Die in den Parlamentswahlen unterlegenen Sozialisten werden die erste Parlamentssitzung nach den Wahlen, die heute Abend stattfindet, boykottieren.
Parteichef Edi Rama bekundete heute erneut seine Unzufriedenheit mit der Durchführung der Wahlen vor zwei Monaten. Viele seiner Parteivertreter, die in den Wahllokalen arbeiteten, seien bedroht worden. Ebenso sei in ländlichen Gebieten Druck auf Wähler ausgeübt worden, die als Unterstützer der linken Koalition galten. Hierzu hätten der Justizminister und der oberste Direktor der albanischen Gefängnisse verurteilte Verbrecher in den Hafturlaub geschickt – darunter auch Schwerverbrecher, die noch keinen Anspruch auf Hafturlaub hatten. Als weiteres Beispiel erwähnte Rama, dass einzelne Kandidaten keine einzige Stimme erhalten hätten – wenn nicht einmal ihre eigene Stimme im Resultat auftauche, müsse betrogen worden sein. Wegen vieler solcher Vorfälle sei das Wahlresultat inakzeptabel und eines NATO-Mitglieds nicht würdig.
Obwohl Staatspräsident Bamir Topi gestern nochmals zur Zusammenarbeit aufgerufen und an die Sozialisten appelliert hatte, das Parlament nicht zu boykottieren, kündigte Rama heute an, dass die Mitglieder seiner Partei der Konstituierung des Parlaments heute Abend fernbleiben würden.
Zwischenzeitlich hat sich Berisha auch mit den Republikanern auf die Bedingungen der Koalition geeinigt. Die Republikanische Partei, seit längerem Koalitionspartner der Demokratischen Partei und Gewinner eines Sitzes im Parlament, wird einen Minister und zwei stellvertretende Minister stellen dürfen. Parteivorsitzender Fatmir Mediu wird Umweltminister in der neuen Regierung. Noch am Freitag hatten sich Berisha und Ilir Meta vom grösseren Koalitionspartner LSI auf die Regierungsbildung geeinigt (siehe News vom 3. September)
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