Die Wasserqualität an Albaniens Stränden hat sich 2023 deutlich verschlechtert. Der wachsende Tourismus hat wohl Einfluss auf die Umwelt.
2007 berichteten wir hier von besorgniserregender Wasserqualität an gewissen stadtnahen Stränden in Albanien. 2014 sah es schon viel besser aus: Die EU hatte das Wasser an den allermeisten Badeorten für gut befunden. Und der Trend hielt an. Bis zum letzten Jahr.
Die Resultate der Proben, welche die EU vor zwei Wochen publiziert hat, zeigen für das Jahr 2023 eine markante Verschlechterung. Albanien fällt jetzt im europäischen Vergleich deutlich ab. Zwar sind noch immer viele Strände sauber oder sogar sehr sauber. Seit vielen Jahren gab es aber nicht mehr so viele Strände mit schlechter Wasserqualität, und auch der Anteil der Strände mit hervorragender Wasserqualität hat ein langjähriges Tief erreicht.
Gerade an Stränden weit ab von grossen Städten ist das Wasser noch immer sehr gut. Und auch im Norden bringen die Flüsse nicht mehr so viel Schmutz mit sich. Aber an einigen Hotspots gibt es Probleme: hier und dort werden Abwässer zugeleitet.
Unschön ist, dass es meist altbekannte Probleme sind, wo sich die Lage in der letzten Zeit noch weiter verschlechtert hat. Das liegt wohl einerseits an Schlendrian, andererseits auch am wachsenden Tourismus. Die vielen Touristen bringen die Infrastruktur im ganzen Land an ihre Kapazitätsgrenzen. Die vielen Menschen hinterlassen immer mehr Schmutz – und das wohl in Mengen, die die Abwasseranlagen überfordern. Oder die Umwelt an Orten, wo ein gutes Schmutzwassermanagement fehlt.
Die problematischen Messwerte im letzten Jahr stamme von Stränden in vier Bereichen:
- Ohridsee: Südufer in Pogradec und bis Drilon
- Saranda: Mündung des Çuka-Kanals am Südrand der Stadt
- Vlora: Bucht in Stadtnähe bis zum Tunnel
- Durrës: südliche Bucht bei Shkëmbi i Kavajës, Golem und Qeret sowie an der Uferpromenade im Westen der Stadt
In diesen Bereichen ist etwas Vorsicht geboten: nicht zu lange im Wasser bleiben, danach gründlich duschen, kein Wasser schlucken und eher keine Kinder ins Wasser lassen.
Die rasante touristische Entwicklung zeigt mehr und mehr negative Auswirkungen. Nicht nur Abwasser stellt Albanien vor Herausforderungen, sondern auch die Versorgung der Massen mit Frischwasser. So gab es Anfang Jahr Proteste von der lokalen Bevölkerung und Umweltorganisationen gegen Pläne, Quellwasser aus dem Vjosa-Nationalpark an die Badeorte der Albanischen Riviera zu leiten.
Touristische Infrastruktur bedeutet eben nicht nur, Strassen und Flughäfen zu bauen. Erneut müssen die Albaner sich bewusst sein, dass vor allem die natürlichen Schönheiten des Landes die Touristen anlocken. Diesen gilt es Sorge tragen.
> Interaktive Karte mit Informationen zur Wasserqualität
(nlA/Lars Haefner)