Die prominenteste Touristin

Die rechte italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni macht aktuell mit Angehörigen Ferien in Albanien.

Fertig Geheimtipp. Albanien wird diesem Sommer von Touristen überlaufen. Die Zahlen steigen kontinuierlich. Die Einreisen von Ausländern liegen diesen Sommer rund ein Drittel über den Werten vom Vorjahr. Am Flughafen Tirana freut man sich über vier Millionen Fluggäste seit Jahresbeginn (während der Flughafen Kukës praktisch stillsteht) – etwas über fünf Millionen waren es im ganzen Jahr 2022 gewesen.

Für Albanien ist das einerseits ein Erfolg, bringen die Touristen ja Geld ins Lande und kehren hoffentlich mit guten Eindrücken zurück. Die Medaille hat aber auch eine Kehrseite.

Die Schattenseiten der vielen Touristen

Überfüllter Strand in Albanien – von künstlicher Intelligenz generiertes Symbolbild
Überfüllter Strand in Albanien – von künstlicher Intelligenz generiertes Symbolbild

Overtourism wird immer mehr beklagt. Man sieht auf Social Media Bilder von endlosen Staus an Grenzen und zur Anfahrt an die Strände. Neue Strassen lösen die Verkehrsprobleme nicht nachhaltig. Staus und Gedränge, Hitze und Stress: Die Geduld der Touristen wird mehr und mehr strapaziert. Viele beklagen sich auch über teure Flugtickets. Kabinen auf Fähren sind nur schwer zu kriegen. Die Preise steigen auch in Albanien – 60 Prozent der Albaner können sich keinen Urlaub leisten.

Steigende Preise sind auch in anderen Ländern ein Thema. In Italien beklagen sich viele, dass sie sich keine Ferien zur Hochsaison mehr leisten könnten, und weichen auf die andere Seite der Adria aus: »Topdestination dieses Jahr ist Albanien«, schreibt die NZZ heute über die Urlaubspräferenzen der Italiener. Edi Rama hat auf Social Media schon über den italienischen Exodus nach Albanien Witze gemacht.

Ministerpräsidentin zu Besuch

Edi Rama empfängt Giorgia Meloni bei EU-Westbalkan-Gipfel im Dezember 2022 in Tirana
Edi Rama empfängt Giorgia Meloni beim EU-Westbalkan-Gipfel im Dezember 2022 in Tirana

Prominenteste Besucherin aus Italien in diesem Sommer ist die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Sie ist gestern früh mit der Fähre aus Apulien, wo sie in den Ferien weilte, in Vlora eingetroffen. Mit auf der Reise: der Ehemann, die Tochter, die Schwester und deren Partner Francesco Lollobrigida, Verwandter der Lollobrigida.

Meloni und Familie sind rein privat unterwegs. Zwar hat Edi Rama die Gäste persönlich am Hafen von Vlora willkommen geheissen, aber nicht einmal er hat Bilder veröffentlich. Die Reise ist rein privat. Meloni war einer Einladung von Rama gefolgt. Sie logiert im Gästehaus der Regierung in Vlora (Ujë i ftohtë) und bleibt wohl für zwei, drei Tage.

Ex-Ministerpräsident zu Besuch

Ein anderer ehemaliger Ministerpräsident ist weniger bescheiden angereist. Mit dem Hubschrauber landete Tony Blair, ehemaliger britischer Premierminister, in Himara auf dem Fussballplatz – ebenfalls in Begleitung. Blair ist Albanien schon länger verbunden als Berater für die Regierung von Edi Rama und war auch schon wiederholt in Albanien zu Besuch. Es wäre so nicht verwunderlich, wenn sein Besuch noch in England ausgeschlachtet wird um das Bild von Albanien zu verbessern.

(Redaktion)

2 comments on “Die prominenteste Touristin
  1. Ich würde mich freuen, wenn eine Neofaschistin einen großen Bogen um Albanien machen würde. So etwas als „prominenteste Touristin“ zu publizieren ist eher geschichtsvergessen. Solche Leute sind hasserfüllt und bringen die Welt zu neuen Kriegen!

    • Natürlich ist die Dame weit weg von meiner politischen Präferenz – aber die »Prominenz« kann man ihr trotzdem nicht absprechen. Sie diente ja auch nur als – prominentes – Beispiel für die Flut italienischer Touristen nach Albanien in diesem Sommer. Und ihr Besuch im Nachbarland zeigt auch, dass man in Rom trotz der aktuellen Regierung immer noch an einer Zusammenarbeit über die Adria interessiert ist. Zumindest für Albanien ein wichtiges Zeichen. Wobei der Sozialist Rama meines Erachtens viel zu viele lobende Worte für sie fand. Aber Albanien ist halt auf eine gute Beziehung mit dem wichtigsten Handelspartner angewiesen.

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