Die Albaner sind eigentlich sehr unkompliziert im Umgang. Aber das Land bietet doch seine kulturellen Eigenheiten und war auch lange abgeschieden vom Rest der Welt. Mit diesen »Verhaltensregeln« mögen wir etwas Orientierung bieten. Ein paar Tipps zum Benehmen als Reisender in Albanien.

Miteinander sprechen – und anrufen

Nach Auskunft fragen, miteinander sprechen

Man spricht miteinander in Albanien. Auch mit Wildfremden: Der Umgang ist nahbar und unkompliziert. So wird auch mal einem Polizisten bei der Verkehrskontrolle die Hand geschüttelt. Aber nicht erwarten, dass man beim Händeschütteln angeschaut wird..

Ob unter Freunden oder im Geschäftsalltag: Man trifft sich meist im nächsten Café.

Auch anrufen ist erlaubt. Fragen werden nicht online geklärt, sondern über Auskunftspersonen. Wenn man also mal den Weg nicht findet: Einfach jemanden fragen. Wenn man nicht weiss, wann der Bus fährt? Einfach fragen. Wenn eine Tür verschlossen ist? Nach dem Schlüssel fragen! Die erste Person kennt vielleicht die Antwort nicht, aber sicherlich Jemanden, der Jemanden kennt, der Jemanden kennt.

Im Austausch sein

Begegnungen bereichern das Reisen

Begegnungen machen das Reisen aus. In Albanien fällt das einfach, denn Albaner freuen sich, mit Ausländern in Kontakt zu kommen. Etwas abseits der Hotspots gehören Touristen meist auch nicht zum Alltag.

Schnell mal wird man von Albanern eingeladen. Eine Einladung kann problemlos angenommen werden.

Da nicht alle Albaner gut Fremdsprachen sprechen, lohnt es sich, ein paar wichtige Wörter auf Albanisch zu lernen. So wird der Austausch intensiver. Und die Menschen freuen sich über jedes Wort, das man in ihrer Sprache kennt.

Albaner sind neugierig und stellen schnell mal Fragen, die bei uns eher tabu sind. WIe teuer war das? Wie viel verdienst du?

Eher Zurückhaltung ist beim Alkoholkonsum angesagt: Laut pöbelnde Besoffene sieht man in Albanien nicht.

Mehr zur Verständigung

Gastfreundschaft – aber nicht ausnützen

Gastfreundschaft in Albanien

Gastfreundschaft steht bei den Albanern über allem. Sie geben ihr letztes Hemd her für fremde Menschen.

Oft kriegt man etwas geschenkt, immer wieder wird man zum Kaffee eingeladen. Ein Getränk zu bezahlen, wenn Albaner am Tisch sind, ist fast unmöglich.

Man sollte darauf achten, dass die Balance stimmt. Auch wenn man nicht bezahlen darf, findet sich oft ein Weg, seiner Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen und etwas zurückzugeben. Ein kleines Mitbringsel, ein Geschenk für die Kinder oder sogar etwas Geld »vergessen« vor der Abreise. Auch wenn es nie jemand zugeben würde: Eine Runde bezahlen im Café oder ein Essen ausrichten für Gäste kann eine albanische Familie vor finanzielle Herausforderungen stellen.

Im Unterschied zu Hause sind Aufessen und Austrinken nicht nötig. In der Regel kriegt man nachgeschöpft oder nachgereicht, wenn der Teller oder das Glas leer.

Armutsgefälle – oder: Wie man seinen Kaffee gesichtswahrend selber zahlt

Familie über alles und andere Traditionen

Traditionelles Albanien: nordalbanische Familie

Die Familie kommt in Albanien vor allem anderen. Der Zusammenhalt ist gross, die Anzahl der Cousinen und Cousins fast endlos.

