im Süden abgetragen.

Die albanische Online-Publikation »Amfora« wies schon letztes Jahr darauf hin, dass die Maschinen bei den Arbeiten antike Steine beschädigt hatten. Schlimmer noch: Mehr als ein Drittel des Kulturdenkmals wurde bei den Bauarbeiten komplett abgetragen, für immer zerstört. Vom Tor in der ehemaligen Stadtmauer ist nichts mehr vorhanden.

Heute zerstörte Teile der antiken Stadtmauer in Porto Romano
Heute zerstörte Teile der antiken Stadtmauer in Porto Romano – Aufnahme des Tors der Mauer von Portëz aus dem Jahr 2018

Die kläglichen Reste der römische Stadtmauer (neues Bildmaterial soeben von »Amfora« publiziert) stehen jetzt inmitten der Kai-Anlagen des Hafens, von Lastwagen, Baumaterialien und weiteren Gütern zugestellt. Das Kulturdenkmal ist nicht geschützt, nicht zugänglich und nicht markiert. Die Behörden seien sich der Situation bewusst, aber niemand sei eingeschritten, schrieb »Amfora«.

Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Mauer von Portëz nach 16 Jahrhunderten »endgültig Geschichte ist«.

Armutsgefälle – oder: Wie man seinen Kaffee gesichtswahrend selber zahlt

Was ist Armutsgefälle? – Wenn der Tageslohn meines Gegenüber unter meinem Stundenlohn liegt. Oder auch: Wenn es ihn einen Tageslohn kostet, mich zum Kaffee einzuladen. Wer Albanien kennt weiß: Er macht es trotzdem. Und ich habe eine Weile gebraucht, einen Weg zu finden, damit umzugehen.

Es gibt etwas, was mich in Albanien bei der Begegnung mit Landsleuten (zu denen ich jetzt mal großzügig auch Österreicher und Schweizer zähle) ärgert und beschämt. Touristen wie Expats loben die albanische Gastfreundschaft. Die Großzügigkeit und die Kultur, einzuladen und zu schenken. Wie auch nicht? Selbst Leute, die eigentlich etwas verkaufen sollten, schenken es oft her. Ein Hotelbesitzer, den ich für die Gastkultur lobte, stöhnte mal: »Ja, so sind wir. Am liebsten würden meine Kellner jeden einladen. Nur: Wovon bezahle ich dann ihren Lohn?«

Leider nehmen Gespräche darüber mit Landleuten öfter einen für mich ganz unerfreulichen Verlauf. Da geht es schon mal einen halben Abend lang darum, wo und wieviel man sparen kann, wenn man »es richtig anstellt«. Wo man hingeht, um sich einladen zu lassen. Wer etwas billig oder sogar umsonst für einen macht. Wie man den Preis drückt. Und: Wie man vermeidet, dass der Albaner an einem selbst ein gutes Geschäft macht. Ich empfinde das als Schnorren. Und es ekelt mich an.

Wenn ich mit einem Fahrzeug, dass den halben Lebenslohn meines »Gastgebers« kostet, in die Werkstatt komme, lass ich mir nicht mal eben was »für umme« richten. Ich finde einen Weg, dass ökonomisch nicht ich, sondern mein Gegenüber profitiert. Denn ich bin ja schon beschenkt. Mit seiner Zeit. Mit seinen guten Absichten. Und ja, das ist manchmal kompliziert. Wenn der Albaner partout kein Geld annehmen will und ich Zeit brauche, ein ihm nützendes Geschenk zu besorgen.

Aber was macht man im Café? – Ich werde oft angesprochen. Und eingeladen. Und nein, ich bin kein attraktives Mädel. 😉 Mir war das angesichts des Armutsgefällt lange peinlich. Andererseits ist der Versuch, den Albaner an seinem Heimatort einzuladen, aussichtslos. No chance! Wer Albanien kennt weiß, wovon ich spreche …

Meine Lösung ist der Gang zur Toilette. Jedenfalls der vermeintliche. Und der will gut getimed sein. Nämlich so, dass ich Kellner oder Kellnerin in einem freien Moment und außerhalb des Sichtfeldes meiner mich einladenden Tischgenossen erwische. Dann zahle ich einfach den Tisch. Natürlich verkünde ich es am selbigen nicht. Sondern verabschiede mich irgendwann. Mit klammheimlicher Freude.

