
Skanderbegs Festung
Kruja ist ein historisch bedeutsames Städtchen in Mittelalbanien. Der albanische Nationalheld Skanderbeg hatte hier seine Festung. Die mittelalterliche Burg und die Stadt kleben malerisch am steilen Berg hoch über der Ebene.
Die kleine Stadt gehört zum Pflichtprogramm aller Albanien-Reisenden. Dank der Nähe zu Tirana, der eindrücklichen Lage und der guten touristischen Infrastruktur ist ein Besuch der historischen Stätte lohnenswert. Und die Umgebung bietet noch so manches Juwel.
Leider hat das auch zur Folge, dass es in Kruja sehr viele Besucher haben kann – oft auch Schulklassen und Ausflügler aus Albanien und Kosovo. Gerade an Wochenenden kann der Besucheranstrom zu gewissen Zeiten unangenehm werden – es lohnt sich, dann vielleicht erst ein Restaurant aufzusuchen. Der Boom lässt sich auch an den vielgeschossigen Neubauten im Stadtzentrum erkennen.
Lage

Kruja liegt so steil an der Westflanke des Skanderbeg-Gebirges, dass es kaum ebene Flächen gibt. Auf halber Höhe zwischen Ebene und Bergspitzen bieten sich schöne Aussichten in Richtung Meer und auf die steilen Felswände oberhalb. Der Berg über der Stadt heisst »Kruja-Berg«, die Anhöhe wird aber meist auch »Sari Salltik« genannt.
Das historisch bedeutsame Kruja ist heute kleiner als das schnell Wachsende Städtchen Fushë-Kruja in der Ebene. Von diesem Ort geht es durch Pinienwälder und an einer Bektaschi-Tekke vorbei in vielen Kurven nach oben.
Die Bergwelt über und »hinter« Kruja bietet gute Ausflugsmöglichkeiten, so auch den Nationalpark Qafë-Shtama.
Stadtbesichtigung
Im Mittelpunkt des Interesses stehen die Burg und der Basar. Man kann die Besichtigung beim Skanderbeg-Denkmal starten (gibt hier oft Parkplätze/Parkaus) oder bis zur Burg vorfahren (Parkplatz gleich »über« dem Burgfelsen). Das Skanderbeg-Denkmal steht etwa im Zentrum des Orts, die Hauptstrasse führt von hier den Berg hinunter. Beim Denkmal nimmt man die Treppen runter zur Fussgängerpassage, die zum Basar führt.
Sehenswürdigkeiten
Die Ladenstrasse des Basars mit einer langen Reihe restaurierter Verkaufshäuschen versetzt einen zurück in alte Zeiten. Auch wenn hier einzig Souvenirs für Touristen angeboten werden, hat die Gasse doch einen ganz besonderen Flair. Kruja ist eine der besten Möglichkeiten in Albanien, sich mit Souvenirs einzudecken: Neben billigem Ramsch werden auch echte Antiquitäten und schönes Handwerk feil geboten.
Der historisch anmutende Basar ist weniger alt, als er wirkt. Die meisten Häuser sind wohl weniger alt, als sie aussehen. Aber die enge Gasse hat doch das Aussehen bewahrt, wie wir es von alten Fotografien kennen. In den letzten Jahren sind aber noch weitere Verkaufsstände hinzugekommen, die nur noch entfernt an den alten Basar erinnern.
Aus dem 16. Jahrhundert stammt die Basar-Moschee, die aber nach dem Ende des Kommunismus grundlegend restauriert werden musste; das Kulturdenkmal wurde zwischendurch als Lagerhaus verwendet.
Vom Basar geht es an weiteren Läden vorbei hoch zum Burgeingang.
Die Burg wird durch ein grosses Tor betreten. Noch vor 20 Jahren war die Anlage bewohnt – heute werden mehr und mehr Häuser in Gästeunterkünfte verwandelt. Seit der Antike ein Siedlungsort, wurde der Felsen im 12. Jahrhundert mit Mauern befestigt. In den folgenden Jahrhunderten kämpften Türken und Albaner immer wieder um die Vorherrschaft – Skanderbeg und seine Truppen mussten mehrere lange Belagerungen abwehren. Erst bei der vierten Belagerung im Jahr 1478, zehn Jahre nach Skanderbegs Tod, war die Osmanische Armee erfolgreich. Mit den wechselnden Herrschern gab es auch stets Veränderung: Kirchen und Moscheen wurden gebaut und verschwanden wieder. Immer wieder führten Erdbeben zu Schäden an den Mauern und Bauwerken. Im 19. Jahrhundert verloren auch die Mauern allmählich an Bedeutung.

