Albanien ist ein Paradies für geübte Radfahrer: Es gibt endlos tolle Landschaften mit hübschen Nebenstrecken. Auch wenn viele Routen herausfordernd sind und ein Radwegnetz fehlt, lässt sich das Land gut mit Fahrrad, Mountain Bike und Velo erkunden – vorausgesetzt, man weiss, wie man den gefährlichen Raserstrecken ausweichen kann.

In Albanien findet jeder sein geliebtes Terrain für jegliche Art von Fahrradreisen: endlose Single-Trails für Mountain Bikes, hübsche Nebenstrecken für gemütliche Radwanderer und auch einigermassen direkte Routen für die, die möglichst schnell vorankommen wollen.

Verkehssituation & Infrastruktur

Fahrrad-Fernreisende in Südalbanien
Mit dem Fahrrad unterwegs an einem heissen Tag: Radwanderer in Südalbanien

Radstreifen und Radwege sucht man meist vergeblich – erst in den letzten paar Jahren sind in Städten mancherorts ein paar Markierungen angebracht worden. Der Verkehr in Albanien ist meistens eher chaotisch und regelfrei – aber das Chaos beschränkt sich auf ein paar Hotspots, und manchmal kann man als Fahrradfahrer sogar obenauf schwimmen …

Wer wirklich quer durchs Land radeln will, der wird um ein paar unangenehme Situationen mit viel Verkehr kaum herumkommen. Es gibt aber fast immer eine gute Alternative zu den verkehrsreichen Hauptstrassen – abseits der zu meidenden Schnellstrassen und einigen verstopften Innenstädten geht es meist sehr gemütlich zu und her, der Verkehr nimmt schnell ab. Viele neue Strassen bieten genügend Raum für alle. Fast bis vollkommen verkehrsfrei ist der ländliche Raum abseits der Hauptstrassen. Hier finden Radwanderer und Mountainbiker optimales Gelände.

Zudem habe ich als ausländischer Radler die albanischen Autofahrer überraschend rückichtsvoll und geduldig erlebt: Gegenüber Ausländern zeigen sich die Albaner auch auf der Strasse freundlich. Und über ein Fahrrad, das in der Einbahnstrasse in die falsche Richtung fährt, regen sich hier nicht einmal die Polizisten auf.

Albanien: Fahrrad, Velo, Bike, Farradreisen, Radreisen, Radrouten
Verkehr in Shkodra

Die einheimischen Radfahrer haben sich gut an die chaotischen Strassenverhältnissen im Land angepasst: Sie halten sich an keinerlei Regeln, ob Rotlicht, Einbahnstrasse, Gehweg, Fahrverbot oder sogar auf der Autobahn in die Gegenrichtung … Davon können auch Velotouristen profitieren, die mal auf einen Gehweg oder den Strand ausweichen wollen. Ansonsten ist von solchen Regelverstössen aber besser Abstand zu nehmen, da sie meist unfallträchtige Situationen provozieren.

Im Verlaufe der Tageszeiten, Wochentage und Jahreszeiten kann das Verkehrsveraufkommen an gewissen Orten stark variieren. So sind im Juli und August viele Küstenorte und Küstenstrassen überfüllt.

Besondere Hinweise zur Verkehrssituation

Hier nicht!

Autobahn mit Fahrradfahrer in Albanien
Keine gute Idee: Fahrradfahrer auf Autobahn

Nie! Nie! Nie! Es gibt zahlreiche Strecken, die tabu sind für Radfahrer (Alternativen im Routenteil unten). Eigentlich sollte es logisch sein, dass man Autobahnen und Schnellstrassen nicht mit dem Rad befährt – aber da man hier immer wieder Touristen und Einheimische radeln sieht, seien diese und weitere  Todesstrecken doch aufgezählt:

  • SH1/E762 Schnellstrasse zwischen Shkodra und Lezha (die ersten ca. 5 km vor/nach Lezha und Shkodra sind auf gewissen Routen nicht vermeidbar, aber da ist auch das Tempo noch gemässigter)
  • E762/SH1/A1 Autobahn/Schnellstrasse zwischen Lezha und Fushë-Kruja
  • E851/A1 Autobahn zwischen E762 und Kukës respektive Grenzübergang Morina (Kosovo)
  • SH1/E762 Hauptstrasse zwischen Fushë-Kruja und Kamza (keine Autobahn, aber viel Verkehr auf recht enger Strasse)
  • SH60 Hauptstrasse zwischen Flughafen und SH2 (keine Autobahn, aber viel Verkehr auf eher enger Raserstrecke)
  • SH2/A1 Autobahn zwischen Durrës und Tirana
  • SH85 Umfahrung Durrës-Plazh
  • SH4 Autobhn zwischen SH85 (Plepa/Durrës-Plazh) und Rrogozhina
  • A3/E852 Autobahn zwischen Tirana und Elbasan
  • SH4 Schnellstrasse zwischen Rrogozhina und Lushnja (teilweise keine Alternative vorhanden; weiträumig umfahren)
  • SH72 Umfahrung Lushnja
  • SH4 Schnellstrasse zwischen Lushnja und Fier (teilweise keine richtige Alternative vorhanden – Umweg über Berat möglich)
  • A2 Autobahn-Umfahrung Fier von Mbrostar bis Levan
  • A2 Autobahn zwischen Levan und Vlora
  • SH4/E853 Hauptstrasse zwischen Levan und Malas

Besondere Vorsichtsmassnahmen

Man kann nicht von den gleichen Standards wie zuhause ausgehen und das Land bietet ab und zu auch Überraschungen. Von Fahrradfahrern wird überdurchschnittliche Aufmerksamkeit verlangt, sei es wegen freilaufenden Tieren oder unebenem Strassenbelag. Mehr dazu im Abschnitt weiter unten.

Radfahren in Tirana

Bräute auf Velos in Tirana
Werbende Bräute in Tirana – natürlich auf der falschen Strassenseite

Tirana ist sicherlich die Stadt Albaniens mit dem meisten Verkehr. Aber gerade wegen der vielen Staus kommt man mit dem Fahrrad oft ganz gut voran. Ungeeignet sind allenfalls einige eher enge oder sehr verkehrsreiche Strassen: Ringstrassen und einige Ausfallstrassen zum Beispiel. Geeignet sind eher die breiteren Boulevards der Innenstadt.

In der letzten Zeit wurden viele Radstreifen angelegt, auf denen sich sicher fahren lässt. So sind auch immer mehr Einheimische mit dem Fahrrad unterwegs. Leider sind viele Radstreifen nicht durchgehend oder immer mal wieder blockiert.