Die Rollenverteilung ist oft noch sehr traditionell: Die Frauen tragen viel Arbeitslast. In sehr traditionellen Familien setzen sie sich auch nicht zu den Gästen und Männern an den Tisch. In ländlichen Gebieten sind Frauen im öffentlichen Leben eher zurückhaltend. Und auch junge urbane Menschen halten eher Distanz zu Personen des anderen Geschlechts, die nicht zur Familie gehören.

Eine ausländische Frau wird, wenn Gast, wie ein Mann behandelt: Sie sitzt am Tisch, kriegt auch Raki und Zigaretten angeboten.

Kinder werden verwöhnt und verhätschelt und sind oft bis spät in der Nacht dabei.

Auch andere Traditionen haben sich in Albanien noch bewahrt. Plüschtiere, das blaue Auge und Knoblauch sollen böse Geister fernhalten. Und auch sonst gibt es noch viel Aberglauben.

Respekt

vielfältiges Albanien: Toleranz der Religionen

Vier und mehr Religionsgemeinschaften leben in Albanien friedlich zusammen. Man respektiert das Gegenüber. Oder mehr noch: Man feiert auch die Feste der anderen.

Respekt sollte auch von Ausländern gezeigt werden. Moscheen können in der Regel besucht werden – aber man fragt besser vorab, als die Betenden zu stören. Die Kleidung sollte züchtig sein. Auch wenn die meisten Albaner nicht besonders religiös sind, gilt es hier, Anstand zu wahren. Man darf aber ruhig auch Neugier zeigen – die Muslime oder Bektaschi erzählen gerne von sich.

Auch während des Ramdans ist Albanien ein problemloses Reiseland.

Wie vor der Moschee zieht man in Albanien auch vor der Wohnungstür die Schuhe aus. Oft kriegt man Pantoffeln angeboten.

Geduld & breite Regelauslegung

gemächliches Albanien: Kuh auf Strasse

In Albanien herrscht oft »kreatives Chaos«. Meist sind die Sachen nicht ganz so, wie wir uns das von zu Hause gewohnt sind. Da braucht es manchmal etwas Geduld und Gelassenheit – meist kommt es schon gut. Vielleicht aber anders als geplant. Flexibilität ist nötig.

Auch mit den Regeln nimmt man es in Albanien nicht so genau wie in Deutschland oder der Schweiz. Das kann Vor- und Nachteile haben. Vieles lässt sich im Gespräch klären. Und halt nicht immer auf seine Sicht der Dinge beharren.

Nerviges

nerviges Albanien: Verhalten im Strassenverkehr

Natürlich gibt es auch Verhalten, das nerven kann. Im Strassenverkehr und beim Anstehen ist die Rücksichtslosigkeit zumal etwas gar gross. Auch Pünktlichkeit gehört nicht zu den grössten Tugenden der Albaner. Und gelegentlich wird einem etwas gar viel versprochen.

Ein weiterer unschöner Punkt ist sicherlich die Vermüllung der Landschaft vielerorts. Das wurde halt nicht von jung auf beigebracht.

Aber auch das gehört zu den fremden Sitten und Gebräuche, die es auf einer Reise zu entdecken gilt.

Verhalten im Verkehr

Weitere Informationen

Regenbogen in Südalbanien

Reisetipps

Was ich für die Albanien-Reise wissen muss

Alle Reisteipps


Über diesen Text

Natürlich sind die Aussagen zum Verhalten auf dieser Seite pauschalisierend und subjektiv. Diese verallgemeinernden Aussagen entsprechen einer grossen Nachfrage, sind aber mit Vorsicht zu geniessen: Sie mögen vielleicht für viele Albaner zutreffen, aber eben nicht für jeden.

Die Bücher »111 Gründe, Albanien zu lieben« und »The Xeonophobe’s Guide to the Albanians« bieten herrlich unterhaltsame Beschreibungen typisch albanischer Eigenheiten.

Wir Autoren dieser Seite bereisen Albanien teilweise schon sei 30 Jahren. Wir teilen hier unser Wissen und unsere persönlichen Erfahrungen. Feedback ist immer willkommen.

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2 Replies to “Anstand & Verhalten in Albanien”

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