Die Festung bietet heute eine Mischung von historischen und alt aussehenden Sehenswürdigkeiten. Der markante Bau des Skanderbeg-Museums, in dem umfassend über den Nationalhelden informiert wird, stammt aus den 1980er Jahren. Der Rest ist aber alt. Gleich nach dem Eingangstor unterhalb des Museums liegen Ruinen von einer Moschee und anderen Gebäuden. Sehr spannend ist das Ethnologische Museum, das in einem historischen Bürgerhaus gegenüber vom Eingangstor untergebracht ist.
Am obersten Punkt des Felsens befindet sich ein Wehrturm, der beim Erdbeben 2019 beschädigt wurde. Dieser historische Turm der Festungsmauer wurde ab dem 19. Jahrhundert als Uhrturm genutzt. Der Aufstieg lohnt sich. Denn einerseits liegen daneben die Reste einer kleinen Kirche, andererseits ist es hier deutlich ruhiger. Die Kirche stammte wohl aus dem 15. Jahrhundert. Im oberen Bereich der Festung gibt es auch mehrere Restaurants und Cafés.
Ein kleiner Spaziergang durch die Gassen zum unteren Ende der Burg führt zum türkischen Bad (Hamam) und zur Bektaschi-Tekke. Die kleine »Kultstätte« des muslimischen Glaubensordens stammt aus dem Ende des 18. Jahrhunderts und zeigt einen Einblick in die unbekannteste der vier Hauptreligionen Albaniens. Besucher sollten Rücksicht nehmen auf die Konvention der Bektaschi. Tekke und Grabstätte sind religiöse Orte, die noch heute von Gläubigen besucht weden. Bei der Tekke führt ein enger Durchgang durch die Mauer – sobald man die Festung hier verlassen hat, ist man für sich allein. Treppen führen zu einer Quelle und einer grossen Platane.
Hier am unteren Ende bietet sich wie auch am oberen Ende bei den Restaurants eine schöne Aussicht auf die Ebene von Tirana und nach Nordwesten zur Adria.



Unsere Tipps: besondere Orte
Ethnographisches Museum
Von den vielen ethnographischen Museen in Albanien ist dies besonders sehenswert – und deutlich informativer als das protzige Propaganda-Museum für Skanderbeg. Das Museumsgebäude ist schon für sich sehr sehenswert mit kunstvoll ausgestatteten Räumen. Man kann eintauchen ins alte Kruja. Das Ethnographische Museum ist frisch renoviert und meist nicht stark besucht. Mehr dazu unten.
Besuch zu Randstunden
Basar und Festung sind Teil der Stadt – es gibt keine Öffnungszeiten. Es lohnt sich deshalb, die Sehenswürdigkeiten zu besuchen, wenn man sie praktisch für sich alleine hat: früh morgens oder abends. Die Museen und meisten Läden sind dann zwar zu, aber die Stimmung ist schon fast magisch. Besonders ist beispielsweise die Übernachtung in einem Gasthaus auf der Burg.
Kruja von oben
Kruja ist mehr als nur alte Mauern und Shopping. Eine enge Strasse führt hoch auf den Berg über der Stadt, von wo aus man endlose Aussicht geniesst. Auf 1100 Metern ist es etwas frischer, und Restaurants gibt es auch hier. Zudem kann man die Höhle von Sari Salltik besuchen – ein Heiligtum der Bektaschi. Sportlich Ambitionierte steigen zu Fuss hoch. Mehr dazu unten.
Museen
Skanderbeg-Museum – Der pseudo-historische Neubau auf der Burg führt die Besucher durch das Leben des albanischen Nationalhelden und den Kampf gegen die Osmanen. Die Ausstellung ist nach unserem Geschmack stellenweise etwas gar nationalistisch geraten – im isolierten kommunistischen Regime war der Türkenkämpfer eine wichtige nationale Identifikationsfigur. Sie gibt aber einen guten Überblick über diese wichtige Persönlichkeit der albanischen Geschichte: der Türkenkämpfer Skanderbeg wurde vom Papst als »Athleta Christi«, Verteidiger der Christenheit, bezeichnet. Leider sind viele Ausstellungsstücke Replika. Ein Highlight des Museums ist die schöne Aussicht von der Terrasse.
Ethnographisches-Museum – Das weniger besuchte Ethnographische Museum auf der Burg ist unseres Erachtens ein sehenswertes Highlight. Es gibt Einblick in den Alltag der Albaner in der Region Kruja vor der Industrialisierung. Bei knapp bemessener Zeit empfehlen wir, dieses Museum vorzuziehen. Schon allein das alte Wohnhaus mit Garten, in dem die Exponate ausgestellt sind, ist ein Besuch wert. Der Führer erklärt gerne die Funktionen der verschiedenen Räumlichkeiten und Einrichtungsgegenstände, die Trachten sowie im Erdgeschoss die historischen Handwerkstätigkeiten.