Andere Strecken bieten einen recht breiten äusseren Fahrstreifen oder einen menschenleeren Gehsteig. In den Seitengassen ist das Tempo meist gemächlich – kleine Gassen können eine gute Alternative zu vielbefahrenen Strassen sein. Und bei Stau kann man sich zwischen den Kolonnen durchschlängeln.

Skanderbeg-Platz in Tirana am autofreien Tag »Tirana pa makina«
Autofreier Tag in Tirana

Insgesamt kommt man in Tirana mit dem Fahrrad gut voran, auch wenn natürlich ständig Vorsicht geboten ist. Achtsame, defensive Fahrer kommen mit etwas Selbstvertrauen und Anpassen an den Verkehrsfluss problemlos durch die Stadt. Man darf sich einfach nicht die lokalen Kamikaze-Radler, die jedes Rotlicht ignorieren, als Vorbild nehmen.

Die Hauptverkehrsachsen wie entlang dem Lana-Ufer verfügen meist über längere, durchgehende Radstreifen. Bei zwei Boulevards verlaufen sie in der Strassenmitte zwischen den Bäumen. Nicht allzu gross, aber trotzdem praktisch sind die verkehrsfreien Strassen und Plätze der Innenstadt (Skanderbegplatz). Auch der Grosse Park – wo es übrigens einen langen Radweg mitunter um den ganzen See gibt – kann in die Planung einbezogen werden, wenn es südwärts gehen sollte.

Radfahren in anderen Städten

Elbasan in Albanien: Velofahrer
Radfahrer in Elbasan

In den anderen kleineren und grösseren Städten Albaniens ist der Verkehr meist absolut problemlos. Höchstens einzelnen Strecken wie Ausfall-, Durchgangs- und Umfahrungsstrassen können heikler sein. In der Regel steht Radfahrern aber genügend Raum zur Verfügung, und die meisten Autos sind nicht schnell unterwegs – geübte Radfahrer können oft mit dem Verkehrsfluss mithalten. Natürlich gibt es mal einen Idioten, der zu fest aufs Gas drückt, aber mit heiklen Situationen muss man als Radreisender immer rechnen.

In Durrës gibt es einen durchgehenden Radweg vom westlichen Hafenende bis zum südlichen Ende des Strandbereichs bei Plepla, ca. 7 km.

Shkodra ist die albanische Fahrradhauptstadt. Hier ist von jung bis alt fast jeder mit dem Rad unterwegs.

Über Land

Mit dem Fahrrad unterwegs in Südalbanien
Mit dem Fahrrad unterwegs in Südalbanien

Abgesehen von einigen verkehrsreichen Hauptstrassen, die leider oft auch reichlich Schwerverkehr aufweisen, geht es auf den albanischen Landstrassen meist sehr gemütlich zu. Auf Nebenstrecken ausserhalb der Zentren gibt es nur wenig Verkehr. Und meist sind die Geschwindigkeiten nicht hoch, da viele Strecken kurvenreich sind, der Asphalt immer wieder schlecht ist und manches alte Auto auch nicht mehr viel hergibt. Heikler sind eher die schmaleren Landsträsschen, die Autofahrern wenig Raum zum Überholen bieten.

Zwar werden immer mehr Strassen asphaltiert, aber noch immer gibt es sehr viele Naturstrassen, auf denen der motorisierte Verkehr kaum schneller ist als ein geübter Fahrradfahrer. Ein Paradis für Radler mit Mountain-Bike oder Gravel-Bike. Je kleiner und abgelegener ein Weg, desto grösser das Risiko, dass er über Fels oder sehr grobe Steine führt, die schlecht oder gar nicht zu befahren sind. Es gibt auch sehr fein geschotterte Strecken, die viel Balance erfordern. Auf wenig begangenen Wegen in der Natur ist auch mit viel stacheliger Vegetation zu rechnen, was immer wieder zu platten Reifen führt.

Viele Hauptstrassen werden laufend erweitert und ausgebaut – an die Radfahrer und anderen Langsamverkehr wird dabei meist nicht gedacht. Auf gewissen Strecken gibt es leider keine Alternative zu diesen verkehrsreichen Hauptstrassen – gerade im Bergland fehlen oft fahrbare Alternativrouten. Bei den meisten Autobahnen und Schnellstrassen wurde zwischenzeitlich eine Parallelstrasse erstellt, die immer verwendet werden sollten, wo vorhanden. Auch wenn flache, gut asphaltierte Schnellstrassen praktisch sind, um schnell Kilometer zu machen, raten wir dringend davon ab, diese zu befahren – auch auf einen grösseren Umweg sollte der Sicherheit wegen nicht verzichtet werden.

Mountainbike: Albanien bietet endlos Berge und Feldwege für Bike-Touren. Oft reicht es schon, irgendwo vom Asphalt abzubiegen, und es kann losgehen. Markierte Routen gibt es leider kaum. Satelliten-Bilder von Google Maps sind für die Routenplanung recht hilfreich, wenn man bereit ist, an einigen Stellen vielleicht auch mal das Rad zu tragen.

Terrain & Wetter

Mountain Bike am Strand in Albanien
Bike am Strand

Abgesehen vom Küstenstreifen zwischen Shkodra und Vlora ist Albanien durchwegs hügelig bis gebirgig. Auch schon im küstennahen Hügelland kann es giftige Steigungen geben. Albanische Strassen führen fast nie in einer durchgehenden Steigung hoch oder halten die Höhe: Meist ist wegen des ständigen Auf-und-Abs mit deutlich mehr Höhenmetern zu rechnen als erwartet. Oder wie ein Sprichwort sagt: Albanien ist ein kleines Land, das aber zehn Mal grösser wäre, würde man es flach bügeln.

Grundsätzlich ist es in den Küstenregionen fast das ganze Jahr durch warm genug zum Radfahren, in den Bergregionen ist im Winter aber mit eisiger Kälte, Schnee und blockierten Strassen zu rechnen. Im Sommer wird es in ganz Albanien sehr heiss, so dass jegliche körperliche Betätigung ausserhalb des Wassers zur Qual wird. Niederschläge sind zu allen Jahreszeiten meist sehr heftig, auch wenn im Sommer selten und nicht von Dauer. Nach mehrtägigem Regenwetter, besonders im Winter und Frühling, ist damit zu rechnen, dass Natustrassen in den Ebenen überschwemmt und andere ungeteerte Strassen im ganzen Land wegen Schlamm schlecht bis gar nicht mehr befahrbar sind.

Ausrüstung & Reperatur

Radwechsel
Schlauchwechsel

Je stabiler das Rad, desto besser. Für Strecken im hügeligen Gebiet abseits des Asphalts raten wir von schwerem Gepäck ab. Auf Trampelpfaden ist damit zu rechnen, dass ein Rad auch mal geschoben werden muss.

