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Bizza
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So, 09. Mär 2008, 1:54

Fortsetzung..



Ich wollte heimatliche Stimmung ausstrahlen. Wenigstens ein paar Glücksmomente, dieser unvorstellbaren Freude wollte ich hier, in uferloser Ferne, einfangen. Wenn ich schon nicht dort sein kann, so soll wenigstens meine Heimat bei mir sein. Die Telefondrähte liefen heiss, ein Durchdringen gleichte einem Lottogewinn. Es kam mir vor, als würden heute beide Bajrame aufeinander treffen.
Vater rief Grossvater an, und nach mehrmaligen Versuchen kam er schliesslich durch. Ich versuchte die Worte meines Grossvaters herauszuhören, und obwohl ich mir das meiste zusammenreimen musste, konnte ich seine bewegenden Worte förmlich mitfühlen. Die Tränen eines alten Mannes sind brillanter als die eines Jungen, weil sie Aufrichtigkeit in ihrem reinsten Zustand und verkettende Erlebnisse in ihrer reichsten Form enthüllen. Ich habe Grossvater’s Tränen mitanhören und den umgeschlagenen Gesichtsausdruck des Zuhörers mitansehen müssen. Ein Moment, der mich bewegte..
Wir beschlossen, in die Stadt zu fahren um diesen ereignisreichen Tag zu bejubeln. Um ehrlich zu sein, ich habe höchstens mit ein paar 10 Autos gerechnet, weil ich die Heimatliebe bei Diasporaalbanern schon lange als verschollen abgeschrieben hatte. Mein Vater wollte nicht mit, der Fernseher war an diesem Tag seine Lunge, dessen Bilder der Freiheit mit einer reinen wohltuenden Bergluft gleichzusetzen war. Es war ein Augenblick der Stille, ein Augenblick, wo ein Augenkontakt ausreichte, um die Gedanken einander zu fabrizieren, als mein Vater sich vor der Haustüre verabschiedete und mir die gebügelte und gefaltete Flagge überreichte. Für ein paar Millisekunden war ich wie weggetreten, weil mir blitzartig Gedanken durch den Kopf schossen. Ich konnte mit voller Freude den Weg der Gewissheit und des Siegersichernden antreten, doch wie viele Väter verabschiedeten sich mit schädlichen Tränen und mit nicht mehr Loslassenwollenden Umarmungen von ihren eigenem Fleisch und Blut, wie viele Söhne und Töchter nahmen den Weg der Ungewissheit und des Todbringenden auf sich, nur um den Überlebenden und den Nachkommen ein freies Kosova darbieten zu können. Ich hatte mir selbst diesen innerlichen Druck aufgesetzt, um auf Schritt und Tritt den Helden dieses jungen Staates, dem die heut ausgerufene Freiheit gebührt, zu gedenken. „Atëherë ne kemi demostru me këtë flamur në për qyteta te zvicëres, sot ju nderoni me këtë flamur atë kohen edhe amanetin te luftes çlirimtare“ sagte er sichtlich bewegt und verabschiedete sich von mir.
In jedem der drei Wagen wehte unsere unvorstellbar schöne rot-schwarze Fahne. In jedem der drei Wagen streckten die bedeutenden zwei Finger empor.
Es gibt kein Pakt zwischen der unkontrollierbaren Überströmung der Gefühle und der stemmenden Schutzmauer des vernunftmässigen Verstandes, so war es nur eine Frage der Zeit, bis auch der Verstand von diesen ungeheuerlichen Kräften überschwemmt werden würde.
Es war die höchste Form des Stolzes, es war die grösstmögliche Ausschüttung von Adrenalin, die mich beim Losfahren innerlich übergossen hatte. Mein Kopf schwenkte sich selbstredend nach hinten zu den zwei vor Freude ausser Kontrolle geratenen Wagen. Dann liess ich wieder meine beiden Finger empor strecken und die Fahne in der Luft der Grenzenlosigkeit wehen. Manchmal schloss ich für kurze Momente die Augen, um das herzstärkende Flattern der Fahne intensivst zu spüren und für die Ewigkeit der Erinnerungen einzufangen. Ich hatte das Gefühl, als würde unser hochgepriesener Adler die kräftigen Flügel ausbreiten und mit den Augen der Ernsthaftigkeit, das Sichtfeld erblicken.
Mit jedem Näherrücken kamen uns immer mehr hupende, mit Albanern befüllte, Wagen entgegen. Diese Bilder werde ich niemals mehr in meinem Leben vergessen. Solch eine Brüderlichkeit, solch ein Ausdruck der Gleichwertigkeit, solch eine herzliche Begrüssung untereinander, hatte ich noch nie zuvor gesehen, geschweige denn gespürt. Nicht die tiefergelegten Bmw’s oder die neuesten Mercedes machten mich so überaus stolz diesem Volk anzugehören, nein, es waren einfach herzliche Gesten der Freude, so, als ob sie dir vermitteln wollten, dass es einfach nur gut tut einen Landsmann zu sehen, die dein Herzflimmern erst richtig auslösten.
Angekommen in der Stadt, erwarteten wir alle in einem Hotel gespannt auf die Verkündigung der Unabhängigkeit. Leider funktionierte die Live-Übertragung nicht, und so war es ein Anruf, der uns diese kaum zu fassende Botschaft überbrachte. Und auch diesen Moment, will ich nie mehr in meinem Leben missen müssen. Wir haben es geschafft, wir haben uns den verloren geglaubten Traum erfüllt, wir haben uns von den Ketten der Unterdrückung gelöst, wir es erreicht!!! Alle lagen sich förmlich in den Armen, alle klatschten minutenlang die Hände wund, Tränen der grenzenlosen Freude flossen, Hände der herzenstiefen Gratulationen machten die Runde, das Lächeln der Leute erhellte den Saal.
Langsam kullernde Glückstränen strömten mir über’s Gesicht, Ich hatte zittrige Knie und das unaufhörliche Flimmern in meinem Herzen und in den Hirnpartien waren fester Bestandteil meines Körpers geworden.
Jetzt wurde der Saal durch albanische Musik mit Leben eingehaucht. Ich glaube, ich habe noch nie die Leute so ausgelassen tanzen sehen. Ich kam vom Staunen nicht mehr weg, alles was ich in diesem Moment wollte, war der Wunsch, jeden Tag diesen historischen Tag zu feiern. Stunden vergingen voller Valle und Freude bis wir unser Fest auf die Strasse der Stadt verlagerten. Die Strassen waren blockiert und mit rot schwarzen Fahnen übersäht. Ältere Menschen winkten uns mit unserem Symbol der Freiheit und des Siegerwillens zu und Menschenansammlungen feierten die vorbeifahrenden, mit hin und her schwenkenden Fahnen, wie ihre Helden.
Ich bin glücklich, dass ich diesen Tag miterleben durfte. Er war mir mehr Wert als Sylvester, Bajram und mein Geburtstag zusammen.