Umgebung
Sari Salltik
Die Bergspitze des Kruja-Berges (»Mali i Krujës«) hoch über der Stadt ist ein Wallfahrtsort der Bektaschi, die neben ihrem Heiligtum in einer kleinen Höhle auch ein von weitem sichtbares Gasthaus errichtet haben. Der Aufstieg erfolgt entweder auf einem erstaunlich guten Pfad quer durch die Felswand oder etwas weniger steil in einem weiten Bogen über die Rückseite des Berges auf einem asphaltierten Strässchen.
Der Besucher kann also auch locker den Berg hochfahren. Es bietet sich aber auch eine schöne Tour für Wanderer (Strasse hoch, Felswand runter – ca. drei Stunden), der hier schnell in die Bergwelt eintauchen kann und mit schöner Natur, eindrücklicher Bergwelt und wunderbaren Aussichten belohnt wird. Auf dem Berg befindet sich ein kleines Plateau mit mehreren Ausflugsrestaurants, die auf Besucher warten.
Die Strasse zum Berg führt ab »Hotel Panorama« nordwärts immer nach oben. Für den Pfad durch die Felswand nach 500 Metern rechts halten.
Nationalpark: Qafë Shtama
Auf dem Bergrücken, der hinter dem Kruja-Berg folgt, liegt der Pass »Qafë Shtama«. Lange war dies ein Nationalpark, heute ein Naturpark. Das Waldgebiet an der Südflanke des höchsten Berges der Region (Maja e Liqenit, 1724m) kann heute über eine asphaltierte Strasse bequem besucht werden. Es bietet sich hier auf rund 1250m etwas Frische im Hochsommer sowie die Möglichkeit für diverse Wanderungen. Berühmt ist die »Quelle der Königinmutter«, deren Wasser in den 1930er Jahren täglich nach Tirana an den Königshof gebracht wurde. Ein paar Restaurants am Ende der asphaltierten Strasse bieten unter Bäumen rustikale Verpflegung.
Die Abzweigung nach Qafë Shtama befindet sich in Kruja etwas oberhalb des Stadions (in Rechtskurve nach links weg, zuerst noch etwas hinunter). Die 20 Kilometer lange Strecke umwindet den Kruja-Berg nördlich in einer tief eingeschnittenen Schlucht. Es folgte eine gemütliche Fahrt auf schmaler Strasse und mit unzähligen Kurven durch die Bergwelt. Nur ab und zu kommen Lastwagen entgegen: Kurz vor dem Park befindet sich eine Mineralwasserabfüllanlage.
Der Asphalt endet noch vor der Passhöhe. Die Strasse nach Osten (Burrel) ist schlecht und nur für 4×4-Fahrzeuge passierbar.
Zgërdhesh: antikes Albanopolis
Bei den antiken Funden beim Dorf Zgërdhesh handelt es sich vermutlich um die Illyrer-Stadt »Albanopolis«. Die Ausgrabungen ziehen sich einen weiten Hügel am Fuss des Kruja-Berges hoch – weit unterhalb der Stadt Kruja. Zuunterst sind Reste der Stadtmauer zu sehen, weiter oben folgen unter anderem noch die Mauerreste der Akropolis und die Ruinen einer kleinen, frühchristlichen Kirche.
Das Gelände wurde bis heute nicht touristisch erschlossen, und auch Ausgrabungen wurden erst spärlich durchgeführt. Es gibt keine Wege und Tafeln. Der Ausflug ist also nicht nur wegen den historischen Resten interessant, sondern bietet auch eine Möglichkeit, in unberührte Landschaft einzutauchen und eine grossartige Aussicht über die Ebene zu geniessen. Die Aussicht muss man sich aber erst noch verdienen, ist der Hügel ja recht steil und der Pfad führt hin und wieder durch Gestrüpp.
Zgërdhesh ist erreichbar über eine Abzweigung nach Süden kurz bevor die Strasse nach Kruja aus der Ebene hochsteigt, rund dreieinhalb Kilometer nach dem Zentrum von Fushë-Kruja. Nach rund einem Kilometer endet der Asphalt bei einer Brücke, nach der es erst etwas holprig rechts hoch geht, dann auf ordentlichem Feldweg, der immer schmaler wird, bis zu den höchsten Häusern, wo man parken kann, sobald man die antiken Mauern sieht (der Fahrweg endet hier auch). Die Anlage ist zum Teil eingezäumt, kann aber problemlos besichtigt werden.
