Brennende Menschen, blutüberströmte Verletzte, und Hunderte von Häusern in Trümmern: Bei dem gewaltigen Explosions-Unglück in einem Munitionslager der albanischen Ortschaft Gerdec starben mindestens neun Menschen, darunter auch Kinder.
Die tatsächliche Zahl der Todesopfer war auch am Sonntagabend noch völlig unklar. Mehr als hundert Menschen wurden noch vermisst. Etwa 240 Menschen seien verletzt worden, hieß es.
Albanische Zeitungen stellten sogleich die Frage nach den Verantwortlichen für "Hiroshima von Gerdec". Der Unfall ereignete sich auf einem Militärgelände zwölf Kilometer nördlich der Hauptstadt Tirana. Als Ursache werden Fehler beim Entschärfen von Munition vermutet.
Rettungsmannschaften suchten in den Ruinen nach Überlebenden und Todesopfern.
Zum Zeitpunkt der ersten von mehreren Detonation fand unmittelbar vor dem Munitionsdepot eine Hochzeit statt. Das Schicksal der Hochzeitsgäste blieb ungewiss. Was mit den mehr als hundert Arbeitern geschehen ist, die sich zum Zeitpunkt der Explosionen im zentralen Gebäude des Depots aufhielten, war ebenfalls unklar.
Durch die Explosionen –
nach unbestätigten Berichten sollen 3000 Tonnen Sprengstoff in die Luft geflogen sein – wurden Granaten und Minen in einem Umkreis von fünf Kilometern um den Unglücksort verstreut. Die Polizei riegelte das Gebiet ab und brachte 4000 Anwohner in Sicherheit. Die Detonationen waren auch im 200 Kilometer entfernten Mazedonien zu hören. Sie zerstörten am Flughafen von Tirana sämtliche Fensterscheiben.
Ein Mitarbeiter berichtete:
"Ich sah meine Kollegen in Flammen, manche waren ohne Arme oder Beine". Nur wenige konnten sich retten, über die anderen gebe es keine Angaben. Zeitungen berichteten am Sonntag, dass bei der Entsorgung der über 50 Jahre alten Munition auch Frauen und sogar 14-jährige Kinder eingesetzt wurden. Ministerpräsidenten Sali Berisha sprach in der Zeitung "Gazeta Shqiptare" von einer "großen Tragödie" und versprach den Opfern jede Hilfe.
Die blutüberströmten Verletzten wurden mit Krankenwagen und Privatautos in Kliniken gebracht.
Ein Arzt des Militärspitals in Tirana bezeichnete die Lage als kriegsähnlich. Es fehle an Blutkonserven. Die Menschen wurden dringend zu Blutspenden aufgefordert.
Albanien besitzt etwa 100 00 Tonnen Munition aus kommunistischen Zeiten, die jetzt entschärft werden sollen. Mit dieser Aufgabe ist auch eine US-Firma befasst. dpa
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