Hallo Lirie,
Du hast eine sehr gute(nachdenkliche)Frage gestellt, die aber für mich so Kompliziert richtig zu beantworten ist wie das Albanische Volks selbst!!! Damit ich möglichst nicht vom Thema abkomme, habe ich versucht zu deine Fragen-Punkte ein Antwort/Meinung zu geben-
meine Ansicht.
Lirie hat geschrieben:
- "Viele" Jugendliche, die immer mehr an Respekt vor (Älteren, der Familie, Schule / Ausbildung / Beruf , Religion verlieren.
Somit der Familienzusammenhalt brüchiger wird ?

Respekt verloren glaube ich weniger, es kommt so rüber vielleicht, weil es etwas(in köpfen) sich plötzlich geändert hat(plötzlich darf der jugendliche dir/mir seinen wirklichen Meinung sagen) ich denke dass die jugendliche dort ehern freier im Gedanken geworden sind, dass meine ich somit, früher hieß es mehr oder weniger im allgemeinen :“das macht man oder macht man nicht“, jetzt denkt und macht jeder mehr oder weniger was er selbst für richtig hält (ob er religiös sein möchte oder nicht ,ob er helfen möchte oder nicht, ob er betrügt oder nicht). Somit der Familienzusammenhalt brüchiger wird ? Ich würde sagen, brüchiger aber die Familienmitglieder sind mehr selbständiger geworden!! Aber auch jetzt ist das Land offen für alles, früher war es kaum denkbar dass die albanische Mädchen mit ausländischen Männer zusammen sind oder aber die Religion zu wechseln - warum auch –es war „nicht nötig“- es gab aber auch niemanden der dich überredet hat ,früher hat man sich nicht so daran (an Religion) gehalten und damit einfach gelebt. Wie sagt man so schön auf deutsch: „Gelegenheit macht Diebe“, hier möchte ich aber nur das Wort Gelegenheit zur Geltung bringen!!Gelegenheit sich zu verändern!!
Lirie hat geschrieben:
- Jugendliche ohne Perspektiven, wissen nicht wofür sie lernen sollen - die Meisten streben nur an, wie auch immer, den kosova zu verlassen (Heirat, Studium, Arbeit)
-->Ich denke das diese Perspektivlosigkeit besteht schon seit den ende 80-bzw.88-ern (wo die politische Situation in Ost Europa, speziell in Ex YU angefangen hat zu wackeln)haben die jungen Albanern aus Kosovo (aber auch Albaner aus Süd Serbien, Montenegro und West Mazedonien)die Heimat immer mehr verlassen .Seit 1988-89 wurde den Albanern eine aussichtslose Perspektive am Tisch serviert/erzwungen, die wussten immer weniger was die mit sich anfangen sollen. Studieren schön und gut aber danach- was ist danach ,im Krieg(für damaligen serbische Nationalismus) einziehen, studieren um dann zu Hause zu sitzen? Die damalige politische Situation war zu aussichtslos. Jetzt ist es in Hinsicht der Arbeitslosigkeit nicht viel anders, nur politisch gesehen sind wir viiiiel weiter ,zwar noch nicht am Ziel aber auf dem Weg dorthin. Ja ,in der tat, die Jugendlichen wissen NOCH nicht wohin,aber ich denke, dass es noch etwas zu früh ist um alles zu haben/machen zu können (erst 1999 hatten wir mit einen Krieg zu tun , der ein sehr sehr zerstörerischen schaden an materiellen sowie seelischen Leid uns zugefügt hat).Das ganze hat meiner Meinung nach jetzt ehern mit marode Wirtschaft zu tun(früher waren auch bekannte politische Gründe im Spiel) ,und nicht dass wir Kosovo gerne verlassen wollen!
Lirie hat geschrieben:
- Viele Mädchen heiraten grade recht früh, wollen es so- warum ? Eigentlich hätten sie heute die Gelegenheit, sich erst einmal zu orientieren ?