Mit einem Platten ist immer zu rechnen – auch auf asphaltierten Strassen sammelt sich viel Schmutz. Werkzeug und zumindest ein, zwei Ersatzschläuche sollte man also immer dabei haben. Ein paar Ersatzteile (zB. Speichen, Muttern, Schrauben) können auch nützlich werden.

In jedem grösseren Dorf sollte sich ein Automechaniker oder Reifenflicker finden, der bei einfachen Problemen helfen kann. In den grössten Städten ist mit etwas Mühe wohl fast jedes Ersatzteil aufzutreiben. Aber schon in mittelgrossen Städten wie Korça oder Saranda kann es schwierig werden, den passenden Schlauch zu finden. Spezialistierte Fahrradhändler und -mechaniker (»biçiklist«) gibt es meist nur in grösseren Orten.

Natürlich gehören auch ordentliche Schlösser ins Gepäck. Die meisten Unterkünfte können eine sichere Verwahrung über Nacht anbieten – Hotels haben in der Regel auch Nachtwächter. In Privathäusern wird ein Fahrrad auch mal auf dem Balkon deponiert. Räder, die längere Zeit abgestellt werden (über Nacht), müssen immer gut verschlossen werden – jedes einfach abmontierbare Teil (Rad, Sattel) anketten oder mitnehmen.

Wer mehere Tage in Albanien unterwegs ist und dabei immer wieder auf Nebenstrassen und Wege ausweichen möchte, besorgt sich am besten eine lokale SIM-Karte. So kann man für wenig Geld immer seine lokale Position auf Google Maps nachverfolgen. Zudem empfiehlt sich, das kostenlose App »maps.me« zu installieren. Die Qualität des kostenlosen Tools ist sehr  gut, und es funktioniert auch ohne Internetverbindung.

Anreise

Die Mitnahme von Fahrrädern in italienischen Zügen ist nicht ganz einfach. Am besten kommt man mit dem Nachtzügen ab München voran, danach geht es nur noch in Regionalzügen weiter – allenfalls mit Radtasche in Schnellzügen. Auf den Fähren ist die Mitnahme von Rädern kein Problem, aber die Fähre von Triest dauert sehr lange und fährt selten, und die anderen Fährhäfen (Ancona, Bari) liegen schon recht südlich.

Die Mitnahme von Rädern im Flugzeug ist wohl am einfachsten – die Zusatzgebühr liegt meist im Bereich von 60 € pro Strecke.

Radmiete & Reiseanbieter

Es ist kaum möglich, in Albanien gute Reisefahrräder oder Mountain Bikes zu mieten. Allenfalls können Reiseanbieter Räder vermitteln.

Radreisen werden zum Tei von Outdoor-Reiseanbietern organisiert. Für Touren empfiehlt sich das spezialisierte Unternehmen Ride Albania Mountain Biking (Schweizer Inhaber / Guide).

Fahrrad im ÖV

Für längere Überlandstrecken ist das Verladen in Busse eine gute Alternative zum Kilometerbolzen auf verkehrsreichen Hauptstrassen oder im hügeligem Bergland.

In den Reisebussen, die zwischen den Städten verkehren, ist es meist kein Problem, Fahrräder mitzunehmen. Die Fahrer sind zwar oft nicht übermässig glücklich, aber Raum ist ja genügend vorhanden, wenn man das Vorderrad abmontieren kann. Manchmal sind aber auch kleinere Busse im Einsatz, die kaum Stauraum haben und keine Räder mitnehmen können.

In den Sammeltaxis (Furgon) ist es vom vorhandenen Stauraum und Gepäck anderer Passagiere abhängig, ob Fahrräder mitgenommen werden können. Die meisten Fahrer machen aber fast alles möglich, um einen weiteren Passagier an Bord zu haben. Schwieriger wird es bei mehr als einem Fahrrad (allenfalls gegen Aufpreis).

Die Eisenbahn – die ja nur sehr spärlich und langsam verkehrt – hat in der Regel keinen Gepäckwagen oder Stauraum für Fahrräder. Albaner inklusive Lokführer haben aber oft schon auf kreative Weise Wege gefunden, um Räder mitzunehmen. Hier ist allenfalls etwas Verhandlungsgeschick gefragt.

Weitere Informationen zu Radreisen in Albanien

Fahrradparkplatz in Tirana, Albanien
Fahrradparkplatz in Tirana

Die sehr ausführlichen Information von Thomas Longin auf der Website von Jan Cramer sind etwas in die Jahre gekommen, da der Strassenausbau der letzten Zeit nicht berücksichtigt wurde. Die Seite ist aber noch immer hilfreich zur Orientierung:
Länderinformation Albanien

Auch bei »Quäl dich« finden sich immer mehr Passbeschreibungen für Albanien:
Pässelexikon Quäldich Albanien

Erfahrungsbericht und Video eines Berliners:
Cycling the World: Tipps und Hinweise für Radreisen durch Albanien

Erfahrungsbericht einer Südalbanientour mit Gravel Bikes von Kölnern:
Bikepacking Albanien: Meer, Berge und nette Menschen

Einige Routenbeschreibungen inkl. GPS-Tracks zum Download finden sich unter www.mtb.al:
mtb.al – Trails

Einige grundlegende Informationen finden sich noch für die Region Montenegro-Shkodrasee-Albanische Alpen:
Cycling Trails Montenegro-Albania

Ausserdem gibt es im Internet zahlreiche Blogs von Radlern, die Albanien durchquert haben.

Bei vielen Karten und Führern, die Radtouren verzeichnen, bestehen erhebliche Zweifel, dass diese Routen je mit einem Fahrrad abgefahren worden sind.

Wir freuen uns über jede Art von Feedback zu den Routen und Informationen auf dieser Website.

Gefahren beim Fahrradfahren

Bikepacker Albanien von AI-Hund verfolgt
Bikepacker unterwegs verfolgt von Schäferhund
(mit AI eingefügt)

Wie bereits erwähnt, ist der Verkehr oft chaotisch und haarsträubend (die einheimischen Radfahrer sind noch schlimmer als die Autofahrer), aber gegenüber Fahrrädern meist nicht rücksichtslos oder agressiv. Mit Idioten, irrationalem Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer und Engstellen, wo dann plötzlich nicht mehr viel Raum zum überholenden Lastwagen bleibt, ist aber immer zu rechnen. Albanische Autofahrer zeigen immer wieder auch unvorhersehbares Verhalten. Durchaus möglich, dass einer überraschend die Spur wechselt, aus der zweiten Reihe abbiegen möchte oder ohne zu schauen die Tür öffnet.

