Nach dem abgebrochenen Fussballspiel zwischen Serbien und Albanien letzter Woche wurde der für Mittwoch geplante Besuch von Edi Rama in Belgrad verschoben. Eigentlich hätte es am Mittwoch zu einer historischen Reise kommen sollen. Zum ersten Mal seit den späten 1940er Jahren wollten sich die Ministerpräsidenten von Albanien und Serbien treffen. Wegen »weiterhin klarer Meinungsverschiedenheiten« über die Ereignisse beim Länderspiel letzter Woche wurde Edi Ramas Besuch in der serbischen Hauptstadt auf November verschoben. Das hat er bei einem Telefongespräch mit seinem serbischen Amtskollegen Aleksandar Vucic vereinbart.
Beide Seiten erklärten, dass sie nach wie vor gewillt seien, die Beziehungen zwischen den Staaten zu verbessern. Und beide Ministerpräsidenten beurteilen das abrupte Ende des Fussballspiels vom letzten Dienstag als »sehr unglücklich«.
Das Qualifikationsspiel für die Europameisterschaften 2016 letzte Woche zwischen Serbien und Albanien musste kurz vor Ende der ersten Halbzeit abgebrochen werden. Im Stadion in Belgrad waren weder albanische Fans noch albanische Fahnen willkommen, was den Unmut vieler Albaner vor allem auch in Konsova geweckt hatte. Die Stimmung auf den Rängen war trotzdem von Beginn weg sehr aufgebracht: Die serbischen Zuschauer pfiffen während dem die albanische Nationalhymne gespielt wurde und wünschten in Sprechchören den Albanern den Tod. Angeblich ist es auch schon vor dem Spiel zu Schikanen gegen die albanischen Spieler und den Begleittross von rund 45 Personen gekommen. Rund 40 Minuten nach Spielbeginn flog eine Drohne, an der eine Fahne »Grossalbaniens« hing, über dem Spielfeld. Nach ein paar Minuten gelang es einem serbischen Spieler, die störende Fahne zu packen. Albanische Spieler versuchten darauf, ihm die Fahne wegzureissen, was zu Rangeleien führte. Sofort wurde das Spielfeld von Zuschauern gestürmt, die auf die albanischen Spieler einschlugen. Im Hagel von aufs Feld geworfenen Gegenständen suchten die Albaner darauf in der Garderobe Schutz. Eingeschüchtert weigerten sie sich danach, das Spiel fortzusetzen.
Weltweit wurde verurteilt, dass ein Fussballspiel als politische Plattform missbraucht wurde. Beide Staaten beschuldigten sich gegenseitig, für die gewalttätigen Ereignisse verantwortlich zu sein. Die UEFA wird im Verlauf der Woche eine Untersuchung veranlassen – beiden Fussballverbände werden verschiedene Regelverstösse vorgeworfen.
Der Lausbubenstreich mit der Drohne hat jedenfalls zu ernsthaften Spannungen geführt auf dem Balkan. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Gemüter bald wieder beruhigen werden, dass man sich beim Sport wieder aufs spielerische Kräftemessen konzentriert und dass die Politik der Annäherung zwischen den beiden Ländern fortgesetzt werden kann.
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