KupaMeKapak
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Marin Barletis "Über die Belagerung von Shkodra"

Fr, 12. Aug 2022, 15:30

Hallo zusammen,
ich habe eine Frage für diejenigen unter euch, die sich mit der Umgebung um Shkoder (wahrscheinlich GjergjD, falls er noch im Forum aktiv ist) und mit Barletis Werk auskennen.
In seiner Schilderung von der Belagerung Shkodras 1478 ist die Rede von einem Pasha-Berg, wo sich das türkische Heer positioniert. Welcher Hügel ist das? Es wird gesagt, dass der Berg nur einen Pfeilschuss von der Burg Rozafa entfernt liegt, aber der Tarabosh lag offensichtlich innerhalb der Stadtmauern.
Danke an alle, die mir hierbei helfen!

Ueli
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Re: Marin Barletis "Über die Belagerung von Shkodra"

Fr, 12. Aug 2022, 17:27

Man muss zudem bedenken, dass die Stadt früher auf der anderen Seite des Hügels war, also dort, wo die Bleimoschee ist.

KupaMeKapak
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Re: Marin Barletis "Über die Belagerung von Shkodra"

Sa, 13. Aug 2022, 12:27

Ueli hat geschrieben:
Fr, 12. Aug 2022, 17:27
Man muss zudem bedenken, dass die Stadt früher auf der anderen Seite des Hügels war, also dort, wo die Bleimoschee ist.
Das ist auf jeden Fall eine sehr wichtige Information, die ich nicht wusste. Danke dir dafür.

GjergjD
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Re: Marin Barletis "Über die Belagerung von Shkodra"

Sa, 13. Aug 2022, 13:03

So viele Berge kommen ja nicht in Frage. Wie wäre es mit dem Hügel, in dessen Nähe das Gästehaus des Staates gebaut wurde? Ich hatte früher schon mal von einem "Feldherrenhügel" gesprochen https://www.albanien.ch/forum/p3/viewto ... 0&#p248800
42.050644,19.499964 (auf Google Maps)

KupaMeKapak
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Re: Marin Barletis "Über die Belagerung von Shkodra"

Sa, 13. Aug 2022, 18:06

GjergjD hat geschrieben:
Sa, 13. Aug 2022, 13:03
So viele Berge kommen ja nicht in Frage. Wie wäre es mit dem Hügel, in dessen Nähe das Gästehaus des Staates gebaut wurde? Ich hatte früher schon mal von einem "Feldherrenhügel" gesprochen https://www.albanien.ch/forum/p3/viewto ... 0&#p248800
42.050644,19.499964 (auf Google Maps)
Danke für deine Antwort.
Es könnte durchaus dieser Hügel sein, auch wenn es ziemlich nah finde.

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Lars
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Re: Marin Barletis "Über die Belagerung von Shkodra"

So, 14. Aug 2022, 13:26

Das wäre auch meine Vermutung gewesen. Passt doch auch mit dem Text: »nur einen Pfeilschuss von der Burg Rozafa entfernt«

Diese Aussage kann so nicht richtig sein: ˚»der Tarabosh lag offensichtlich innerhalb der Stadtmauern«
Der Tarabosh auf der anderen Seite der Buna war nie mit Stadtmauern befestigt – auch nicht nur teilweise am – heutigen – Brückenkopf.
Ueli hat geschrieben:
Fr, 12. Aug 2022, 17:27
Man muss zudem bedenken, dass die Stadt früher auf der anderen Seite des Hügels war, also dort, wo die Bleimoschee ist.
Im 15. Jahrhundert bestand die Stadt wohl in erster Linie aus der Burg, die – ähnlich wie Berat heute – bis ins 17. Jahrhundert hinein bewohnt war. Der Stadtteil bei der Bleimoschee und der etwas höher gelegene Zugang zur Burg waren primär eine ausgelagerte Vorstadt. Wie gross diese Vorstadt war, wie bedeutend sie – insbesondere in Kriegszeiten – war und wie stark sie befestigt war, erschliesst mir aus einem ersten groben Quellenstudium nicht ganz.

Bei Riza ist zu lesen: »Ähnliche Viertel [wie in Berat und Gjirokastra] gab es auch in den Städten Shkodra und Lezha. Wegen der unsicheren Zustände, [sic!] wurden in der Regel auch diese Viertel befestigt oder in der Nähe der Befestigung errichtet, auch wenn das Gelände eigentlich ungünstig für den Bau war. Die Gründung der Viertel extra muros, Varosh genannt, kündigte die zukünftige Stadt ohne Befestigung an, die dann als vorwiegender Bautyp erscheinen sollte.«

Luzati schreibt dazu (mitunter mit Bezug auf Barleti): »In der venezianischen Periode wurde eine rege Bautätigkeit entfaltet, insbesondere auf dem Gelände der Burg, wo die Befestigungsanlagen ausgebaut wurden.« Daraus könnte man deuten, dass die Vorstadt nicht wirklich bedeutend war.