Der schlechte Strassenzustand verlangt von Radfahrern zusätzliche Aufmerksamkeit. Löcher in der Fahrbahn oder Unebenheiten, die einen schon mal aus dem Gleichgewicht bringen, gibt es immer wieder. Nicht einmal bei frischem Asphalt ist Verlass, dass nicht irgendwo ein Gullideckel fehlt. Auch Strassenränder können abrupt ändern.  Bei Regen sind vor allem Pfützen eine Gefahr, da man die Tiefe nicht abschätzen kann oder auch mal komplett nass gespritzt wird. Nasse Strassen können auch sehr rutschig sein.

Auf Fahrten über Land kann es immer wieder passieren, dass man bissigen Hunden begegnet. Agressive Hunde bewachen meist eine Herde oder einen Hof oder das Fahrrad weckt einen Jaddinstinkt. Es lohnt sich, abzusteigen und langsam vorbeizugehen, das Rad als Schutz zwischen sich und dem seine Herde beschützenden Hund zu platzieren – ausser man kann sehr schnell die Distanz zwischen sich und dem Hund vergrössern. Bei Herden sollte man auf Distanz gehen. In der Not kann es helfen, einen Stein aufzunehmen – ein Signal, das die meisten Hunde verstehen. Ausführlichere Tipps finden sich im Video von Slow Spokes.

Auch sonst gibt es in Albanien mehr freilaufende Tiere als bei uns. Da kann durchaus mal ein Huhn über die Strasse rennen.

Mit einem Helm kann man sich nicht nur bei Unfällen schützen, sondern ist auch weniger der Sonne ausgesetzt. Auch wenn kaum jemand in Albanien einen Helm trägt, sollte man immer nur mit geschütztem Kopf radeln.

Routen

Bikepacker Albanien
Bikepacker unterwegs in Nordalbanien

Auf der oben erwähnten Website von Jan Cramer finden sich viele Routenideen – auch wenn diese aufgrund des fortgeschrittenen Strassenbaus und stärkeren Verkehrs mit Vorsicht zu geniessen sind.

Unten erwähnte Routenbeschreibungen richten sich primär an Fernradler.

In unserem Forum wird gerne bei der Routenplanung geholfen.

Radroute Montenegro – Shkodra – Tirana

Radfahrer und Passanten in Shkodra
Radfahrer und Passanten in Shkodra

Volker Grundmann hat übersichtliche Radkarten für die Küstenebene nördlich von Tirana bis zur montenegrinischen Grenze erstellt. Darin sind vorzüglich diverse Routenoptionen verzeichnet: eine optimale Strecke, eine Bummelstrecke durch die Natur, anspruchsvollere Bergrouten. Diese Karten können über uns bezogen werden.

Wichtige Hinweise:

  • Zwischen Shkodra und Tirana nicht auf den neuen Schnellstrassen und Autobahnen fahren (die von Google für Autos bevorzugte direkte Strecke)!
  • Montenegrinische Grenze bis Shkodra: Hauptstrasse ok – zum Teil gut Verkehr, aber kein Problem
  • Shkodra nach Lezha: empfohlen über Vau-Deja und Kallmet am Fuss der Berge –landschaftlich reizvoll und wenig Verkehr;
    etwas direkter, aber einige verkehrsbelastete Teilstücke (Hauptstrasse) auf der Route Shkodra – Bushat – Gjadër – Lezha
  • Lezha nach Fushë-Kruja: direkte Route auf der alten Strasse am Fuss der Berge über Milot und Laç
  • Fushë-Kruja nach Tirana: empfohlen über Nebenstrassen und Wege östlich parallel zur SH1
  • Vom Flughafen Richtung Süden am Flughafenzaun entlang und auf Nebenstrecken via Valias nach Tirana
  • Grossraum Tirana: auf Nebensträsschen ausweichen, wenn man es nicht sehr eilig hat und mit viel Verkehr klarkommt

Radrouten von Tirana in den Süden

Flach durch die verkehrsreiche Ebene oder Höhenmeter in landschaftlich reizvollen Gebieten

Der naheliegende Weg von Tirana über Durrës nach Südalbanien führt durch flache Ebenen mit viel Verkehr, Industrie und Gewerbegebieten. Abgesehen von einem kurzen Stück am Meer gibt es wenig Reizvolles. Diese Strecke drängt sich also nur auf, wenn man nach Durrës oder dort ans Meer möchte oder Dieselluft einigen zusätzlichen Höhenmetern vorzieht.

Eine neue, gute Alternative für Fahten nach Südalbanien ist die Route über Elbasan. Dank neu durchgehender Autobahn ist man auf der Landstrasse von Tirana nach Elbasan kaum mehr Verkehr ausgesetzt. Die Landschaft ist reizvoll, führt aber auch über den 800 Meter hohen, steilen Krraba-Pass. Auf der anderen Seite vom Pass kann man von Elbasan aus – meist auf Nebenstrassen – über Cërrik und die Dumreja nach Berat, Fier und weiter nach Vlora oder Gjirokastra fahren:
Ab Bradashesh am südlichen Fusse des Passes gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder beim Kreisel nach der Eisenbahn links nach Elbasan, dort durch die Stadt und im Süden über den Fluss und an dessem Südufer nach Cërrik. Etwas kürzer, aber verkehrsreicher ist die Strecke am Nordufer des Shkumbin: Gerade vor der Eisenbahn rechts ab. Nach zwei Kilometern trifft man auf die Hauptstrasse, die die Eisenbahnstrecke auf einer grossen Brücke quert. Es folgen acht Kilometer Hauptstrasse bis Papër, dann bald die Abzweigung nach Cërrik.
Ab Cërrik gibt es zwei Routen nach Kuçova: Enweder durch die hügelige Dumreja via Belsh auf guten, frischen Strassen. Oder weiter südlich am Südufer des Devoll via Mollas.
Ab Kuçova kann man Berat ansteuern oder direkt in Richtung Fier weiterfahren. In Richtung Gjirokastra geht es kurz vor Fier bei Patos nach Süden ab. Wer nach Vlora möchte, fährt geradeaus weiter ins Stadtzentrum.

Radroute Hafen Durrës – Tirana

Zwischen Durrës und Tirana gibt es durchgehend Nebenstrassen parallel zur Autobahn. Die direkteste Verbindung verläuft über weite Strecken parallel zur Autobahn oder über andere recht verkehrsreiche Hauptstrassen. Eine Alternativroute ist etwas weiter, versucht aber dem Verkehr weitmöglichst auszuweichen. Eine weitere Route führt durchs Erzen-Tal weiter südlich weitgehend auf Naturwegen und kleinen Nebenstrassen mit Ausweichoptionen auf der Hauptstrasse bei Stücken, die mit Gepäck nicht passierbar sind. Allenfalls kan man im Erzen-Tal auch durchgehend auf der Hauptstrasse fahren, die aktuell (2022) wegen schlechter Strassenqualität aber mühsam zu befahren ist.