Zgërdhesh/Albanopolis: Plan Anfahrt (PDF, 6MB)
Fushë-Kruja
Fushë-Kruja ist geprägt von alten kommunistischen Wohnblöcken, Zementindustrie und viel Verkehr. Noch ist die Stadt ein Engpass im albanischen Nationalstrassennetz, wo die Verbindungen aus Tirana und Durrës zusammenkommen – die folgenden Kilometer nach Norden bis zum Autobahnende sind notorisch bekannt für Stau.
Meist möchte man einfach schnell weiterkommen. Für schnelle Besorgungen (Bank, Bäcker, Supermarkt etc.) kann sich ein Abstecher ins Ortszentrum (von der Kreuzung der Nationalstrassen über die Brücke nach Osten) lohnen. Man wandelt hier auf den Spuren des amerikanischen Präsidenten George W. Bush, der bei seinem Besuch in Albanien 2007 kurz für die Besichtigung eines Hilfsprojekts Halt machte. Das Städtchen erfuhr für kurze Zeit internationale Aufmerksamkeit. Zu Ehren des Besuchers wurde auf dem Hauptplatz eine Statue errichtet.
Westlich von Fushë-Kruja befindet sich ein Hotel mit Pool und Standplätzen für Wohnmobile. Zwei Kilometer nordwestlich sprudelt warmes Thermalwasser aus dem flachen Boden der Ebene. Die »Badeanlagen«, wie fast überall in Albanien »Llixhat« genannt, sind aber sehr rustikal und einfach.
Verkehr
Anreise
Auto – Kruja ist von Fushë-Kruja in der Ebene durch eine gut ausgebaute Strasse erschlossen: in Fushë-Kruja beim Hauptplatz geradeaus, zehn Kilometer in vielen Kurven den Berg hoch. Die Fahrt hierher dauert von Tirana oder Durrës weniger als eine Stunde.
Zu beachten ist, dass Fushë-Kruja über keinen Autobahnanschluss verfügt. Von Norden kommend muss man die Autobahn schon kurz nach Thumana verlassen (Wegweiser beachten!). Von Süden ist der Flughafen die nächste Autobahnausfahrt. Von Tirana kommend lohnt es sich deswegen nur bei starkem Verkehr, die Autobahn zu nutzen.
Wohnmobile sollten beachten, dass es im Stadtzentrum sehr eng wird. Besser etwas unterhalb parken!
Busse – Busse ab Tirana verkehren stündlich vom Busterminal Nord/Süd nach Kruja und jede halbe Stunde nach Fushë-Kruja. Zudem verkehren stündlich Busse von Durrës nach Fushë-Kruja. Regelmässig fahren auch Busse und Minibusse zwischen Fushë-Kruja und Kruja.
Flugzeug – Der Flughafen von Tirana liegt in Sichtweite. Die Fahrt dauert ca. 30 Minuten.
Weiterreise
Auto – Die von Kruja nach Osten (Burrel) führende Strasse verläuft quer durchs Gebirge. Sie ist nicht durchgehend asphaltiert und in sehr schlechtem Zustand. Sie empfiehlt sich nur für Mountain-Bikes und geländegängige 4×4-Fahrzeuge mit Gebirgs-erprobten Fahrern. Nicht-Offroader kehren auf der gleichen Strasse wieder nach Fushë-Kruja zurück.
Busse & Sammeltaxis – Vom Ortszentrum nach Fushë-Kruja oder Tirana. An beiden Orten bestehen Verbindungen nach fast überall.
Essen & Trinken & Schlafen
In Kruja gibt es diverse Restaurants, die auch auf Touristen ausgerichtet sind – so das »Hotel Panorama« vor dem Basar oder die Ausflugsrestaurants um und auf der Burg.
Es gibt in der Stadt auch zahlreiche Hotels. Die meisten Besucher übernachten zwar nicht in Kruja – es lohnt sich aber, weil es abends schnell ruhig wird im Städtchen. So ist die Bergstadt eine gute Alternative zu anderen, meist recht hektischen Städten Mittelalbaniens.
Wie in alten Zeiten kann man auch heute innerhalb der Burg übernachten. Etliche historische Gebäude wurden restauriert oder komplett neu errichtet. Es ist aber zu beachten, dass diese Gasthäuser nicht angefahren werden können. Man muss sein Gepäck übers Kopfsteinpflaster tragen.
Einkaufen
Im Basar und beim Eingangstor der Burg gibt es reichlich Gelegenheit, sich mit Souvenirs einzudecken. Lebensmittelgeschäfte und andere kleine Läden finden sich entlang der Hauptstrasse in den 400 Metern vor dem »Hotel Panorama«.
Weitere Einkaufsmöglichkeiten gibt es in Fushë-Kruja.















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