Durch die Massnahmen der Regierung zur Eindämmung der Krankheit wurde die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt.
Lange tauchten in Albanien keine Fälle von COVID-19 auf. Erst am Montag wurden erste Personen positiv getestet. Die albanische Regierung hat dann sofort drastische Massnahmen umgesetzt, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern – schneller und weitreichender als in vielen anderen Ländern.
Dieser Artikel bietet einen Überblick zu den Ereignissen der letzten Tage. Laufend neue Updates finden Sie in unserem Forum:
Corona-Virus – Situation in Albanien
Aktuelle Übersicht der Fallzahlen
Bis Samstagabend wurden 38 Erkrankte und ein Todesfall gemeldet.
Übersicht der aktuellen Massnahmen
Anfangs Woche wurden erste Massnahmen erlassen: Schulen wurden geschlossen, Veranstaltungen abgesagt, der Reiseverkehr mit Norditalien wurde eingeschränkt. Reisende aus Risikogebieten wurden zur Eigenquarantäne verpflichtet.
Bereits am Mittwoch und Donnerstag folgten weitere einschneidende Verbote: Zuerst wurde der Reiseverkehr mit Italien komplett unterbunden, dann wurde auch das öffentliche Leben in Albanien allmählich stillgelegt. Zuerst galten die verordneten Schliessungen nur für Tirana und Durrës, aber schnell wurden sie ausgedehnt. Albanien folgte damit früher als viele andere europäische Staaten mit mehr Corona-Kranken dem italienischen Beispiel.
Seit Freitagmorgen geht fast gar nichts mehr. In den grossen Städten Tirana, Durrës, Shkodra, Lezha, Elbasan, Lushnja, Fier und Vlora mussten alle Geschäfte inklusive Restaurants und Cafés schliessen – nur noch Lebensmittelgeschäfte und Apotheken sind geöffnet. Busse und Autos dürfen nur noch in begründeten Notfällen genutzt werden (zum Beispiel von Klinikpersonal oder Reisenden mit gültigen Flugtickets). Die Strassen sind deswegen leer, das Leben steht – fast – still.
Zwischenzeitlich wurden die meisten Grenzübergänge geschlossen. Mit der Abriegelung von Hauptverkehrsachsen wird auch der Verkehr innerhalb des Landes eingschränkt in der Hoffnung, so die Ausbreitung des Virus zu stoppen.
Die ursprünglich nur bis Sonntagabend angekündigten Einschränkungen im Verkehr werden voraussichtlich verlängert und weiter ausgedehnt.
Einschneidend, aber notwendig
Manch einer in Albanien fühlt sich an kommunistische Zeiten erinnert: Städte, fast ein ganzes Land ohne Autos und kein öffentliches Leben. Mit den Massnahmen werden zwar viele Freiheitsrechte eingeschränkt, aber vermutlich ist die Reaktion der Regierung richtig.
Angesichts der tragischen Entwicklungen in Italien ist es sinnvoll, jede Ausbreitung in Albanien möglichst einzudämmen. Denn Albanien ist noch viel schlechter auf eine Gesundheitskrise vorbereitet: Die Gesundheitsversorgung im Land ist schlecht, die finanziellen Mittel sind begrenzt. So gebe es nur 150 Betten mit Beatmungsgeräten, berichtet das ARD-Studio Wien. Die Menschen leben in Albanien zudem viel enger aufeinander als in Nordeuropa, was eine rasche Verbeitung fördert. Zu den Infizierten gehört auch eine Krankenhaus-Angestellte, die sich wohl bei der Arbeit angesteckt hat.
Mit jedem Tag, der hilft, die Epidemie aufzuhalten, ist wertvolle Zeit gewonnen. Das Beispiel China zeigt, wie drastische Einschnitte geholfen haben, damit die Neuansteckungen rasch wieder stark zurückgegangen sind. Und jeder zusätzliche Tag bringt neue Erkenntnisse für die Bekämpfung mit sich.
Ob dafür wirklich auch drastische Einschränkungen der Pressefreiheit (nur noch zwei Mitarbeiter pro Studio erlaubt) und der Wirtschaftsfreiheit (schwierige Vorgaben für Call Centers) notwendig sind oder ob die Schliessung der städtischen Parks wirklich die Ausbreitung des Virus verhindert, ist im Einzelfall vielleicht fraglich. Aber die Gesamtheit der Massnahmen ist in einem Land wie Albanien sicherlich angebracht.
Leider wird es auch viele Menschen geben, die wirtschaftlich unter diesen Massnahmen leiden werden. Der Anteil selbständiger Kleinunternehmer ist in Albanien hoch und viele Arbeitnehmer leben von der Hand in den Mund. Ihnen fehlen Reserven, um auch nur kurze Zeiten ohne Einkünfte auszukommen – und die werden meist nur bezahlt, wenn auch gearbeitet wird. Hilfe wird der marode albanische Staat hier kaum bieten können.
Situation im Kosovo
Auch im Kosovo, wo am Freitag der erste Corona-Fall bestätigt wurde, sind einschneidende Massnahmen erlassen worden. Zuerst wurde der Flugverkehr mit stark betroffenen Staaten wie Italien und die Schweiz eingestellt.
Seit heute Morgen sind die Grenzen des Landes dicht für alle Nichtkosovaren. Drei Gemeinden, in denen Corona-Virus-Fälle festgestellt wurden, sind unter Karantäne gestellt worden: Malishevo, Klina und Vitia.
Über die fortlaufenden Ereignisse werden wir in unserem Forum informieren:
Corona-Virus – Situation in Albanien
Corona-Virus – Situation in Kosova
Ein Sommertag (»dita e verës«) wie kein anderer … 💐
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