Wollen die Mädchen wirklich selber so (früh Heiraten)? Da bin ich mir nicht so sicher! Das wollen vielleicht nur diejenigen die wirklich keine Perspektive habe, die zu Hause sitzen und kein Ausbildung haben. An was orientieren? An Bildung, Bildung kostet, egal ob in einen armen oder reichen Land, früher (1989-1999) waren eine enorme Zahl der Albanern in Ausland die ihre Familien in Kosovo unterstütz haben ,jetzt ist die Zahl drastisch nach unten gesunken - also deutlich weniger Möglichkeiten, um zu studieren, auszubilden, oder sonst was. Was bleibt den „armen“ Mädchen übrig –hoffen auf einen junge/Mann der Geld hat, gut ist, und nicht soooo primitiv ist. Ja ja hoffen, Hoffnung stirbt zuletzt!!!
Lirie hat geschrieben:
- Sicherlich ist die Arbeitslosigkeit erschreckend groß aber für viele ein grund, sich aufzugeben, gar nichts mehr zu machen ? Ich denke, es gäbe viel zu tun und wenn alle zusammen anfassen würden.....
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-->Ja so denke ich auch ,nur wie gesagt, früher war vielleicht die Arbeitslosigkeit noch höher (alle Firmen wurden damals geschlossen durch die damalige serbische Regierung/Staat wegen Diskriminierung) aber es gab die lieben Brüder/Angehörige in Ausland die massiv geholfen haben (auch wegen Mitleid etc.),jetzt erstens sind die Brüder wieder zurück (also kein Geld mehr) und zweitens wie du sagtest zusammen anfassen möchte man kaum mehr: der eine (der im Ausland war) erwartet mehr - der hat auch viiiel Geld nach unten geschickt und der andere (der das Geld schön OHNE arbeit- empfangen hat)ist jetzt ja gewohnt jahrelang ohne arbeit Geld zu bekommen ,der möchte jetzt plötzlich nicht mehr arbeiten- möchte weiterhin Geld umsonst bekommen. ein Gesellschaftliches Problem/Phänomen(vielleicht nenne ich mal so :nimm NUR Phänomen--oder der berühmte Satz"MITNAHME Mentalität") zurzeit ,der aber noch ein paar Jahre dauern wird, meine Meinung nach.
Lirie hat geschrieben:
- Es gibt kaum noch etwas typischen kosovarisches, kaum albanisches Essen in den Restaurants wird es immer internationaler
(klar hier bei uns auch), in den Geschäften nur nur Importgüter, kaum noch Handwerk,.....kein typischer Baustil mehr ...?
-->Typisch kosovarisches Essen hatten wir auch früher kaum ,unsere Küche war ständig von anderen Küchen beeinflusst :überwiegend orientalisch ,aber auch serbisch (Balkan eben),jetzt bin ich froh dass es internationales Essen gibt ,insbesondere Europäisches!
- Importgüter,,,,? Ja wir sind immer noch nicht so finanziell entwickelt dass wie selber in massenweise produzieren, ausländische Investoren brauchen SICHERHEIT, vor allem politische und innere Sicherheit, und das fehlt uns noch-leider!!
- Wegen Baustil, hmmm, leider hat das bei uns auch gefehlt, wir hatten entweder orientalischen Einfluss oder slawischen. Die unsere KULLA-s sind entstanden wegen NOT um sich im Krieg damals(vor 1912) gegen Türken zu schützen (jetzt brauchen wir sie zum Glück nicht mehr). Werden auch nicht mehr in einen „heut zu Tage“ Krieg helfen, und die Neubauten waren irgendwie nicht genug modern.
Lirie hat geschrieben:
Kosova wird langsam zum Multikultistaat ! Empfindet ihr das als positiv oder eher nagativ ? Was gibt es demnächst noch typisch Kosovarisches ?

Kosova als Multikultistaat ??Ob Kosova ein multikultistaat wird ,hoffe ich doch .Warum auch nicht, wenn aber erst ganz ganz später, erst sind die politischen- ökonomischen Probleme zu lösen .Positiv oder Negativ?? Eindeutig Positiv !!Ich persönlich, hätte nichts dagegen, im Gegenteil ,mich würde es freuen, wenn die deutsche, italienische, englische Kultur,etc unsere Kultur ein bisschen Beeinflussen wird. Ich sehe auch hier in Deutschland es wird oft diskutiert über die amerikanischen Einfluss auf die deutsch Kultur allgemein ,ich frage mich bloß ,warum nicht ,was spricht dagegen ,es liegt an den Volk/Menschen selbst ob sie das annehmen wollen oder nicht. Früher sind uns die anderen „Kulturen“ erzwungen worden. Von einen Multikultistaat glaube ich kann man sprechen erst wenn Zigkulturen aufeinander prallen(USA, Kanada, Schweiz, Deutschland, etc.), bei uns sind fast nur Soldaten und die Exil Albaner die mit Europäische Kulturen uns vertraut machen. Ob es was typisches kosovarisches geben wird ,kann ich nicht sagen ,ich frag mal anders rum, was gibt es typisches luxemburgisch ,deutsch ,polnisch , slowenisch ,etc. ich denke mal dass so ein art Globalisierung macht’s möglich dass man sich jetzt weniger auf das Nationale beruht. ,etc.
Lirie hat geschrieben:
Jetzt bin ich sehr gespannt auf eure Meinungen, Erklärungen, Einschätzungen
So,ich habe versucht mein Meinung,Erklärung,Einschätzung so gut wie möglich darzustellen.
Gruß Besi25