Ein etwas klareres Bild ergibt sich bei Reddemann: »Die mittelalteriche Stadt lag im wesentlichen unterhalb der Festung in dem Sattel, der diese von der Fortsetzung des Hügelzuges in östlicher RIchtung trennte. Im 14. Jh. wird ein am Lauf des Drin gelegener serbischer Königspalast erwähnt […].«
Und: »Für das Spätmittelalter wird eine von ragusanischen Kaufleuten bewohnte Vorstadt "Sub-Scutari" zwischen Stadtmauer und Bojana erwähnt.«

Das würde eher auf die Bazar-Seite des Hügels hinweisen.

Die bei Luzati erwähnten Bauanstrengungen bei der Burg begründet Reddemann mit dem »schlechten Zustand der Befestigungsanlagen«.

Ich kann für Shkodra aber keinen konkreten Hinweis auf eine Befestigung der Vorstadt (varosh) erkennen.

Wo auch immer im Spätmittelalter die Vorstadt lag und wo auch immer der Handelsplatz war: Wir können davon ausgehen, dass sich »Shkodra« während der Belagerungen durch die Osmanen (es gab deren zwei oder drei) auf die Burganlage beschränkte. Kurz gesagt. Shkodra/Skutari = Rozafa. Mehr dazu vielleicht noch bei Schmitt oder Literatur zu Barleti oder bei Milan von Šufflay, auf den sich Reddemann bezieht.

  • Skënder Luzati: Bauten und Architektur in Shkodra: Glanz und Niedergang einer nordalbanischen Metropole. in: Werner Daum (Hrsg.): Albanien – zwischen Kreuz und Halbmond. München 1998
  • Karl Reddemann: Zur Geschichte der Städte Shkdora, Durrës, Tirana, Gjirokastra und Elbasan. in: Cay Lienau, Günter Prinzing (Hrsg.): Albanien – Beiträge zur Geographie und Geschichte. Münster 1986
  • Emin Riza: Die albanische Stadt im Mittelalter und in der osmanischen Zeit. in: Staatliches Museum für Völkerkunde München (Hrsg.): Albanien – Reichtum und Vielfalt alter Kultur. München 2001
  • Oliver-Jens Schmitt: Das venezianische Albanien (1392 - 1479). München 2001
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Re: Marin Barletis "Über die Belagerung von Shkodra"

So, 14. Aug 2022, 20:31

Danke dir für deine Antwort und für die Literaturangaben. Ich denke, die werden mir von großem Nutzen sein.

Barletis Werk ist häufig ungenau und er wechselt ebenso häufig zwischen den Lagern, welche er versucht zu beschreiben. Dadurch ist es leicht, in Verwirrung zu geraten. So redet er zunächst über den Pasha-Berg, kurze später spricht er über ein Lager, das 8 Meilen die Buna hoch gelegen ist.

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Lars
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Re: Marin Barletis "Über die Belagerung von Shkodra"

Mo, 15. Aug 2022, 21:55

KupaMeKapak hat geschrieben:
So, 14. Aug 2022, 20:31
ein Lager, das 8 Meilen die Buna hoch gelegen ist.
Habe Barleti nicht gelesen. Schmitt ist da sicherlich verständlicher ;-)

das müssen wiederum 8 Meilen von der Mündung hoch sein. Weiss wohl auch niemand, wie lange seine Meilen sind. 33 Kilometer von der Mündung entfernt liegt heute Shirq, ein wichtiger Ort an der Buna damals. :arrow: https://de.wikipedia.org/wiki/Ruinen_de ... von_Shirgj
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Re: Marin Barletis "Über die Belagerung von Shkodra"

Do, 01. Sep 2022, 15:58

Aleks Buda sagt über den Pascha-Berg in seiner Übersetzung von Barleti aus, dass der Berg heute Tepe heißt. David Hosaflook sagt in seiner Übersetzung Budas: "Tepe is the Turkish word for 'hill'. Pasha's Hill is the first hill due north of the castle (or the first hill between the castle and the modern city of Shkodra), located in a cluster of hills called Kodrat e Tepes (Tepe Hills). Pasha's Hill is now known as Kodra e Magjypeve (Gypsy Hill), being one of the two main neighborhoods of Shkodran gypsies [...]." David Hosaflook: The Siege of Shkodra, Tirana 2012.

GjergjD hat geschrieben:
Sa, 13. Aug 2022, 13:03
So viele Berge kommen ja nicht in Frage. Wie wäre es mit dem Hügel, in dessen Nähe das Gästehaus des Staates gebaut wurde? Ich hatte früher schon mal von einem "Feldherrenhügel" gesprochen https://www.albanien.ch/forum/p3/viewto ... 0&#p248800
42.050644,19.499964 (auf Google Maps)
Anscheinend ist es tatsächlich der Feldherrenhügel

GjergjD
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Re: Marin Barletis "Über die Belagerung von Shkodra"

Fr, 02. Sep 2022, 10:27

Passt doch. Bei Gelegenheit reiche ich ein Foto der Sicht zur Burg nach

GjergjD
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Re: Marin Barletis "Über die Belagerung von Shkodra"

So, 11. Sep 2022, 12:00

Hier der Blick vom Feldherrenhügel auf die Burg von 2017
Blick zur Burg.jpg

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