Erzähle ich das albanischen Freunden, freuen sie sich. Denn, so sagen sie, ich hätte nicht nur etwas fürs Portemonnaie getan. Sondern vor allem etwas für die Herzen. Wenn ich weg sei, würden Keller und Gäste sicher eine Weile darüber reden und sich freuen, wie nett da jemand sei. »Nga zemra« – von Herzen. Und ja, ich freue mich auch. Und zwar von Herzen.

Herzlichst,
Käpt’n Eddy
(www.romotour.ro)

Sport in Albanien 1954/55

Ein Fotoalbum, das den Weg in die Bibliothek von Michael Schmidt-Neke fand, gibt interessante Einblicke in das Leben in Albanien Mitte der 1950er Jahre.

Fast alles im Land war damals noch im Aufbau. Auch Sport fand unter einfachsten Gegebenheiten statt – wobei damals auch bei uns Handball noch eher auf dem Feld und kaum in der Halle gespielt wurde. Es waren meist auch keine Profis, sondern einfache Ansätze eines Vereinswesens, natürlich staatlich kontrolliert, gesteuert und gefördert. Freizeitgestaltung dieser Art war damals für Albanien etwas Neues – auch ein Zeichen für die neuen Möglichkeiten im kommunistischen Alltag. Dass auch Frauen in kurzer Sportbekleidung sich öffentlich zeigen, wäre vor dem Krieg wohl undenkbar gewesen. Sport wurde vom Regime als gesundheitsfördernd verkauft. Insbesondere Fussball-Schauen erfreute sich bei den Männern aber grosser Beliebtheit, weil es eine unverbindliche Freizeitbeschäftigung und ein ungefährliches Gesprächsthema war.

Nichts bekannt ist leider über den Urheber, der diese 20 Bilder liebevoll in einem Album zusammenstellte. Vielleicht ein professioneller Fotograf? Das (leere) Album wurde aus der Tschechoslowakei importiert.

Boxen

Nationale Box-Meisterschaft in Korça, darunter der dreifache Meister Todi Janku

  • Sport Albanien 1954 Boxen
  • Sport Albanien 1954 Boxen
  • Sport Albanien 1954 Boxen
  • Sport Albanien 1954 Boxen

Turnier »10. Jubiläum der Befreiung Albaniens« im Qemal-Stafa-Stadion in Tirana

Sport Albanien 1954 Boxen

Fussball

Spiel von »Partizani Tirana« gegen eine bulgarische Mannschaft, vermutlich ZSKA Sofia, im Qemal-Stafa-Stadion in Tirana

Sport Albanien 1954 Fussball

Fussballspiel in Shkodra zwischen »Rezervat e Punës Leningradit« – vielleicht eine sowjetische Mannschaft auf Gasttournee – und »Puna«. Damals trugen sieben Klubs in der ersten albanischen Liga den Namen »Puna« – vermutlich war das die Shkodraner Mannschaft, die sich ab 1958 wieder »Vllaznia Shkodra« nannte, oder eine Auswahl albanischer Spieler. Das »Stadion Vojo Kushi« wurde in den 1990er Jahren nach der Fussballlegende Loro Boriçi umbenannt.

  • Sport Albanien 1954 Fussball
  • Sport Albanien 1954 Fussball
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Fussballspiel zwischen »Rezervat e Punës Leningradit« und »Dinamo Tirana« oder einer Auswahl von Spielern aus Tirana im Qemal-Stafa-Stadion

  • Sport Albanien 1954 Fussball
  • Sport Albanien 1954 Fussball

Fussballspiel: Die Mannschaft von »Puna« im Stadion von »Parizani Tirana«

Sport Albanien 1954 Fussball

Basketball

Das Damen-Team »Studenti« tritt gegen die Spielerinnen von »Dinamo Tirana« an.

