newsletter AlbanienSchweizer Zeitschrift
für die Zusammenarbeit mit Albanien |
|||
Kultur
|
Ledia Dushi Kein Wald für die Bestie der Beschwichtung... Ledia Dushi wurde 1978 in Shkodër geboren. Sie studiert an der dortigen Universität und hat 1997 und 1999 je einen Lyrikband veröffentlicht. Sie schreibt auch Prosa, Essayistik und Literaturkritik. Im Dezember 1998 wurde ihr vom Kulturministerium der Republik Albanien der hochangesehene »Literaturpreis« für das beste Erstlingswerk des Jahres 1997 verliehen. Die Verleihung dieses Preises löste eine heftige Debatte aus, da Ledia Dushi in der literatursprachlichen Version des nordalbanischen Idioms schreibt und nicht in der 1972 dekretierten Form der »vereinheitlichten« offiziellen Standardsprache, die zu ungefähr 80 Prozent aus dem Idiom des albanischen Südens besteht. Zum vehementesten Gegner der Verleihung dieses nationalen Literaturpreises für ein Werk, das ausserhalb der Normen der offiziellen Standardsprache geschrieben wurde, machte sich Dritëro Agolli, Staatsdichter unter Enver Hoxha. Er würzte Mutmassungen, es handle sich um einen »Kampf gegen die vereinheitlichte Schriftsprache«, mit dem die nationale Einheit der Albaner zerschlagen und Albanien geteilt werden solle, mit Formulierungen wie: »Hier zeigt sich am offensten das reaktionäre und primitive Denken dieses Grüppchens, das einmal in der modernen Extravaganz europäischer Casinos auftritt und das nächste Mal in Bocks- und Hammelfell gekleidet aus den Höhlen der albanischen Berge hervorkommt.« Ledia Dushis Lyrik weicht erheblich von dem ab, was man in der alljährlichen Flut von Lyrikbänden in Albanien in den letzten Jahren zu lesen bekam. Während der überwiegende Teil der Lyrik jüngerer und junger Autorinnen und Autoren formal und stilistisch im Rahmen braver Konventionen verharrt, ein kleinerer Teil sich mehr oder weniger gewollt um ein »avantgardistisches« Outfit der Texte bemüht oder um jeden Preis »mutig« sein will, sind Texte, die - wie die von Ledia Dushi und einer kleinen Zahl anderer Schreibender - einen frischen Wind unverkrampft in die albanische Lyrik einbringen, eine Ausnahmeerscheinung. Ledia Dushi schreibt Gedichte fern von oberflächlicher Metaphorik, ausgelutschten rhetorischen Figuren, leierndem Rhythmus und sonstigen abgestandenen »dichterischen Mitteln«, ohne in krampfhafte Originalitätssuche zu verfallen. Mit subtiler und sensibler Feder schickt sie den Leser auf eine Reise in die inneren Bezirke seines Bewußtseins, in sein Reich der Assoziationen, Visionen und Emotionen. Es gelingt ihr, in einem traditionsreichen literarischen Idiom genuin moderne Lyrik zu schreiben, ohne modisch zu werden oder in traditionellen Mustern stecken zu bleiben. Jeder Leser, der die Bücher des albanischen Jahrhundertdichters Martin Camaj (1925-1992) kennt und liebt, wird sich in Ledia Dushis Lyrik sofort heimisch fühlen. Auch Martin Camaj hat in seinem als »rückständig« und »rural« verschrieenen nordalbanischen Idiom moderne Lyrik geschrieben, albanische »hermetische« Lyrik vom Rang eines Quasimodo oder Ungaretti. Ledia Dushis Lyrik hat der ungekünstelten, konzis verknappten Lyrik Martin Camajs, seiner lakonisch-tiefen und vielschichtig-substanzreichen dichterischen Welt durchaus einiges zu verdanken, spricht jedoch mit einer eigenen, ursprünglichen Stimme, die im Lauf ihrer individuellen Entwicklung sicher noch unverwechselbarer werden wird. Bereits von ihrem ersten zum zweiten Buch hat sich ein deutlicher Entwicklungsschritt vollzogen. Die hier abgedruckten Texte »Nach... mittags«, »Das Leben wurde eine Sichel«, »Der Berg« und »Traum« sind dem ersten, die Gedichte »Herz im Aquarium«, »Mein Alter«, »Stilleben«, »Verändert« und »Grünes Wasser« sind dem zweiten Buch entnommen. Der Leser wird an diesen Texten unschwer erkennen, dass die Textur der späteren Gedichte von einer grösseren Ökonomie der Worte und einem ausgeprägteren Hang zur Einfachheit - dem Geheimnis der Meisterschaft - als die früheren Gedichte gekennzeichnet ist.
Nach... mittags
Das rindige Blau des Raums
... ist der Berg
Der Traum traf vor mir ein
Ich habe keinen Wald
Das Herz Ein Wind ...
Ich spüre
Das Alter der Einsamkeit
Das Haus
Ich rufe
Ich rieche
Der Brunnen im Hof
Ich und der Regen
Blumen
Das Stilleben:
Gerade
Bin ein Wesen ...
Nichts
Ich gab
Vielleicht
Wenn ich wachse
Grünes Wasser:
Am Himmel - Probeabonnements
|
© newsletter Albanien: Wiedergabe von Text und Bildern in irgendeiner Form nur mit Genehmigung der Redaktion |