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Verantwortlich für die Sicherheit

Interview mit Dölf Brack vom Sicherheitsdienst der Stadtpolizei Zürich, der am »Open Hearts«-Konzert in Tirana für die Sicherheit sorgte

Herr Brack, wie kam es, dass sich die Stadtpolizei Zürich in Tirana um die Sicherheit kümmerte?
Ich war nicht offiziell, sondern als Privatperson in Tirana. Die Organisatoren des Konzerts kannten mich von den »Rock gegen Hass«-Festivals im Zürcher Platzspitz-Park. Als sie dann merkten, dass die Polizei von Tirana keine Erfahrung hatte mit den Begleiterscheinungen solcher Anlässe, baten sie mich zu helfen. Ich schrieb dann eine mehrseitige Dokumentation, in der alles beschrieben war. Die Albaner meinten aber, dass ihre Landsleute keine Probleme machen würden. Kurz vor dem Konzert kam Sidney Weill dann nochmals auf mich zu. Er sagte mir, dass ich unbedingt mitkommen müsse. Also nahm ich mir dann für das Wochenende und den Montag frei vom Dienst.

Wie wurden Sie von der Polizei in Tirana empfangen?
Anfangs war es ein wenig harzig. Sie meinten, dass Toiletten, Polizei und Sanität nicht nötig seien. Es sei ja ein Konzert und die Albaner würden sicherlich keine Probleme machen. Nicht einmal Abschrankungen zur Sicherung der Bühne waren vorhanden. In der kurzen Zeit konnte man keine mehr herbeischaffen. Ohne Barikade, die einen Gang zwischen Bühne und Menge frei lässt, damit die Ohnmächtigen herausgeholt werden können und zur Sicherheit, ging es aber nicht. Ich habe auf Bildern diese grösseren »Blumentöpfe« gesehen, die überall herumstanden. Die Tröge wurden dann aus der ganzen Stadt herbeigeschafft und sogar noch weiss gestrichen. Ebenfalls wichtig war mir, dass nicht Autos die Fluchtwege versperrten. Da haben sie dann auch geschaut, dass die Strassen für den Fall einer Panik frei blieben.

Die Zusammenarbeit war also nicht besonders?
Ich hätte natürlich auch keine Freude, wenn jemand aus München oder so kommen würde und meinte, er müsse mir Vorschriften machen. Sie waren sich einfach nicht bewusst, was auf sie zukam. Wir erklärten ihnen aber, dass wir keine Toten wollen und uns dies auch nicht erlauben könnten. Langsam kam die Einsicht. Zum Schluss gab mir dann der Polizeichef doch noch die Hand.

Wie war Ihnen zumute, als Sie diese Vorbereitungen sahen?
Ehrlich gesagt: Wir hatten Angst, als wir hörten, dass 100'000 Besucher kommen könnten. Bis jetzt habe ich nur Konzerte mit 40'000 Menschen gemacht. Eine so grosse Menge, die keinerlei Konzert-Erfahrung hat; Polizisten, die auch keine Erfahrung haben. Wir glaubten dann, zumindest den Backstage-Bereich sicher zu haben. Aber alle Polizisten hatten »Freunde« oder so dabei, und dann standen doch einige Hundert auf der Bühne, die wir nicht vertreiben konnten. Nur, wenn wir mit dem Abbruch des Konzerts drohten, drängte die Polizei diese Leute zurück.
Ich glaube nicht, dass irgendein anderer Musiker da aufgetreten wäre. Aber DJ Bobo machte das alles mit.

Zu Zwischenfällen ist es aber nicht gekommen?
Glücklicherweise ist alles gut gegangen. 150'000 Menschen - auch in den Nebenstrassen. Natürlich wurden einige ohnmächtig in dem riesen Gedränge und bei der Hitze. Die Albaner sind aber widerstandsfähiger als das Schweizer Konzertpublikum. Und sie haben schnell begriffen, dass die Ohnmächtigen über die Köpfe der Menge vor die Bühne »geschoben« werden müssen.
Die Polizisten waren auch nicht gerade zimperlich. Wer über die Abschrankung wollte, wurde mit Schlägen und Fusstritten vertrieben. Bei uns gäbe das Beschwerdebriefe und Anzeigen. Andererseits reichte auch ein einfaches Seil und zwei Polizisten, um vor dem Konzert den Platz zu sperren.
Überrascht war ich auch, dass eine halbe Stunde nach dem Konzert kein Mensch mehr zu sehen war.

Wie beurteilen Sie den Anlass im Nachhinein?
Es war ein perfektes, wunderbares Konzert. Die ganze Idee ist eine gute Sache. Albanien gefällt mir und es ist erstaunlich, dass es noch keine Touristen hat. Nur die Korruption - vor allem auch bei der Polizei - ist problematisch. Ich wäre jedenfalls bei einem nächsten Konzert wieder dabei.

Das Interview führte Lars Haefner


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