Routen auf Google Maps

  • Route rot (Express): direkt, reichlich Verkehr, lange entlang der Autobahn
  • Route grün (Bummelstrecke): im Grünen, teilweise über Feldwege
  • Route lila (Erzen-Tal): nicht mit viel Gepäck empfohlen, ungetestet

Klicken auf Kartenelemente bietet weitere Informationen. Daten können heruntegeladen werden (3 Punkte oben links neben Titel). Zuunterst in der Legende kann auf Satellitendarstellung gewechselt werden.

Radroute Hafen Durrës – Rrogozhina

Für die Strecke von Durrës nach Süden benötigt man auch wieder Alternativen zur Autobahn. Der Verkehr in der Region ist nicht allzu stark, abgesehen vom Hochsommer, wenn die Strände aus allen Nähten platzen. Dann empfiehlt es sich, möglichst weit weg vom Strand und dem Verkehrschaos zu fahren. Die direkteste Verbindung verläuft wiederum über weite Strecken parallel zur Autobahn mit entsprechend Lärm und Dreck – eventuell sind einige kurze Stücke der Paraellelstrasse südlich von Kavaja noch nicht durchgehend asphaltiert). Eine Alternativroute macht einen weiten Bogen nach Westen entlang der Küste und tollen Landschaften mit einigen Höhenmetern und einem kurzen Schiebestück am Strand und einigen Feldwegpassagen. Drei weitere Routen führen auf direkterer Route abseits der Autobahn mit mehr oder weniger Asphalt nach Süden: zwei in der Ebene westlich von Kavaja durch die Dörfer respektive auf Nebenstrecken, eine östlich der Küstenebene durch die Hügel, fast durchgehend auf Naturwegen. Die Routen können auch kombiniert werden …

Routen auf Google Maps

  • Route rot (Express): direkt, reichlich Verkehr – zwischen Kavaja und Rrogozhina an den markierten Stellen eventuell noch keine asphaltierte Parallelstrasse
  • Route gelb (Beach & Hills): interessanter Umweg durch hübsche Landschaft am Meer entlang, Naturwege, zwei Campingplätze am Strand, einige Höhenmeter und Fahrradtragen am Strand inklusive
  • Route braun (durch die Felder): direktere Alternativen ohne unnötige Höhenmeter – dick braun führt durch lebhafte Dörfer, dünn braun recht abgelegen auf viel Naturstrasse
  • Route grün (Berge): nicht mit viel Gepäck und nur bei gutem Wetter empfohlen, ungetestet: einiges an Höhenmeter und zum Teil nur einfache Wanderwege

Klicken auf Kartenelemente bietet weitere Informationen. Daten können heruntegeladen werden (3 Punkte oben links neben Titel). Zuunterst in der Legende kann auf Satellitendarstellung gewechselt werden.

Radroute Tirana – Elbasan

Die Strasse ist mit einigen Unannehmlichkeiten verbunden: Der Krraba-Pass ist über 800 Meter hoch. Seitdem die Autobahn fertiggebaut wurde, fährt man aber auf ruhiger Landstrasse. Bis zum Beginn der steilen Passstrasse fährt auch regelmässig ein städtischer Bus – die Station ist als »Lapidar« bekannt –, womit man sich einige Höhenmeter spart.

Man sollte hier darauf achten, nicht versehentlich auf der Autobahn zu landen. Die grünen »Elbasan«- und »Tirana«-Schilder sind also kein guter Richtungsweiser. Die blauen Schilder entlang der alten Überlandstrasse verweisen meist nur auf das nächstgrössere Dorf und helfen nicht viel weiter. Tendenziell die flachere Route bevorzugen und bei Bedarf die nächstbeste Person fragen.

Die letzten rund 30 Kilometer mit den letzten 400 Höhenmetern von der Abzweigung bei Krraba, wo die Strecke zum Autobahntunnel abgeht (Fahrverbot für Fahrräder!) sind fast verkehrsfrei, da die Masse die schnellere neue Route fährt. Auf der anderen Seite in der Ebene westlich von Elbasan gibt es Nebenstrassen, die sich gut eignen, um der verkehrsbelasteten Hauptstrasse auszuweichen (beim zweiten Kreisverkehr links).

Informationen zur Südrampe des Passes

Radroute Rrogozhina – Elbasan – Qafë-Thana – Pogradec – Korça

Im ersten Abschnitt zwischen Rrogozhina und Elbasan gibt es immer wieder die Möglichkeit, auf Nebenstrassen am Südufer des Shkumbin auszuweichen. Auf der Hauptstrasse, der »Paneuropäischen Verkehrsaches VIII« fahren viele Lastwagen, aber dank ausreichender Strassenbreite fährt man hier recht problemlos. Auch die Ortsdurchfahrten durch Rrogozhina und Peqin sind gemütlicher als die Umfahrungen.

Elbasan durchquert man möglichst zentral – die Umfahrungsstrasse ist weniger hübsch.

Von Elbasan nach Korça kann man die Route über Gramsh wählen, wenn man dem Verkehr ausweichen möchte (respektive von Westen kommend bereits vor Elbasan in Papër nach Süden abzweigen). Man vermeidet so auch Passfahrten, macht aber trotzdem viele Höhenmeter. Bis Gramsh ist die Strasse neu und überdimensioniert. Danach führt die Strecke durch teilweise sehr menschenarmes Bergland und eindrückliche Schluchten entlang des Devoll-Flusses. Hier wurden neue Staudämme gebaut, was zusätzliche Höhenmeter mit sich bringt.

Die Strecke von Elbasan nach Pogradec via Librazhd ist recht verkehrsreich, wobei auch Schwerverkehr dazugehört. Die Strasse durchs Shkumbintal ist eher schmal und kurvenreich – etwas Auf-und-Ab gehört auch dazu. Ab Qukës geht es dann in 16 Kilometern die letzten 500 Meter bis zum Qafë Thana hoch (937 m; zum Grenzübergang nach Nordmazedonien geht es nochmals 100 Meter rauf). Der letzte Teil der Passstrasse ist recht breit ausgebaut– der weniger breite Abschnitt zwischen Qukës und Prrënjas könnte man auf teilweise unasphaltierten Nebenstrassen über Golik umfahren. Die Ostseite am Qafë Thana ist ebenfalls gut ausgebaut (240 Höhenmeter). Danach geht es am Ohridsee auf neuer Strasse mit Radweg nach Pogradec – etwas weniger Schwerverkehr hier.

