Wahlkampf-Krimi

Umfragen prophezeien einen sehr knappen Ausgang für die Parlamentswahlen am kommenden Sonntag. Der Wahlkampf wird aber auch von drei Todesfällen überschattet.

Wahlkampf-Krimi

Albanische Wahlpropaganda: E-Mail von Sali Berisha und Edi Rama am Rappen (Screenshots)

Nächsten Sonntag wählt Albanien ein neues Parlament. Die Wähler haben die Qual der Wahl: Die Versprechen der beiden grössten Parteien zielen wie die Namen ihrer Koalitionen in die gleiche Richtung, ihre Programme unterscheiden sich nicht wesentlich. Die anderen Parteien werden höchstens das Zünglein an der Wage spielen.

Das Dilemma der geringen Unterschiede kommt auch in den aktuellsten Umfragen zum Ausdruck. Die Demokratische Partei und die Sozialistische Partei liegen Kopf an Kopf. Sowohl die Regierungskoalition als auch die grosse Koalition der Opposition unter Führung der Sozialisten erreichen 42 Prozent. Während der Sozialistenchef und Bürgermeister von Tirana, Edi Rama, in der Wählergunst knapp vorne liegt, trauen diese der Partei seines Widersachers und Ministerpräsidenten Sali Berisha mehr zu.

Überschattet werden die letzten Tage vor der Wahl von einem weiteren Mord an einem Politiker. Bei Shkodra wurde am Donnerstag letzter Woche Aleks Keka, Vorsitzender der Christdemokratischen Partei (PDK) der Malësia e Madhe, Opfer eines Explosionsanschlags. Er verstarb sofort. Nur ein paar Tage zuvor kam es im Dorf Qerret zwischen Durrës und Kavaja zu einem Streit zwischen Anhängern der Demokratischen und der Sozialistischen Partei um Wahlplakate. Dabei wurde der demokratische Parteianhänger kaltblütig erschossen. Und anfangs Mai wurde in Roskovec im Kreis Fier der sozialistische Abgeordnete Fatmir Xhindi erschossen. Wie im Fall von Keka wird auch bei Xhindi gemunkelt, dass hier nicht politische Interessen im Vordergrund standen, sondern dass es sich um Abrechnungen unter Kriminellen handelte.

Es bleibt zu hoffen, dass dies die letzten Zeichen von Gewalt vor und vor allem auch nach den Wahlen waren. Brüssel und Washington erinnerten die Albaner nochmals daran, dass diese Wahlen ein Test für die albanische Demokratie und Albaniens Europatauglichkeit sei.

Lars Haefner