  • Sport Albanien 1954 Basketball Frauen
  • Sport Albanien 1954 Basketball Frauen
  • Sport Albanien 1954 Basketball Frauen

Die albanischen Meister 1954 – nach Quellen müsste dies »Partizani Tirana« sein. »Partizani-Spieler« Jorgji Kona war nicht nur in der Basketball-Nationalmannschaft (und wurde 1957 mit dieser an der EM in Sofia letzter), sondern auch Volleyball-Spieler.

  • Sport Albanien 1954 Basketball Männer
  • Sport Albanien 1954 Basketball Männer
  • Sport Albanien 1954 Basketball Männer

Volleyball

Nationale Meisterschaft in Shkodra – Spitzenkampf der Damen-Teams von »Dinamo Tirana« und »Partizani Tirana« und die Männer-Teams »Puna« und »Spartak«.

Bilder nicht unter CC-Lizenz, Urheberrechte beim unbekannten Fotografen.

Über den Zaun: (kein) Urban Exploring in Albanien

  • 01. Sep 2022
  •  unterwegs
  • Kommentare deaktiviert für Über den Zaun: (kein) Urban Exploring in Albanien

Urban Exploring ist zur Zeit in aller Munde. Dass Menschen irgendwo über Zäune steigen, um alte, verlassene Anlagen zu erkunden, scheint für viele fremd zu sein. Dabei ist der Grat zum Illegalen sehr schmal.

Alte Mauern: Durchgang in Alt-Himara

Seit fast 30 Jahren erkundige ich Albanien. Immer wieder habe ich Orte besucht, bevor sie in den touristischen Fokus gelangten. Dabei habe ich auch manchen Zaun überwunden, Bunker inspiziert und bin auf Militärgelände gelangt. Ein Urban Explorer bin ich deswegen noch lange nicht. Aber ich bin sicherlich auch nicht der einzige, dem Zäune regelmässig in die Quere kommen.

Es gibt Touristen, denen reicht das Besuchen von Sehenswürdigkeiten, die alle anderen auch besuchen. Es gibt aber andere, die gerne Neues sehen möchten – gerade, wenn sie das Standardprogramm schon abgeklappert haben. Da beginnt in Albanien das Problem: Viel Sehenswertes, viel Altes ist noch gar nicht erschlossen. Es stehen zwar im ganzen Land am Strassenrand Hinweisschilder, die auf Sehenswürdigkeiten verweisen. Wenn man sie aber dann mal gefunden hat über holprige Strassen oder längere Wandertouren, steht man im besten Fall vor ungeschützten und unbeschriebenen antiken Mauern in der Landschaft. Im schlechteren Fall steht man vor verschlossenen Türen.

Manchmal hat jemand in der Nachbarschaft den Schlüssel für die Kirche oder die Moschee. Und manchmal verschafft man sich halt selber Zutritt. Irgendein Loch im Zaun findet sich immer!

Zgërdhesh Eingang/Zaun

In Zgërdhesh, einer antiken Stadt aus illyrischer Zeit und oft als das alte Albanopolis vermutet, galt es gleich mehrere Viehzäune zu überwinden, die zum Teil mit Dornen gesichert waren. Schon der Eingang zum Areal war eine einfache Holztür versteckt im Gebüsch.

Schafe zwischen den Ruinen der Basilika von Arapaj

Bei der antiken Basilika von Arapaj war mein Skrupel ebenfalls klein, durch den Zaun zu steigen: Immerhin war ja auch schon eine Herde Schafe dieses Kulturdenkmal am Besichtigen.

In Rubik reichte ein Griff durch das Eisentor, um sich Zutritt zum Kirchengelände zu verschaffen.

