Am 9. Juli eröffnete »Helvetic Airways« den kommerziellen Flugverkehr in Nordalbanien.
Der zweite kommerzielle Flughafen von Albanien hat schon viele Eröffnungen gesehen – aber noch kaum ein Flugzeug. 2007 wurde das »Geschenk« eines Scheichs aus den Vereinigten Arabischen Emiraten dem Betrieb übergeben. 2010 folgte eine offizielle Einweihung mit dem Sohn des Donatoren, der damit die Grosszügigkeit der Region während des Kosovokriegs verdanken wollte.
Flughafen ohne Verkehr
Flugzeuge flogen Kukës aber weiterhin nicht an. Das Problem war, dass den Betreibern des Flughafens von Tirana ein exklusives Recht eingeräumt worden war, internationale Flüge von und nach Albanien abzuwickeln. Und inneralbanischer Verkehr war seit dem Bau der Autobahn nicht mehr konkurrenzfähig. Der Neubau war ein Geisterflug: Nie wirklich in Betrieb, nie richtig genutzt.
2016 waren nach Neuverhandlungen mit den Betreibern des Flughafens Tirana endlich internationale Flüge nach Kukës möglich. Es fehlte aber ein fähiger Betreiber für den Verkehrshub. Drei Jahre später waren albanische Investoren gefunden, die eine Konzession für den Flughafen erhielten. Nochmals wurden Bauten ausgeführt: Die Piste wurde verlängert, der Terminal wurde neu gebaut, ein neuer Tower errichtet.
Im April 2021 kam die nächste Einweihung. Ministerpräsident Edi Rama war kurz vor den Parlamentswahlen auf Stimmenfang im demokratischen Norden. Gelandet war damals nur ein Sonderflug aus Tirana – die internationale Betriebslizenz fehlte.
L2 8174: ZRH – KFZ
Als Edi Rama vor ein paar Wochen Flüge mit »Air Albania« von Kukës nach Istanbul und Zürich ankündigte, waren viele noch skeptisch: Der Flughafen hatte weder eine Betriebsbewilligung, noch einen IATA-Code.
Sogar eine Woche früher ist jetzt der erste kommerzielle Flug in Kukës – der Flughafen erhielt den Code KFZ – gelandet. Es war aber nicht »Air Albania«, sondern die Schweizer Regionalfluggesellschaft »Helvetic Airways«, die den kommerzielle Flugbetrieb in Nordalbanien eröffnete.
Die Fluggesellschaft führt die Flüge in Zusammenarbeit mit dem schweizerisch-kosovarischen Reisebüro »Illyrian Eagle« (Kriens, Suhareka) und »Leona Air« durch. Bis jetzt hat Helvetic Airways noch nicht begonnen, die Destination in Nordalbanien selber zu vermarkten. Auch die vierstellige Flugnummer wirkt noch recht improvisiert. Dennoch steht Helvetic Airways hinter der Verbindung – auf Anfrage von albanien.ch schreibt der Mediensprecher: »Als Schweizer Fluggesellschaft und aufgrund der engen Verbindungen zwischen unseren beiden Ländern sind wir überzeugt, dass das Potenzial des Markts gross ist.«
Helvetic Airwaye bezeichnet es als Ehre, dass sie den Erstflug durchführen durften. Die Zusammenarbeit mit dem Flughafen in Kukës stehe erst am Anfang. Bisher seien sie aber sehr zufrieden mit dem Management des Flughafens.
Zukunft mit Fragezeichen
Die Passagiere auf dem Erstflug von Helvetic waren vor allem Albaner aus Kosova. Bis zur kosovarischen Grenze ist es vom Flughafen aus nur 25 Kilometer. Bis Prizren, der zweitgrössten Stadt des Landes, sind es nur 40 Kilometer. Hier liegt auch das grösste Potenzial des neuen Flughafens. Kukës ist eine Konkurrenz zu Prishtina.
Der Südwesten Kosovos setzt auch eine gewisse Hoffnung in das neue Flugangebot. So war auch der Bürgermeister von Prizren heute zur Feier des Erstflugs eingeladen. Der Flughafen im Nachbarstaat ist etwas näher als derjenige in Prishtina.
Früher lag Kukës abgeschieden im Nirgendwo. Heute ist die Stadt aber gut erschlossen. Zum Flughafen von Prishtina sind es nur 100 Kilometer, derjenige von Tirana ist 130 Kilometer entfernt. Über die Autobahn sind sie in nur etwas mehr als einer Stunde erreichbar. Es wird schwierig, in dieser kleinen Lücke ein eigenes Angebot aufzubauen.
Mit Passagieren aus Nordalbanien alleine wird der Flughafen nie rentabel zu betreiben sein. Der Qark Kukës hat nur 85’000 Einwohner und ist wohl die ärmste Region Albaniens. Auch die vielen nach London ausgewanderten »Jungs« werden nicht häufig genug in die Heimat reisen – wenn es denn mal Flugverbingungen gibt.
Und so sind es aktuell nur zwei Flugverbindungen mit ca. drei Flügen pro Woche nach Zürich und einer Verbindung nach Istanbul. Wann weitere dazukommen, ist fraglich – und wie lange die bestehenden aufrechterhalten bleiben, ebenfalls.
Etwas Konkurrenz für die Flughäfen in Tirana und Prishtina ist wünschenswert. Hoffen wir, dass sich hier bald ein vielfältiges Angebot etablieren wird.
(Lars Haefner)
Reiseinformationen Kukës, Nordostalbanien und Flughafen Kukës
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