November / Dezember 1996 |
Die ersten fünf Anlagefirmen werden zahlungsunfähig. Andere Firmen reduzieren ihre Zinsversprechen und stoppen die Rückzahlung der einbezahlten Beträge |
15. Januar 1997 |
Proteste der geprellten Sparer in allen Landesteilen. Da die Regierung nicht auf die Proteste eingeht, verstärken sie sich und werden immer gewalttätiger. |
25. Januar 1997 |
In Lushnjë wird der albanische Aussenminister Shehu von Demonstranten festgehalten. |
30. Januar 1997 |
Die Sozialistische Partei (PS) und sieben weitere Oppositionsparteien schliessen sich zum »Forum für Demokratie« zusammen. |
5. Februar 1997 |
Die Regierung will an diesem Tag mit der Auszahlung der blockierten Gelder beginnen. |
Febraur 1997 |
Verstärkung der Proteste. Insbesondere in Vlorë kommt es auch zu gewalttätigen Ausschreitungen. Studenten unterstreichen die Forderung nach Rücktritt des Parlaments und der Regierung sowie nach Entschädigung für die verlorenen Gelder mit einem Hungerstreik. Gegen Ende des Monats gesteht Berisha Fehler der Regierung ein. Auch das Fernsehen berichtet jetzt von den Unruhen. |
1. März 1997 |
Nachdem von »einer Gruppe von Männern« versucht worden ist, den Hungerstreik zu beenden, kommt es zu weiteren verstärkten Unruhen, während denen die Polizei die Kontrolle endgültig verliert und erste Waffen erbeutet werden. Sali Berisha kündigt darauf den Rücktritt der Regierung Aleksander Meksis an. |
2. März 1997 |
Das Parlament verhängt den Ausnahmezustand: Das Militär soll mit Waffengewalt Ruhe und Ordnung wiederherstellen, die inländische Presse wird der Zensur unterstellt, Ausgangssperren und ein Versammlungsverbot werden verhängt. |
3. März 1997 |
Das Parlament wählt Sali Berisha für weitere vier Jahre zum Präsidenten (mit einer Gegenstimme, vier Enthaltungen und mit 113 Stimmen für sich, wobei die Demokratische Partei nach den Wahlen im Sommer 122 der 140 Sitze einnahm) |
anfangs März 1997 |
Italiens Innenminister lässt verlauten, dass sich der Staat auf einen neuen Exodus von Albanern vorbereite. Die Albaner verstehen dies als eine Art Einladung nach Italien. |
4. März 1997 |
Die albanische Führung lässt Panzer gegen die Aufständischen im Süden (Vlora, Saranda) auffahren. Ein Ultimatum an die Aufständischen zur Abgabe der Waffen verstreicht. |
folgende Tage |
Waffenstillstände werden ausgehandelt, und weitere Ultimaten verstreichen. Soldaten flüchten vor den herannahenden Rebellen. Kasernen und Waffendepots werden geplündert. Während sich die Unruhen immer weiter gegen Norden ausdehnen, beginnen sich die Städte im Süden in Bürgerkomitees zu organisieren. In Tirana treffen Delegationen der Europäischen Union und der OSZE ein. |
9. März 1997 |
Das Militär kann die Rebellen nicht stoppen. Berisha und die Opposition vereinbaren eine Allparteien-Regierung. Bashkim Fino wird neuer Premier. Berisha bleibt gegen die Forderung der Aufständischen Präsident. Innert zwei Monaten soll neu gewählt werden. |
11. März 1997 |
Ersmals kommen auch aus dem Norden Berichte von Plünderungen. |
13. März 1997 |
Anarchie in ganz Albanien: Auch in Tirana verliert der Staat jegliche Macht. Geplündert und zerstört werden neben militärischen Einrichtungen auch öffentliche Gebäude (Archive, Universitäten) und private sowie ausländische Unternehmen. Die machtlosen Politiker ersuchen das Ausland um eine militärische Intervention. Zusammen mit allen anderen Inhaftierten wird Fatos Nano, der Chef der PS, aus dem Gefängnis von Tirana befreit. Später wird er amnestiert. |
14. März 1997 |
Mit Hubschraubern werden Ausländer aus Tirana evakuiert. Neben den USA und Italien kommt es auch zu einem erstmaligen Evakuationseinsatz Deutschlands. |
15. März 1997 und folgende Tage |
Die Albaner folgen den Ausländern und verlassen das Land. Die meisten nehmen wieder den Weg über die Adria. Zu Tausenden landen sie in den süditalienischen Häfen Bari, Brindisi und Otranto. Die Verbliebenen beginnen sich wieder zu organisieren: Polizisten gehen wieder zur Arbeit, und es wird von Waffen-Einsammlungsaktionen berichtet. |
28. März 1997 |
Beim Zusammenstoss eines italienischen Kriegschiffes mit einem schrottreifen albanischen Flüchtlingsschiff ertrinken ungefähr 85 Albaner. |
16. April 1997 |
Nachdem der Einsatz italienischer Soldaten in Albanien Italien in eine Regierungskrise gestürtzt hat, landen endlich die ersten ausländischen Truppen in Albanien. 6000 Mann aus Italien, Frankreich, Spanien, der Türkei, Rumänien, Griechenland, Österreich und Dänemark beteiligen sich an der Operation »Alba«, die unter italienischer Führung steht. Die Truppen haben den UNO-Auftrag, humanitäre Hilfe zu ermöglichen. |
Mitte Mai 1997 |
Gezänk um die Wahlen: Zwar wird zwischen der PD und der Opposition ein Kompromiss ausgehandelt, der vorsieht, dass das Wahlgesetz für die auf den 29. Juni angesetzten Wahlen weniger die PD favorisierend ist, das demokratisch dominierte Parlament hält sich aber nicht daran. Die Opposition droht, die Wahlen zu boykottieren. Auf Vermittlung Vranitzkys und unter Androhung einer Drosselung der internationalen Hilfe krebst das Parlament ein wenig zurück. |
3. Juni 1997 |
Berisha entgeht knapp einem Anschlag. Während einer Wahlveranstaltung bei Durrës wirft ein Mann eine Handgranate, die zum Glück nicht explodiert. Das Attentat wird auch von seinen politischen Gegnern verurteilt. Einige Tage zuvor starben bei einem Anschlag gegen ein von Sozialisten frequentiertes Café in Tiranë mehrere Menschen. Diese und weitere gewalttätige Terroranschläge trügen das Bild eines demokratischen Wahlkampfes. |
29. Juni 1997 |
Termin der vorgezogenen Parlamentswahlen. |