Burg von Borsh

An anderen Orten wie der alten Burg von Borsh sind ebenfalls keine Wegweiser oder Ähnliches zu finden, das die Besucher leiten würde. Man stolpert über Felsgestein und alte Mauern und weiss nicht, wo man aufhören soll. Aber der Schafhirte würde ja schon reklamieren …

In Südalbanien sind zum Teil ganze Dörfer fast menschenleer und verlassen. Wie beim Wandern in den Bergen ist man meist auf sich selber gestellt: Man sucht sich einen Weg, kraxelt über Viehzäune und Mauern, schlägt sich durchs Gestrüpp. Umso grösser die Freude, wenn man dann am Ziel angelangt ist. Eine Geschichte mehr zu Erzählen.

Ruinen eines kommunistisches Gefängnisses

Das Klettern über alte Mauern und dergleichen gehört immer wieder zum Besichtigungsprogramm – auch wenn nicht immer ganz ungefährlich. Das Erklimmen alter, verfallener Mauern birgt ein beträchtliches Risiko. Beim Besteigen der Pyramide in Tirana konnte man auch abrutschen. Und zur Skanderbeg-Burg am Kap Rodon ist schon der Weg teilweise kriminell.

Ruinen der Burg am Kap Rodon

Ein Wegweiser steht direkt an der Wand eines alten Artilleriebunkers. Im Bunker drin? Eine Herde Ziegen, die Schutz vor der Sommerhitze sucht.

Bunker mit Ziegen
Erkunden eines grossen Bunkers

Bunker stehen in Albanien ja sowieso überall rum. Mal kleiner, mal grösser. Kaum je findet sich ein Zaun, der Neugierige abhält. Meist sind es eher Dornengestrüpp, Müll und Dreck, die einen von vertieften Besichtigungen abhalten.

Bunk'art Tirana: Gänge im Nuklearbunker

Wobei: in Tirana gehört die Besichtigung von Bunkern aus kommunistischer Zeit schon zum Standard-Touristenprogramm. »Bunk’Art 1« ist aber viel mehr als ein Bunker. Hier werden Militärgeschichte, Urban Exploring und Kultur zu einem Erlebnis vereint.

Alte Militärbasis in Drenova

Auch sonst sind Militärgelände zwar noch gelegentlich umzäunt – sie scheinen meist aber ebenfalls verlassen und mehrheitlich verfallen. In solche Gelände bin ich nie eingedrungen. Aber nicht immer ist das Betreten vom militärischem Gelände verboten. Bei der Besichtigung von Orikum wurde man am Tor der Marinebasis noch kontrolliert.

Hafen Shëngjin: alte Boote der albanischen Marine

Anders in Shëngjin, wo die Strasse durch den Marine-Hafen führt. Hier wirft man natürlich auch einen Blick auf die schrottreifen Kähne am Ufer. Und in Gjadër quert die Landstrasse die Rollbahn, die den unterirdischen Flugzeughangar mit der Piste verbindet. Sazan gehört heute zum Routineprogramm von Ausflugsbooten. Und auch der von Soldaten bewachte Brigadenpalast am südlichen Stadtrand von Tirana darf am Wochenende besichtigt werden (von aussen). Man muss es nur wisse und freundlich die Wachen fragen.

Nicht immer ist ganz klar, wo man sich jetzt überhaupt befindet. Beim Wandern auf dem Dajti kehrte ich mal um, weil mir ein Haus zu militärisch vorkam. Kurz darauf traf ich auf patrouillierende Soldaten. Einen Zaun oder ein Verbotsschild hatte ich nicht passiert. Und sie waren wohl genauso überrascht, auf mich zu treffen, wie umgekehrt – aber es blieb beim freundlichen Gruss. Auf der Infotafel waren Wanderwege bis zum Gipfel verzeichnet. Kurz zuvor machte ich aber kehrt am Zaun.