Müde und erschöpft blicke ich noch einmal in die dunkle Nacht hinein und lasse die schönsten Momente dieses heutigen Tages Revue passieren. Glücklich und Zufrieden gehe ich jetzt mit dem Gedanken in’s Bett, dass alle heimatliebenden Albaner heute dem Ziel näher gerückt sind.

Bild
Gib deine Träume niemals auf. Wenn du sie verloren hast, existiert noch der Körper, aber innerlich bist du längst tot.

Për të gjithë e në të gjitha pikëpamjet kam qenë e jam njeriu kot, i humbur.

Nostalgie wird durch heimatliche Luft gestillt.

Estra
Danke für die vielen Übersetzungen
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Re: Glückwünsche, Eure Gedanken, Emotionen in diesen Momente

Mi, 17. Feb 2016, 20:04

8 JAHRE SPÄTER
so viele Hoffnungen, Wünsche und Emotionen waren damals vorhanden, viele sind mittlerweile enttäuscht und unzufrieden und vergessen, dass es eben erst 8 Jahre sind und dass man vieles Kritisieren kann, zB dass anstatt einer gesetzlichen Krankenkasse, die die Gesundheitskosten übernimmt, oder eine faire Pension für die ältere Generation, oder ein gutes Schulsystem ( mit staatlich anerkannten Diplomen für Berufsausbildungen in Betrieben, nicht nur Hochschulen), Strassen und ganze Stadtteile neu gebaut wurden , was sicher auch wichtig ist, aber nicht prioritär und schon gar nicht, dass ein Grossteil sich die eigenen Taschen vollstopft mit den öffentlichen Geldern-
Aber unter keinen Umständen darf man das Gefühl vergessen, dass wir gefühlt haben bei der Unabhängigkeitserklärung!
Darum: URIME!!!!!

TiranaAlb
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Re: Glückwünsche, Eure Gedanken, Emotionen in diesen Momente

Do, 18. Feb 2016, 17:28

Muss man sich nicht merken.

Emotionen hatte ich schlichtweg keine.

Ich war letzte Woche im Kosovo als mir mein Auge tränte stellte ich mir die Frage was mit mir los sei.


Es war einfach nur derbe dreckig und kaputt Peja Rahovec FerizaJ. Ich hab wenigsten was gutes in Ferizaj erwartet was laut einem Bekannten die schönste Stadt der Welt ist. In allem ein zerstückeltes und kaputtes Land. Wie hieß es hier noch mal ? Kosova sei besser als Albanien immer diese dummen Vergleiche. Mit Abstand daß verkommene Land auf meiner ReiselandKarte.

TiranaAlb
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Re: Glückwünsche, Eure Gedanken, Emotionen in diesen Momente

Do, 18. Feb 2016, 17:31

..........
Zuletzt geändert von TiranaAlb am Mi, 16. Nov 2016, 22:56, insgesamt 1-mal geändert.

TiranaAlb
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Re: Glückwünsche, Eure Gedanken, Emotionen in diesen Momente

Do, 18. Feb 2016, 17:33

Falsches Thema. VERSCHIEBEN.

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