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Ein kurzes Portrait über drei Bücher, die in den letzten zwölf Monaten erschienen sind. Das erste informiert über die Geschichte, der eine Reiseführer über Sehenswürdigkeiten und der andere über Land und Leute

»Albanien; vom Mittelalter zur Gegenwart« von Peter Bartl, Regensburg 1995
In den meisten Abhandlungen über Albaniens Geschichte ist von den Heldentaten Skanderbegs, der Rilindja und den Fortschritten des Sozialismus zu lesen. Peter Bartl aber lässt auch Perioden der albanischen Geschichte, die auch Informierten nur schemenhaft bekannt sind (insbesondere die verschiedenen Besatzungen im Mittelalter, Entwicklungen unter der osmanisches Besatzung), genauso zum Zuge kommen, wie die oben aufgeführten altbekannten. Weitere Schwerpunkte des Buches liegen bei den Albanern im Ausland (im Vorwort heisst es, dass das Buch besser »Die Albaner« heissen würde) und bei den Religionswechseln.

Damit das Buch in einem überschaubaren Rahmen bleibt (mit Anhang 300 Seiten) kann es natürlich nicht allzu ausführlich sein. So beschreibt Peter Bartl zu jedem Zeitabschnitt neben den politischen Ereignissen und Machtkämpfen zwar immer noch die aktuelle Wirtschaft und die Entwicklung der Literatur (Ismaïl Kadaré ist etwa gleichviel Text gewidmet wie der fünfjährigen Amtsperiode Ramiz Alias), berichtet aber kaum über den Alltag der Albaner unter den verschiedenen Regimen. Insbesondere über die Zeit seit dem letzten Weltkrieg erzählt Bartl fast nur von der Aussenpolitik und über die Machtspiele innerhalb der Partei der Arbeit Albaniens, aber zum Beispiel nichts von den Mängeln und Entbehrungen, die das albanische Volk ertragen musste und dem einschüchternden Kontrollapparat der Sigurimi. Auch die Entwicklungen seit der Wende von 1991 sind zwar beschrieben, aufgeführt sind aber lediglich die Daten von Protesten, Wahlen, Regierungsbildungen etc., die Bildung der neuen Parteien und der Besuch des Deutschen Bundespräsidenten Roman Herzog im Februar dieses Jahres. Die Versorgungsengpässe und Hungersnöte der letzten fünf Jahre sind aber nicht mit einem einzigen Wort erwähnt, und der Zusammenbruch der Wirtschaft ist nur angetönt. Wahrscheinlich ist aber noch nicht genug Zeit vergangen, um Schlüsse aus diesen aktuellsten Ereignissen ziehen zu können. Vielleicht wird dies in einer späteren Auflage nachgeholt werden.

Dem Text folgt ein Anhang mit einer Zeittafel, Biographien einiger Persönlichkeiten der albanischen Geschichte und Kurzbeschreibungen ausgewählter Orte von historischer Bedeutung. Im Textteil finden sich einige Illustrationen und etliche Fotos, es fehlt aber eine brauchbare Landeskarte, in der man die beschriebenen Ereignisse nachvollziehen kann.

Alles in allem liefert Bartl wohl die handlichsten Informationen zur albanischen Geschichte - überblickbar aber umfassend dargestellt. Das Schreiben etlicher Artikel wäre mir wohl viel einfacher gefallen, hätte ich dieses Buch schon früher entdeckt.

»Albania - Blue Guide« von James Pettifer, London 1994
Der »blue guide« war der erste Reiseführer, der seit dem Ende des Sozialismus erschienen ist. Auch wenn die inzwischen zwei Jahre alten Texte schon einiges an Aktualität eingebüsst haben, erweist es immer noch sehr gute Dienste. Dank der erstaunlichen Informationsdichte des »blue guide« bleibt kaum eine Frage zu Sehenswürdigkeiten und Reiserouten unbeantwortet. Der grosse Mangel an diesem Buch ist aber, dass es nur von Gebäuden, Ruinen, Plätzen, Strassen und über Geschichtliches berichtet, aber kaum etwas von den Menschen und dem Leben in Albanien erzählt.