Albaner unterwegs auf einer schmalen Mauer in den Bergen

in Albanien ist sowieso vieles nicht ganz so klar definiert wie in Mitteleuropa. Übergänge scheinen oft fliessend: Manches, was zu Hause niemals als Weg dienen darf, ist hier die bevorzugte Verbindung – zum Beispiel Eisenbahnschienen oder das Mäuerchen eines alten Wasserkanals in einer Felswand in den Albanischen Alpen. Oft ist auch der Verfallszustand nicht ganz klar: Ist das ein Weg? War das ein Weg? Wird das ein Weg? Ist dieses Gebäude noch genutzt oder schon Ruine?

Alte Militärbasis in Durrës – Porto Romano

Verfallene Gebäude waren früher in Albanien noch viel häufiger anzutreffen. Zwischenzeitlich ist vieles renoviert, restauriert und umgenutzt. So zum Beispiel das ehemalige Albturist-Hotel in Valbona.

Kukës Turizmi: Lobby
Kukës Turizmi: Eingang

In Kukës ist das Albturist-Hotel noch immer eine Ruine, die wegen ihrer idyllischen Lage Ziel vieler Spaziergänger aus der Stadt ist. Der Garten lädt noch heute zum Verweilen. Die Ruine ist nicht abgesperrt – die leeren Türöffnungen laden ein zum Erkunden. Auch hier ist Vorsicht geboten: Die Ruine ist vermüllt, und wer weiss, wie sicher die alten Mauern und Böden sind? Es bietet sich aber ein interessanter Einblick in die Parade-Architektur aus sozialistischer Zeit.

Kukës Turizmi: Wandmalerei im Restaurant

Die Reste von Wandmalereien im ehemaligen Restaurant zeigen spannende Details ideologischer Geschichtenerzählung.

Über den Zaun: Hindernis beim Wandern

Wer in Albanien unterwegs ist – zum Teil auch einfach wandernd in den Bergen – steht also immer wieder vor Zäunen und fragt sich: Darf ich hier durch? Soll ich hier durch? Muss ich hier durch?

Spielende Kinder an einem Zaun

Nicht immer ist der Sinn des Zauns klar – gerade, wenn er halb verfallen ist: Hindernis für Mensch? Oder Hindernis nur fürs Tier? Oder Überbleibsel aus alter Zeiten?

Einganz zur Bunkeranlage unter der Burg von Gjirokastra – der Guide schliesst auf

Manchmal muss man frustriert umkehren, weil man keinen Einlass findet. Oft findet sich die Person mit dem Schlüssel – oder ein Wächter lässt einen passieren. Aber wenn weit und breit kein Mensch ist, der helfen kann, dann muss man sich auch ab und zu selber helfen. Nicht immer kann man abschätzen, ob das Öffnen der Türe, das Kriechen durch den Zaun ok und akzeptiert, oder nur tolleriert oder sogar unerwünscht ist. Aber man richtet ja keinen Schaden an …

Verbotsschilder bei Militärgelände

Natürlich sind klare Verbote zu akzeptieren. Aber auch das kann eine erzählenswerte Geschichte geben:

Einmal waren wir in Ulza unterwegs. Mehrere Einheimische waren auf der Krone der Staumauer unterwegs. Ein Wächter verwehrte uns aber den Zutritt zum Damm. Auch nach telefonischer Rückfrage beim Chef wollte er uns nicht durchlassen: »Nur für Dorfbewohner!«. Da meinte der Amerikaner in unserer kleinen Reisegruppe: »Unë jam fshatar!« In einem kleinen, abgelegenen Ort im Nordwesten der USA aufgewachsen und lange in Alaskas Wildnis lebend, fühlte er sich im Herzen immer noch als »Dörfler«. Aber auch das mochte den Wächter nicht erweichen.

Staudamm von Ulza

A propos Zaun: Kennen Sie den südalbanischen Besteckzaun?

Zaun aus Resten vom Stanzen von Besteck

Rund um Gjirokastra finden sich immer wieder Zäune, die aus Resten vom Stanzen in der örtlichen Besteck-Fabrik entstanden sind.

Hast auch du in Albanien auch Zaun-Erlebnisse gemacht? Schreibe es in die Kommentare unten – wir freuen uns, deine Geschichten zu lesen!

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