Ausverkauf im Wald

In den albanischen Bergen wurde in den letzten Monaten so viel Holz geschlagen wie nie zuvor. Der meist illegale Raubbau wurde durch geplante Umweltschutzmassnahmen ausgelöst.

Holzlaster in den Albanischen Alpen (Archivbild 2009)

Die albanische Regierung hat erklärt, man beabsichtige in Albanien im nächsten Jahr ein Baumfäll-Moratorium einzuführen. Mit dem zehnjährigen Verbot hofft Umweltminister Lefter Koka, den illegalen Holzfällern Einhalt zu gebieten und die arg gebeutelten Wällder zu schützen.

Holzfäller haben während der letzten 25 Jahre in vielen Wäldern einen grossen Schaden angerichtet, wodurch nicht nur die Flora, sondern auch die Tierwelt und Menschen bedroht werden. Das Schreien der Motorsägen war auch in abgelegenen Bergregionen kein seltenes Geräusch und Holzlaster waren auf fast jedem fahrbaren Bergweg anzutreffen. Schuld am Raubbau an der Natur sei die weit verbreitete Korruption und Inkompetenz. Die verantwortlichen Förster würden aber immer wieder auch bedroht. Holzfällen ist in den Berggebieten, die zu den ärmsten Regionen Albaniens zählen, eine der wenigen Möglichkeiten, Geld zu verdienen.

Die Ankündigung dieses neuen Gesetzes hat jetzt aber eine unerwartete und äusserst unschöne Reaktion ausgelöst.

Holzfäller in den Munella-Bergen (Bild:PPNEA)

Holzfäller in den Munella-Bergen (Bild:PPNEA)

In der Hoffnung, vor dem Verbot noch möglichst viel Profit einfahren zu können, haben die Holzfäller in den letzten Wochen so viele Bäume gefällt wie nie zuvor. Umweltschutzorganisationen erklären, dass besonders in Nordalbanien die Situation schon seit Jahren besorgniserregend sei. Seit der Erklärung des Parlaments wäre es aber noch viel schlimmer geworden.

Ohne Plan und Rücksicht würden in den Munella-Bergen die letzten Waldreste vernichtet. Wenn die Regierung nicht bald einschreite, gäbe es in dieser abgelegenen Bergregion nichts mehr, das durch das Abholzverbot noch geschützt werden könnte.

Blick in die Munella-Berge

Blick in die Munella-Berge

Die Munella-Berge liegen in Nordalbanien in der Grenzregion zwischen Mirdita und Puka. In der abgeschiedenen Region mit der »Maja e Kryqit« (1989 m) als höchsten Punkt konnten viele bedrohte Tiere eine Heimat finden. Der äusserst seltene und stark bedrohte »Balkan-Luchs« vermehrt sich in Albanien sonst nirgends mehr. Die Zerstörung des Lebensraums und der Lärm von Motoren und Menschen könnte zur Ausrottung der stark gefährdeten Tierart führen, von der es wohl kaum mehr 50 Exemplare gibt.

Leider wurde in der ersten Dezemberhälfte zudem ein junger Luchs von einem Hirten – unwissend, mit welchem Tier er es zu tun hatte – getötet. Die Tierschützer vermuten, dass auch die Mutter verstorben ist, da sich das Jungtier sonst kaum in die Nähe von Menschen aufgehalten hätte.

Das angedrohte Abholzverbot wird von den Naturschützern zwar prinzipiell begrüsst. Sie fordern die Regierung aber auf, sofort den Raubbau in den albanischen Wäldern zu unterbinden, bevor der Schaden irreparabel wird.

Medienmitteilung von PPNEA
Beitrag auf Balkanweb

(PD, div)

Warnruf aus den Wäldern Albaniens

Posted by newsletter Albanien on Sonntag, 20. Dezember 2015

5 comments on “Ausverkauf im Wald
  1. Hoffen wir, dass die Natur zurückschlägt und zumindestens die angekündigte Kälte und hoffentlich auch bald Schnee die Holzfäller stoppt

  2. Grossartig wie auf dieses Thema aufmerksam gemacht wird. Mit Grauen erinnere ich mich an den Winter 1992 wo in Tirana Strassenbaum für Baum in den Heizöfen verschwand.

  3. Herzlichen Dank an Lars, den Autor der „Newslist Albanien“, für sein grosses Engagement in all den vergangenen Jahren und die vielen interessanten und schönen oder auch traurigen und dramatischen Nachrichten aus Albanien.
    Zur Nachricht „Ausverkauf im Wald“: Es ist leider zu befürchten, dass die Natur in den nächsten Jahren mit Ueberschwemmungen, Erdrutschen… etc. zurückschlagen wird. Aber es wird einmal mehr leider nicht die profitgierigen und rücksichtslosen Menschen treffen sondern die arme Bevölkerung in den abgelegenen Bergregionen.
    Trotzdem wünsche ich allen „GËZUAR VITIN i RI!“

  4. Wird schon klappen wie bei dem Vorgänger Umwelt Minister Fatmir Mediu, einem Langzeit Profi Kriminellen, wo 140 Millionen € EU Gelder spurlos verschwanden.

    Die Zierde des jetzigen Ministers Lefter Koka ist bei wikileaks gut bekannt, in der Bevölkerung ebenso mit 4 Jahren Schul Bildung. Non Stop Skandale inzwischen, weil seine sogenanntne Direktoren die Wälder abholzen, es etliche Verhaftungen gab.

    CRIMINALS MAKING THE LAWS IN ALBANIA’S PARLIAMENT
    ………………..
    — Lefter Koka: Representing LSI from Durres, Koka is a member of perhaps the most notorious organized crime family in Albania, with ties to narcotics and human trafficking and other illicit activities.

    https://wikileaks.org/plusd/cables/09TIRANA552_a.html

  5. Pingback: Aktivisten – S'ka problem!

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