Südlich von Pogradec ist nochmals ein rund 200 Meter hoher Anstieg zu überwinden. Für den steilen Aufstieg zum Qafa Plloça bietet sich aktuell eventuell die alte Strasse als Alternativroute an. 2018 wurde die Passstrasse ausgebaut und auch etwas verbreitert. Kurz vor dem Anstieg geht nach einer Linkskurve die neue Strasse rechts ab. Auf der Südseite geht es ohne grossen Höhenunterschied in die Ebene von Korça über – die Strasse ist recht breit, aber die Hauptverkehrsachse der Region. Wer direkt nach Griechenland will, kann nach ein paar Kilometern abzweigen und der Ebene auf einer Nebenstrasse am Ostrand folgen. Wer nach Korça möchte, kann sich auch etwas mühsam auf Nebenwegen durch die Ebene durchschlagen.

Radroute Rrogozhina – Fier

Dieser Streckenabschnitt ist eines der grossen Sorgenkinder für Radfahrer: Die direkte Route ist mehrheitlich verkehrsreiche Schnellstrasse und sollte unbedingt gemieden werden. Wer nicht bereit ist, auf Nebenwegen, die zum Teil unasphaltiert sind, weite Umwege zu fahren, sollte in Betracht ziehen, sein Rad in den Bus zu verladen. Eine gute Alternative ist, von Tirana über Elbasan nach Berat und weiter nach Fier zu fahren (siehe oben) – ansonsten die unten beschriebene Umfahrungsroute, die durchaus sehenswert ist.

Zwischen Rrogozhina und Lushnja fehlt mehrheitlich eine Parallelstrasse zur Schnellstrasse. Der unasphaltierte »Pannenstreifen« ist kein guter Ersatz. Feldwege in der Ebene sind hier eine bessere Alternative, auch wenn sie nicht der direkten Route folgen.

Im Abschnitt zwischen Lushnja und Ardenica/Fier ist die Situation gleichschlecht: Es gibt keine ordentlichen Parallelstrassen zur Schnellstrasse. Wiederum muss man sich, teilweise auf Feldwegen im Zickzack einen Weg durch die Ebene suchen. Ab Ardenica (Kreisverkehr) kann man nach Fier auf die alte Strasse ausweichen. Eine gute Alternative hier ist es, von Lushnja zuerst nach Süden in Richtung Berat zu fahren und dann der Strasse Fier–Berat zu folgen ( Routenbeschreibung auf Google Maps).

Die Umfahrung der Schnellstrasse auf verkehrsarmer Route ( Route auf Google Maps) führt vom Kreisverkehr bei Tërbuf südlich der Shkumbinbrücke bei Rrogozhina nach Westen. Bei Divjaka ist ein Abstecher in den Nationalpark an der Küste empfehlenswert (Strand und Nationalpark mit Wald und Lagune). Vom Städtchen Divjaka geht es nach Süden (alternativ vom Strand aus auf unasphaltierter Strasse nach Süden, bis man wieder auf Asphalt trifft). In Babunja verlässt man die asphaltierte Strasse und hält weiter nach Süden. Im Dorf Agim erreicht man wieder den Asphalt. Südlich von Libofsha trifft man dann auf die Eisenbahn. Bei Mbrostar erreicht man wieder die Nationalstrasse, der man über die Seman-Brücke nach Fier hinein folgt.

Radrouten nach Berat

Nach Berat führen eher verkehrsreiche oder bergige Strassen.

Von Lushnja nach Berat führt eine neu ausgebaute Strasse, die genug Raum lässt für den mittelstarken Verkehr und Fahrräder. Aber wie oben erwähnt, ist Lushnja schwer zu erreichen. Lushnja und die dorthin führenden Schnellstrassen lassen sich weiträumig umfahren: Man folgt der oben beschriebenen Route via Divjaka nach Fier bis zum Dorf Babunja, hält dort aber nach Osten, immer dem Asphalt folgend bis Fier-Shegan ( Route auf Google Maps).

Weniger Verkehr als auf der Hauptstrasse von Lushnja nach Berat gibt es auf der weniger guten Strasse von Fier nach Berat. Eine naturnahe Variante zur Hauptstrasse ist, von Fier-Shegan (ein kleines Dorf südlich von Lushnja) auf Nebenstrassen nach Kuçova und von dort auf Feldwegen nach Berat zu fahren: etwas weiter, aber abgesehen von den ersten vier Kilometern bis Fier-Shegan abseits der Hauptstrassen.

Die beste Route für die Anfahrt nach Berat sind neue Nebenstrassen von Nordosten: Eine Route führt von Elbasan über Cërrik, Gostim und Mollas durchs Devoll-Tal nach Kuçova. Die andere Route ist etwas anstrengender und führt durch die landschaftlich abwechslungsreiche, hügelige Dumreja von Cërrik über Bellsh nach Kuçova.

Südlich von Berat führt es für Asphaltliebhaber in eine Sackgasse. Die Osumtal ist bergig – die Landschaft entschädigt sicherlich für die Anstrengungen – und auch die Asphaltstrasse durchs Osum-Tal nach Poliçan und Çorovoda ist kaum je flach: Fast immer führt die Strasse in ständigem Auf-und-Ab hoch über dem Fluss entlang. Die Routen von Berat nach Këlcyra und von Çorovoda nach Süden sind komplett unasphaltiert und anstrengend, die Gegend nur schwach bewohnt.

Radroute von Fier nach Vlora

Die Nationalstrasse von Fier nach Vlora wurde 2023 frisch asphaltiert und wird mehrheitlich nur von lokalem Verkehr genutzt. Es ist eine recht vielseitige Strecke, oft in flachem Gelände, aber mit zwei Hügeln.

Die ersten acht Kilometer vom südlichen Stadtrand von Fier bis Levan sind eng und mit einem guten Anstieg verbunden. Zwischenzeitlich umfährt ein Grossteil des Durchgangsverkehrs Fier weiträumig auf der neuen Umfahrung, aber hier ists doch Vorsicht geboten. Wer diese unschöne Passage vermeiden will, muss auf unasphaltierte Nebenstrassen ausweichen. Eine Alternative ist ein Ausflug zur antiken Stätte Apollonia, die zehn Kilometer westlich von Fier liegt. Vom Dorf Pojan kann man auf Feldwegen am Hügelfuss entlang nach Levan gelangen.

Zwischen Levan und Vlora nutzt der meiste Verkehr die Autobahn. Radfahrer nehmen wiederum die alte Strasse etwas östlich. Während die Autobahn flach durch die Küstenebene führt, müssen Radfahrer vor Vlora nochmals einen Hügel überwinden. Durch hübsche Olivenhaine geht es dann hinunter nach Vlora. Vom nördlichen Stadteingang ins Zentrum von Vlora wird es nochmals eng – sollte der Verkehr zu hektisch sein, kann zum Teil auf Quartierstrassen ausgewichen werden

Radrouten in Südalbanien

Im hügeligen Südalbanien gibt es oft keine Alternativen zu den Hauptverkehrsstrassen. Man muss sich die Routen also mit allen anderen Verkehrsteilnehmern teilen. Der Verkehr ist meist mässig, die Strassen aber doch oft nicht besonders breit. Gerade in den Steigungen und engen Kurven kann es schon mal unangenehm werden.