Auf den ersten Seiten sind einigen Texte zur Geschichte Albanies, dann folgen nach Stichworten gegliederte Informationen für Reisende (von »women travelling in Albania« bis »hunting and fishing«), die sehr gut als Überlebenshilfe zu gebrauchen sind.

In 18 Routen beschreibt James Pettifer im Hauptteil die Regionen und Städte Albaniens. Es sind die Wege von einem Ort zum nächsten beschrieben und - dort angekommen - sind Angaben über Hotels, Restaurants, Postämter, Spitäler und Geschichte der einzelnen Städte gemacht. Die dafür Aufgewendeten 150 Seiten sind zum grösten Teil nicht mit Fotos und Plänen, sondern mit ausführlichen touristischen Informationen gefüllt. Überraschenderweise finden sich sogar Stadtpläne von Orten wie Berat, Durrës, Vlora und Korça, die eigens für diesen Reisefürher angefertigt wurden. Daneben hat es noch etwa zwei Dutzend Fotografien.

Jemand, der nicht schon den hintersten Winkel Albaniens kennt, wird mit diesem umfassenden Reisefüher in der Tasche sicher sehr gut fahren.

»Albania: a guide and illustrated journal« von Linda White, Peter und Andrea Dawson, Chalfton St Peter 1995
Die Entstehung dieses Buches ist ein wenig kompliziert: Peter und Andrea Dawson reisten 1989 in einem Albturist-Bus durch Albanien und schilderten ihre Reiseeindrücke in einer ersten Ausgabe. Fünf Jahre später bereiste Linda White mehrmals ein völlig verändertes Land und schrieb diese zweite - aktualisierte - Ausgabe.

Auf dem Konzept der ersten Ausgabe basierend, umfasst ein Hauptteil des Buches den zum Teil abenteuerlichen Reisebericht (journal) von Linda White. Eingefügte Ausschnitte aus dem Bericht der Dawsons vermitteln dem Leser ein Bild des sozialistischen Albaniens. Der Leser gewinnt so einen Einblick in das Fremden gegenüber offene Herz der Albaner und bekommt Sehenswürdigkeiten und Reiserouten so beschrieben, wie man sie als Tourist erlebt. Linda White lässt aber auch Albaner zu Worte kommen, die von Problemen der Gegenwart und des »Vorher« berichten.

Die ersten hundert Seiten umfassen den »Guide«. Zuerst eine kurze Übersicht zum Land und dessen Geschichte, dann einige nützliche Ratschläge zur Reisevorbereitung. Das dritte Kapitel liefert Informationen zum Aufenthalt in Albanien. Es handelt sich hierbei wohl um die aktuellsten Ratschläge zu Übernachtungsmöglichkeiten, Fährgesellschaften und Restaurants. Angesichts der Vorliebe der albanischen Behörden, Strassennamen und Telefonnummern zu wechseln, und des Booms beim Hotelbau, sind aber auch hier schon einige Angaben überholt. Darauf folgen 60 Seiten Reiseführer, die die einzelnen Städte und Regionen Albaniens beschreiben. Leider ist dieser Teil recht oberflächlich und unübersichtlich.

Auffallend ist, dass das Buch ganz ohne Fotografien auskommt. Dafür findet sich auf fast jeder Seite eine hübsche Zeichnung der Dawsons (illustrated). Zum Charakter des Buches passt auch, dass auf dem Titelbild nicht Skanderbeg oder Apollonia zu sehen sind, sondern die Zeichung eines zufriedenen alten Albaners.

Wer gerne davon liest, wie Linda White in Veskopoja bei einer - natürlich gastfreundlichen - Familie übernachtete oder wie es Peter Dawson gelungen ist, einen Soldaten zu fotografieren, weil es ihn an eigene Erlebnisse erinnert, oder wer als Albanien-Unerfahrener etwas über den albanischen Alltag lesen will, wird das Buch sicherlich schätzen. Ansonsten wird man gerade als Albanien-Profi auch ohne dieses Buch auskommen.

Lars Haefner

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