Tirana: Uhrturm und Moschee
Tirana: Stadtzentrum

Noch immer ist Albanien eines der ärmsten Länder Europas, und Viele leben in Armut. Dafür ist Albanien reich an herzlichen Menschen und an Kontrasten. Keine zwei Flugstunden von uns entfernt, finden wir eine komplett andere Welt: Hier treffen verschiedene Kulturen, verschiedene Religionen, verschiedene Zeiten aufeinander.

Fünfhundert Jahre lang war Albanien unter osmanischer Herrschaft. Die Türken prägten das Land und waren auch dafür verantwortlich, dass sich die Region kaum entwickelte und man sich noch heute immer wieder an vorindustrielle Zeiten erinnert fühlt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte der kommunistische Diktator Enver Hoxha Albanien in ein Arbeiterparadies nach stalinistischem Vorbild verwandeln. Die Albaner litten in dieser Zeit unter der mangelhaften Versorgung und vor allem unter fehlender Freiheit: Es drohte ihnen die Verfolgung durch Spitzel der Staatssicherheit Sigurimi. Die Kommunisten bauten aber auch Schulen, Eisenbahnen und andere Infrastruktur-Einrichtungen, entwässerten Sümpfe und kämpften gegen die alten Traditionen.

In den Jahren 1990 und 1991 kam es endlich auch in Albanien zum politischen Wandel. Die Versorgung brach in der Folge aber vollkommen zusammen, und das Land war von ausländischer Hilfe abhängig. Diejenigen, die nicht auf überfüllten Schiffen über die Adria in den verheissungsvollen Westen flohen, hofften auf baldige Besserung: »Das Land hat ja so viel zu bieten: Schöne Strände, viele Bodenschätze, fleissige Menschen.«

Saranda
Saranda: Küste des Ionischen Meers

Tatsächlich stehen die landschaftlichen Schönheiten Albaniens den Nachbarn Griechenland und Kroatien keineswegs nach. Und das Land hat den Touristen einiges zu bieten: Traumhafte Berglandschaften, Strände und Küsten, optimales Wetter für Badegäste, antike Ruinen, orthodoxe Klöster, mittelalterliche Städte und Burgen, unberührte Natur am Meer und in den Bergen, reichverzierte Moscheen und freundliche Leute.

In der Zwischenzeit sind auch die wichtigsten Strassen ordentlich ausgebaut, der Flughafen komplett erneuert. Und vor allem: Das Land ist sicher. Trotzdem ist Albanien für ausländische Touristen nach wie vor etwas abenteuerlich – und das liegt nicht nur an den regelmässigen Stromausfällen und der lückenhaften Wasserversorgung.

Viehmarkt zwischen Pogradec und Korça
Viehmarkt bei Pogradec

Auch ausländische Investoren kommen nur zögerlich nach Albanien, um all den arbeitswilligen Menschen Arbeit zu geben. Es gibt nur wenige Fabriken, viele Minen stehen still. Die Bürokratie ist zwar weniger umständlich als in vielen anderen Ländern, aber der Markt ist klein, das Land ist unbekannt und Korrpution gehört noch immer zum Alltag. Für ausländische Investoren ist vieles noch etwas kompliziert und unberechenbar. Zumindest sind die politischen Verhältnisse zwischenzeitlich normalisiert und entsprechen einigermassen demokratischen Verhältnissen.

Aufgrund seiner Lage zwischen West und Ost war Albanien oft ein Randgebiet, das sich wenig entwickelte und wenig berücksichtigt wurde. Das Aufeinandertreffen der westlichen Moderne mit den osmanischen, moslemischen und orthodoxen Traditionen liess aber eine spannende Mischung entstehen. Die Albaner wollen in ihrem Land mit lang zurückreichenden historischen und kulturellen Wurzeln ein Teil Europas sein und ohne Existenzsorgen leben können.

