Die Explosion in einem Öltank im nordalbanischen Hafen Shëngjin hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Umwelt, die Bewohner und vielleicht auch auf den Tourismus an Albaniens Küste.
Am Sonntagmorgen kam es in einem Treibstofflager im Hafen von Shëngjin zu einer verhängnisvollen Explosion. Einer von fünf Öltanks im Lager explodierte, zwei weitere brannten ab. Sie beinhalteten je 10 Millionen Liter Treibstoff.
Albaner und Griechen gemeinsam gegen das Feuer
An der Löschaktion beteiligten sich über 100 Feuerwehrleute mit 38 Fahrzeugen aus ganz Nordalbanien, Tirana und sogar aus den Erdölregionen von Fier, Vlora und Mallakastra. Die Feuerwehrleute verfügten einzig über Wasser, um das Inferno zu bekämpfen. Sieben Feuerwehrleute wurden verletzt. Die albanischen Rettungskräfte wurden Unterstütz durch Spezialisten aus Griechenland. Ihr Einsatz basiert auf einer Vereinbarung zwischen den beiden Staaten, sich in Notfällen gegenseitig beizustehen.
Unklare Ursache
Die Untersuchungsbehörden konnten noch nicht sagen, was die Ursache für die Katastrophe ist. Spekuliert wird, dass einer der Tanks ein Leck hatte. Der Besitzer der Anlage beschuldigt einen Konkurrenten: Dieser habe die Explosion mittels Sprengstoff herbeigeführt und ihm einen Schaden von mehreren Millionen Euro zugefügt.
Zerstörte Lagune
Gleich angrenzend an den Hafen liegen der Strand und die Lagunen von Shëngjin. Rund 1000 Tonnen Öl sind in die Lagune geflossen und bedecken dort eine Fläche von 10 Hektaren. Die Lagune ist ein wichtiges Naturschutzgebiet, das insbesondere für Vögel ein geschützter Ort darstellte. Umweltschützer beklagen, dass die Schäden an der Natur nicht mehr reparabel seien. Das Öl führe zu einer Unterbrechung der Nahrungskette, so dass auch unverschmutzte Vögel und andere Tiere keine Überlebenschance hätten.
Weitreichende Bedrohung
Shëngjin ist der grösste Hafen Nordalbaniens. Der Küstenort an der Adria unweit von Lezha hat sich in den letzten Jahren aber auch zu einem beliebten und viel besuchten Badestrand entwickelt. Sollte das Öl die Lagune verlassen, werden im nächsten Sommer aber keine Touristen mehr nach Shëngjin fahren. Und das Öl bedroht nicht nur die Strände vor Ort. Wenn das Öl ins Meer gelangt, werde die ganze Küste davon betroffen sein, erklärte ein Umweltschützer. Dies wäre ein Dolchstoss für die schwache albanische Wirtschaft, die in vielen Regionen stark vom Badetourismus abhängig ist.
Umweltschützer behaupten, dass Albanien nicht über die notwendigen Mittel verfüge, um das Austreten des Öls aus der Lagune zu verhindern. Sie meinten, dass Hilfe aus dem Ausland zwingend benötigt würde. Das albanische Umweltministerium liess verlauten, man werde die Verbindung zwischen Lagune und Meer verschliessen.
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