Bilaterale Treffen und Verträge zum Nationalfeiertag.
Am 27. November sind die Staatspräsidenten und die beiden vollständigen Kabinette von Albanien und Kosova in Korça zu einem Regierungstreffen zusammengekommen. Es ist nicht das erste Treffen dieser Art und die zwölf unterzeichneten Abkommen sind inhaltlich jedes für sich nicht besonders gewichtig. Aber vielleicht wurden hier doch wichtige Weichen für die Zukunft der beiden Länder gestellt.
Zwei Länder, eine Diaspora
Bei den Abkommen ging es lediglich um vereinfachten Handel (Fleischprodukte, Energie), um die Zusammenarbeit der beiden nationalen Investitionsförderungsagenturen und der Ministerien für europäische Integration sowie um Sozialversicherungsbeiträge und Umweltschutz.
Drei Abkommen betreffen die albanische Diaspora. Man wolle die Emigranten der beiden Länder in Zukunft als Einheit betrachten, erklärte der albanische Ministerpräsident Edi Rama. Kulturelle Aktivitäten, Albanisch-Unterricht und Treffen mit Vertretern der Diaspora würden in Zukunft gemeinsam durchgeführt und finanziert.
Ein Tabu wackelt
In der Gesamtheit zeigen die zwölf Abkommen und insbesondere die drei zuletzt erwähnten klar, in welche Richtung man sich bewegt. Die beiden albanischen Staaten kommen sich immer näher – wie im »Logo« des Treffens, das die beiden Flaggen verschmelzen lässt. Es ist zwar noch immer von zwei Staaten die Rede, aber das Motto prangte in grossen Lettern: »Ein Land* – ein Volk – ein Traum«
In einer Zeit, in der die Staaten der EU primär mit sich selbst beschäftigt sind und auch aus Washington nebst vielen unsinnigen Tweets nur ein paar nette Worte zum Nationalfeiertag kommen, nehmen die Albaner das Heft selber in die Hand. Die fehlenden europäischen Perspektiven und die Vernachlässigung der Aussenpolitik auf dem Balkan durch die Weltmächte lässt Raum entstehen für eigenständige Bestrebungen der kleinen Länder.
So kann es sich auch ein Edi Rama leisten, immer lauter über die Vereinigung der Albaner in einem Staat nachzudenken. Ohne dass es gleich zum internationalen Aufschrei kommt. Ohne dass sich jemand darüber entsetzt, dass die kosovarischen Staatsrepräsentanten in Albanien mehr als nur Ehrengäste sind.
FestaktE in Vlora und im Jahr 2018
Am 28. November feierten die Staatschefs den 105. Jahrestag der Unabhängigkeit Albaniens in Vlora. Am Hafen, dem Ort der Ausrufung der Eigenständigkeit der Albaner, gab es nochmals einen grossen Staatsakt.
Gemeinsam wolle man zudem auch die Festlichkeiten im nächsten Jahr begehen, wenn sich der Tod des Nationalhelden Skanderbeg zum 550. Mal jährt.
(nlA)
*) »një tokë – një popull – një ënderr« – Land hier im Sinne von Grund und Boden.
Ich schätze sehr Ihre sachlich-positive Darstellung albanischer Realität. Ihre Beiträge tragen zum Befriedungsprozess in diesen beiden Balkanländern bei.
1992 war ich selbst als offizieller Staatsgast in Vlore dabei, mit Sali Berisha, eingeladen von Alfred Serreqi. Ich erinnere mich an das spärliche Buffer, das in Minutenschnelle geleert war, aber auch an die gute Stimmung untereinander und die positive Ausstrahlung von Ibrahim Rugova mit seinem typischen Halstuch. Es war Aufbruchstimmung. In jenen Stunden begann ich dieses Land und seine Leute zu lieben. Serreqi ernannte mich Wochen danach zum Honorarkonsul in der Schweiz, ein Amt das ich (auf Anraten der Schweizer Diplomatie nie angetreten habe). Ich treffe mich noch heute mit dem früheren Botschafter am Heiligen Stuhl, letztmal vor dre Wochen in Rom. Ich glaube an die Zukunft dieses Landes, das Sie so objektiv kommentieren.
Ich finde es ist nichts schlimmes daran wenn sich ein Volk vereint und versöhnt!
Es ist schön zu sehen, dass in diesen Zeiten, in denen in Europa Abspaltungen und Separationen zunehmen, zwei Staaten über eine gemeinsame Zukunft nachdenken.