Die Schnellstrasse von Levan nach Tepelena ist nur für Radfahrer geeignet, die es nicht stört, von rasenden Autos überholt zu werden – ausserdem ist die Strecke von Fier nach Levan eng und verkehrsreich. Wir empfehlen, über die alte Strasse von Fier über Ballsh nach Tepelena fahren. Diese Route ist mit reichlich Höhenmetern verbunden. Bei Frater vereinigen sich die alte und die neue Strasse. Von Memaliaj über Tepelena nach Gjirokastra nimmt der Verkehr tendenziell zu und die Landschaft lässt wenig Raum für Fahrradfahrer. In Tepelena besser den Hügel hoch und durch die Stadt hindurch fahren. Danach ist es eher etwas eng, bis sich das Drinotal wieder weitet. Zwischen Gjirokastra und der griechischen Grenze (Kakavija) ist die Strasse breit und flach, aber der Verkehr auch schneller.

Zwischen Gjirokastra und Saranda liegt ein 600 Meter hoher Muzina-Pass – der meiste Verkehr führt über die neue Route Kradhiq–Delvina (Schnellstrasse nicht für Fahrräder – 1,3 Kilometer Tunnel und mehr Höhenmeter). Für den Aufstieg von Westen zum Muzina-Pass bietet sich die nicht durchgehend asphaltierte Strecke über Delvina an, die weniger steil ist und viel weniger Verkehr aufweist. Aktuell ist die Strasse schmal und besonders im Sommer verkehrsreich.

Von Vlora nach Saranda ist man auf die eher schmale Küstenstrasse angewiesen. Im Hochsommer kann der Verkehr auf der kurvenreichen Strasse stark zunehmen. Zu beachten ist, dass die zumal sehr steile Strasse nebst dem über 1000 Meter hohem Llogara-Pass noch viele weitere Höhenmeter in den Hügeln hoch über der Küste aufweist – die sensationelle Küstenlandschaft gibt es nicht umsonst … Immerhin: Am Llogara-Pass hat es deutlich weniger Verkehr, seitdem die meisten Autos den neuen Tunnel nutzen.
Zwischen Vuno und Himara gibt es eine Alternative zur Hauptstraße am Meer auf teilweise unasphatierten Wegen: Südlich von Vuno rasante Abfahrt auf der Straße zum Strand von Jal, dort am Ortsende immer weiter fahren auf einem Feldweg, der vorbei am Strand »Aquarium« über einen kleinen Hügel zum Strand von Livadh führt, dort auf asphaltierter Straße das Tal hoch und nach 100 Höhenmetern wieder nach Himara runter – auch in die Gegenrichtung funktionierend (Abzweigung nach Livadh ausgeschieldert beim Aufstieg nach Alt-Himara; in Livadh 275 Meter vor dem Strand rechts über die Brücke, gleich wieder links und nach 100 Meter wieder rechts). Diese Alternativroute erspart einem zwar nicht viele Höhenmeter, aber man fährt direkt am Meer und hat deutlich weniger Verkehr.
Auch zwischen Dhërmi und Palasa am Fusse des Llogara-Passes findet man vielleicht Alternativrouten zur stark befahrenen Hauptstrasse – nicht unbedingt weniger Höhenmeter, aber angenehmer zu fahren.

Alle anderen Strassen weisen kaum Verkehr auf und können problemlos befahren werden.

Radrouten in Nordostalbanien

Wer mit dem Rad in Richtung Kosovo fahren möchte, braucht eine gute körperliche Verfassung, sind doch mehere Pässe und viele Kilometer zu überwinden. Da der Verkehr sich auf die Autobahn »Rruga e Kombit« konzentriert, sind die anderen Routen (Rrëshen – Fushë-Arrëz – Kukës, Vau-Deja – Puka – Fushë-Arrëz – Kukës [guter Asphalt], Vau-Deja – Fähre in Koman und Fähre in Fierza – Bajram Curri) sehr ruhig, immer wieder über weite Strecken aber auch in schlechtem Zustand. Ein Highlight ist natürlich letztgenannte Route, wobei das Stück nicht im Sattel mit der Fähre am eindrücklichsten ist). Von Milot über Rubik nach Rrëshen kann man auf die alte Strasse ausweichen (Nordseite des Flusses). Zwischen Kukës und der Grenze bei Prizren gibt es stellenweise keine Parallelstrasse neben der Autobahn – oft finden sich aber Reste der alten Strasse (meist in schlechtem Zustand) oder Nebenwege. Eine sichere Alternative ist der Grenzübergang Qafa e Prushit zwischen Kruma und Gjakova. Abgesehen von der Hochsaison im Sommer ist hier aber meist nur wenig Verkehr.

Auch Mat und Dibra (Peshkopia) sind nur auf Strassen zu erreichen, die weniger für Fahrradfahrer geeignet sind. Von Milot in Richtung Mat (Burrel) gibt es zuerst keine Alternative zur Hauptverkehsachse, die in diesem Abschnitt nicht zur Schnellstrasse ausgebaut ist, danach geht es auf der schmalen Landstrasse mit viel Lastwagenverkehr weiter. Die neue Rruga e Arbërit hat zwar keinen Lastwagenverkehr, ist aber im oberen Bereich der Passstrasse sehr steil und schmal – zudem geht es auf 1250 Meter hoch. Zwischen Klos und Bulqiza folgt nochmals eine schmale Landstrasse mit viel Lastwagenverkehr. Erst von Bulqiza (Pass auf 900 Metern) nach Osten gibt es eine breite, gut ausgebaute Strasse.

Die Strecken in die Dörfer in den Albanischen Alpen sind ebenfalls problemlos befahrbar, auch wenn die Kondition stark gefordert ist. Die Strassen nach Valbona und von Han i Hotit nach Vermosh sind asphaltiert, ebenso die Strecke von Koplik bis Theth. Details zu diesen Pässen gibt es auf QuaelDich.de. Alle unasphaltierten Strecken sind meist in schlechtem Zustand und nur schwierig zu befahren.

YouTube-Video einer Tour von Kukës nach Norden und zurück via Kosovo
(Eindrücke von Strassenverhältnissen, Verkehr etc.)

