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Abseits des Massentourismus Mit Urlaub in Albanien entgeht man dem Strom der Masse, muss aber gewisse Einschränkungen in Kauf nehmen. Ein Erlebnisbericht Mit seinen schönen Landschaften, den heissen Sommermonaten, dem sauberen Meer, den lieben Menschen und seinem kulturhistorischen Erbe hätte Albanien durchaus das Potential, Heerscharen von Touristen anzuziehen. Dieser Traum wurde in beschränktem Umfang schon von den Kommunisten verfolgt. Auch heute noch ist er Teil jeder Zukunftsplanung für den kleinen Nachbar der Tourismusdestinationen Griechenland, Italien und Dalmatinische Küste. Auch ich träumte schon lange von Badeferien an der sogenannten Albanischen Riviera, was sich diesen Sommer endlich ermöglichen liess.
Kaum ein freier Platz am Strand Der Liebhaber einsamer, traumhafter Buchten ist folglich in Mittelalbanien fehl am Platz. So nehmen wir den öffentlichen Bus und lassen Vlora hinter uns. Auf der anderen Seite des über 1'000 Meter hohen Llogara-Passes wartet eine unberührte und spärlich bevölkerte Küste auf uns. Die Fahrt zur albanischen Riviera ist den meisten Albanern zu weit.
Alles bereit für Touristen Unterkünfte stellen heute kein Problem mehr dar. Im ganzen Land, insbesondere aber in den touristisch atraktiven Regionen, wurden Hotels gebaut, die zum Teil über einen Standard verfügen, der die meisten eingermassen genügsamen Gäste befriedigt. Daneben bietet sich natürlich noch immer die altbewährte Privatunterkunft als Alternative an. Dieser Familienanschluss ermöglicht einen tiefen Einblick in den albanischen Alltag, auch wenn er vielleicht nicht unbedingt den gewohnten Komfort bietet.
Die albanische Riviera
Viel Platz an traumhaften Stränden Andere, etwas abgelegenere Strände rund um Himara sind ganz menschenleer. Man ist dann ein kleiner König über die soeben okkupierte Bucht. Als solcher lässt sich das Leben in vollen Zügen geniessen: Sonne, Strand, Meer, Ruhe, Erholung. Das Meer ist von unbeschreiblicher Klarheit, die Ruhe wird durch keinerlei menschliche Beeinträchtigungen gestört, die Temperaturen von Wasser und Luft sind angenem bis heiss. Als Untertanen bieten sich dem König aber nur einige kleine Fische. Diese einsamen Buchten sind oft nur per Boot erreichbar. Allerdings ist man in dieser traumhaften Einsamkeit für Verpflegung selbst verantwortlich. Fliessend Wasser gegen den Durst oder das Salz auf der Haut ist natürlich auch nicht vorhanden. Selbst für genügend Schatten muss gesorgt werden, kann es doch oft sehr heiss werden.
Als gäbe es nur eine einzige Küste Die Küste steigt sofort steil an, so dass sich schon wenige Kilometer vom Ionischen Meer Gipfel von über 2'000 Metern Höhe erheben. Dieses Gebirge trennt die Region vom Landesinneren hermetisch ab. Dank der Abgeschiedenheit der Gegend ist sie von umweltzerstörrerischen Einflüssen grösstenteils verschont geblieben. Lediglich einige Kasernen und viele Bunker trüben die Landschaft. Die Klarheit des Wassers ist einzigartig und übertrifft die Qualität vieler anderer Orte am Mittelmeer. Die Hänge der Hügel wurden während der kommunistischen Zeit mit Oliven- oder Zitrusbäumen bepflanzt. Diese Monokulturen sind heute mehrheitlich vernachlässigt, prägen aber doch noch das Landschaftsbild. Natürlich lebt man nicht von schönem Wetter und traumhaften Stränden allein. Das verschlafene Himara, das am Tag kaum etwas bietet, verwandelt sich am Abend in ein lebhaftes Treiben. Sämtliche Gäste und die ganze Bevölkerung Himaras scheinen sich an der Uferpromenade eingefunden zu haben. Die kühlen Abendstunden werden zum Vergnügen genutzt. Alle Läden sind bis tief in die Nacht geöffnet. Die Restaurants und Cafés sind bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Kinder stehen vor einer kleinen Eisenbahn Schlange. Die Strasse ist noch lange voll mit Leuten. Erst um elf Uhr wird es ruhiger. Trotzdem haben die letzten Geschäfte noch nicht geschlossen. Und in der Disco hämmern die Bässe noch lange.
Neue alte Hoffnung in den Tourismus Wie in der Vergangenheit werden wohl auch in Zukunft vor allem albansiche Badeurlauber nach Himara fahren, Geld in die Region bringen (neben den Gastarbeitern in Griechenland) und Veränderungen veranlassen. Die Tourismus-Verantwortlichen wurden dieses Jahr bereits gerügt, den inländischen Tourismus nicht genügend gefördert zu haben. Noch ist aber vielen der Weg zu weit. Das könnte sich mit zunehmendem Ausbau der Strassen ändern. Vielleicht werden bald sogar Kosovaren im ionischen Meer baden. Es ist aber auch zu wünschen, dass »die Küste« von landschaftsveränderndem Entwicklungen verschont bleiben wird. Denn nur so kann sie ihre Reize bewahren. Hier einen tauglichen Mittelweg zu finden, bedürfte einiger Planung und der Durchsetzung von Gesetzen. Davon ist aber kaum etwas zu spüren. Ein erster Sieg konnte der Umweltschutz aber bereits verzeichnen: Einem griechischen Unternehmen wurde die Kozession für den Abbau von Sand, mit dem die Kiesstrände von Korfu verschönert wurden, nach Protesten verschiedenster Umweltorganisationen wieder entzogen. Es bleibt zu hoffen, dass die Politiker auch in Zukunft die Bedeutung der Unversehrtheit der Umwelt bei ihren Entscheiden berücksichtigen werden.
Auch im nächsten Sommer Lars Haefner - Probeabonnements
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