In Albanien gehören Stromausfälle noch immer zum Alltag. Jetzt möchte Ministerpräsident Sali Berisha das Land in die elektrische Neuzeit holen: mit einem eigenen Atomkraftwerk
Albanien hat ein grosses Problem: Es mangelt an Strom. Tägliche Ausfälle hemmen das Wirtschaftswachstum und verärgern die Bevölkerung. Premierminister Sali Berisha hat jetzt einen Lösungsvorschlag.
Sein Projekt sieht den Bau eines Atomkraftwerks in Durrës vor. Interessenten aus den USA, Frankreich und der Schweiz, die das Projekt unterstützen würden, seien schon vorhanden. So sei der französische Grosskonzern “Suez“ bereits auf die albanische Regierung zugegangen.
Strom-Exporte im grossen Stil
Der Strom soll nicht nur in Albanien die Lichter zum Brennen bringen, sondern auch im benachbarten Italien, das mit einem Unterwasserkabel versorgt werden soll. Dort sind Diskussionen über den Ausbau der Atomkraft tabu – ein Atomkraftwerk in Albanien wäre eine einfache Auslagerung des Problems. Daneben mangelt es in der ganzen Region an günstigem Strom, so dass auch die östlichen Nachbarn Albaniens Interesse haben dürften.
Sicherheitsbedenken allerorts
Weniger Freude haben die südlichen Nachbarn. In Griechenland spricht man von einer »atomaren Bedrohung« und zweifelt an der Fähigkeit Albaniens, ein Kernkraftwerk sicher betreiben zu können. Das albanische Stromnetz ist mangels Unterhalt verrufen und sicherlich fehlt es im Land an ausgebildetem Fachpersonal. Ausserdem gilt Albanien als Erdbeben-Risikogebiet. Gerade bei Atomkraftgegnern ist die Ablehnung des Projekts deswegen gross.
Sali Berisha sieht Albanien hingegen schon als »Energie-Supermacht«, spricht vom Atomstrom als die »stabilste und sauberste Energiequelle« und ruft auf, schnell die notwendigen Gesetze zu erlassen. Andere Regierungsmitglieder bezeichnen die Kraftwerkprojekte hingegen erst als Idee.
(Guardian, div)