Hier verkehren nur noch selten Züge, aber gerne andere – Eisenbahnlinie Elbasan-Librazhd
Wohin führt der Weg?

Den Besuchern fällt meist der Dreck auf: Überall liege Abfall herum, die Luft ist stickig, Autowracks wurden am Strassenrand entsorgt. Wer aber aus den Städten herauskommt und die grossen Strassen verlässt, wird dies bald vergessen haben und sich in eine urtümliche, meist unberührte Landschaft zurückversetzt fühlen. Die Besucher äussern sich vor allem lobend über die Menschen. Trotz ihres schwierigen Lebens ist kaum ein Albaner unglücklich. Der Kontakt mit ihnen ist für Westler unvergesslich herzlich. Denn die Gastfreundschaft ist in Albanien noch immer höchstes Gesetz.

Buchtipps

Albanien: Ein Länderporträt – Christiane JaenickeFür alle, die mehr erfahren möchte über das Land:

Christiane Jaenicke: Albanien – ein Länderproträt
Eine kompakte Einführung in das Land und seine Geschichte, seine Menschen und ihre Sitten.

Weitere Bücher-Tipps für Albanien

7 Replies to “Über Albanien”

  1. Ich möchte im Sommer Julli 2018 mit meiner alten Vespa 150cm3 eine Reise von der Schweiz-Oestereich-Slowenien-Kroatien-Montenegro bis nach Durres in Albanien machen.
    Bin alleine unterwegs.
    Würde mich freuen, wenn ich einige Reise tips von euch erhalten könnte, wie zum Beispiel: Motorrad Routen, Motorrad Werksätten, Benzin, Visa, Geld, Und welche Dokumente brauche ich. Darf man und wo Zellten. Oder Pension, Hotels.
    Gibt es in der Schweiz, Albanier mit denen ich in kontakt kommen könnte.

    Ich danke Ihnen schon im voraus

    Gruss
    Hans Eggenberger, Rothrist/AG

  2. Hallo Hans,

    ich bin gerade von einer Fahrradtour über den Balkan zurück – Albanien ist auf jeden Fall eine Reise wert!
    Hotels sind sehr günstig, da würde ich mir die Umstände mit Zelten sparen. Und wenn du etwas Zeit hast, empfehle ich auf dem Weg nach Durres von Tirana kommend die Höhenstraße Richtung Elbasan über Gracen. Ist kein großer Umweg, hat aber sehr schöne Aussichten in Berge und Täler.
    Wenn du etwas mehr Strecke einplanst, lohnt sich auch ein Tag am Ohrid-See in Pogradec. Die Strecke von Elasan aus geht in die Berge bis max. ca. 1000m, und der Ohrid-See erinnert ein wenig an den Gardasee – nur ohne Massentourismus.

    Wünsche dir eine schöne Tour,
    Grüße,
    Simon

  3. Hallo! Ich fahre bald nach Albanien. Ich bin dorthin mit dem Bus unterwegs. Gibt es rund um Cakran fotografierenswerte Landschaft?
    Oder was ist dort sonst los?
    Wie ist die 24-stündige Busfahrt? Pausen zum Beinevertreten? Rastplätze? Oder Verpflegung mitnehmen?
    Vielen Dank für Tips!
    Gruß von Eva- Maria Höhl

    1. Fragen am besten jeweils in unserem Forum stellen: http://www.albanien.ch/forum

      Cakran liegt im unteren Vjosa-Tal. Rundum ein paar Hügel, den mäandernden Fluss. Nicht gerade ein touristisches Highlight, aber man findet sicherlich was zum Fotografieren: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Cakran
      Nicht allzu weit entfernt liegt Byllis, eine antike Stadt.

      Busfahrt aus Deutschland nach Albanien? Noch nie gemacht … Kürzere Pausen wird es sicherlich ab und zu geben. Etwas Verpflegung mitnehmen schadet nie.

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