Mountainbike-Touren in den Albanischen Alpen

Die zentralen Teile des Gebirges sind oft sehr steil und für Bike-Touren abseits der Strassen wenig geeignet. Da die Strassen aber nicht viel Verkehr haben oder zum Teil gar nicht asphaltiert sind (zum Beispiel die ganze Theth-Südroute), sind diese Strecken auch für Biker attraktiv. Auch hier gilt: Jede Nebenstrasse ist eigentlich eine interessante Bikeroute, auch wenn es oft Sackgassen sind.

Unter albanian-alps.al finden sich 13 Biketouren in Kelmend und dem westlichen Gebirgsrand (Übersicht dieser Routen).

Wir Autoren dieser Seite bereisen Albanien teilweise schon sei 30 Jahren. Wir teilen hier unser Wissen und unsere persönlichen Erfahrungen. Feedback ist immer willkommen.

Vollständig überprüft und überarbeitet:

13 Replies to “Albanien mit dem Fahrrad”

  1. Hallo,
    ich plane zur Zeit eine Fahrradreise von Tirana nach Wien mit dem MTB. Und suche noch schöne Weg, um nicht über die Hauptstraße fahren zu müssen. Vor allem von Tirana Richtung Split.
    Sie haben oben etwas von einer Rad karte geschrieben (Volker Grundmann) wie komme ich daran, ich bräuchte wirklich nur diese Kurze Strecke. Wäre schön, wenn sie mir weiter helfen könnten.

  2. hallo!
    danke für den beitrag, er hat mir auf meiner reise durch albanien die letzten tage wertvolle tipps geliefert!

    eines jedoch ist falsch und sollte ausgebessert werden:

    ‚Die Schnellstrasse von Levan nach Tepelena ist für Radfahrer gesperrt. Radfahrer müssen über die alte Strasse von Fier über Ballsh nach Tepelena fahren. Diese Route ist mit reichlich Höhenmetern verbunden.‘

    ich habe lange überlegt wie ich von fier nach gjirokastra fahren sollte, nach einiger recherche und rücksprachen mit locals hat mich fast alles auf die sh4 straße verwiesen. du schreibst die straße ist für radfahrer gesperrt – was definitiv nicht stimmt. die route ist meiner meinung nach perfekt mit annehmbaren verkehr, einen breiten seitenstreifen und die steigungen halten sich mit einem berg auch in grenzen.

    näheres ist in den nächsten tagen auf meinen blog zu finden
    lg

    1. Danke für den Hinweis. Werden wir anpassen. Ist halt immer etwas Geschmacksache: lieber ein paar ruhige Höhenmeter extra auf verkehrsruhiger Strasse oder die direkt Route mit schnellen Verkehr. Hauptsache, jeder findet das passende und hat eine gute Zeit.

    2. Hätte noch zwei Fragen:

      – Wie bist du nach Fier gefahren?
      – Weshalb hast du die alte Strasse Fier-Tepelena nicht fahren wollen?

  3. Hallo,

    Danke für die tolle Seite. Viele Infos, die man sich vor einer Reise gut organisieren sollte. Ich kann auch was beitragen, von letztem Jahr im Sommer (August 2018).

    – Von Himare Richtung Vlora auf der SH8 habe ich mich nicht getraut. Das lag weniger an den Steigungen als am Verkehr. Bergauf vom Gas gehen tut niemand, auch nicht wegen eines Radfahrers. Dafür wird wahnsinnig überholt. Meine Alternative war: Über Pilur nach Kuc und Kallarat durch das schöne Shushika Tal.
    Nach Pilur hoch wurde die Strecke gerade neu (August 2018) gemacht, herab nach Kuc ist sie sehr schlecht. Dieses Jahr werde ich Borsh nach Kuc ausprobieren. Zwischen Lepenice und Kote wurde die Straße im Sommer 2018 aufwendig neu gebaut. [Allein wegen der tollen Unterkunft in Lepenice ist die Strecke empfehlenswert]

    – wirklich gefährlich war es zwischen Levan und Fier auf E853. Dagegen waren die Autobahnen ein Spaß.

    – Durres und die ganze Umgebung ist fies und würde ich weiträumig umfahren. Wie bei euch beschrieben über Elbasan.

    – hier die Links zu meinen Touren mit Fotos. Ich beantworte gerne alle Fragen dazu: (auch als gps runterzuladen)
    Ksamil => Himare
    https://www.komoot.de/tour/40390767

    Himare => Pilur => Kuc
    https://www.komoot.de/tour/40754987

    Kallarat => Lepenice
    https://www.komoot.de/tour/40776404

    Lepenice => Fier
    https://www.komoot.de/tour/40968349

    LG
    Daniel

    1. Danke für die ausführlichen Berichte und Dokumentation.

      Vor drei Tagen wurde die Umfahrung Fier eröffnet. Damit dürfte es auf dem von dir als gefährlich bewerteten Stück Levan – Fier jetzt deutlich weniger Verkehr haben.

  4. Hallo,
    Danke für die Info zur neuen umgehung. Hab ich jetzt auch bei komoot so ergänzt.

    Ich würde sofort wieder los… Albanien per rad ist toll. Wenn man Berge mag. 🙂

    Daniel

  5. Danke für deine vielen Infos, die uns sicher weiterhelfen.

    eine Frage zur Strecke von Gjirokastra nach Saranda über den Muzina Pass. Ich verstehe deine Ausführung etwas widerspüchlich. Ist die SH 99 oder nördlich die SH 78 die verkehrsärmere Variante ?? DANKE

    Gruß Jan

    1. Neu gibt es drei Routen, um nach Saranda zu gelangen.

      Die meisten Autos nehmen die neue Strasse Kardhiq-Delvina – Schnellstrasse mit langem Tunnel, nichts für Fahrräder. Diese neue Strecke entlastet aber die alten Routen vom motorisierten Verkehr stark.

      Die meisten Autos nehmen die SH99. Sehr steil auf der Westseite des Passes, dann zwar flach, aber mehrheitlich sehr eng. Lässt sich mit dem Besuch beim Blauen Auge kombinieren.

      Die SH78 ist deutlich verkehrsärmer und der Verlauf ist weniger steil. Die Strasse ist aber zwischen Delvina und dem Pass nicht durchgehend asphaltiert. Und auf den letzten sechs Kilometer wieder gut Verkehr, weil man dann die Strecke mit der neuen Schnellstrasse teilt – ausser man fährt da noch zwei, drei Kilometer Umweg durch Finiq. Landschaftlich eher reizvoller.

      Die optimale Lösung gibt es immer noch nicht. Überall ein paar Für und Wider – gerade wenn man westwärts fährt. Bei Fahrten ostwärts würde ich aber noch immer stark die SH78 empfehlen, wenn man mit etwas Schotter klarkommt.

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