Das EM-Spiel zwischen Albanien und der Schweiz am letzten Samstag wird in Erinnerung bleiben: als sehr emotionale Begegnung, als Brüderduell, als erstes Spiel Albaniens an einem Endrundenturnier. Es war aber auch ein Spiel der Freundschaft – nicht wirklich ein Freundschaftsspiel, aber ein Spiel der freundschaftlichen Begegnungen. Trotz der schwachen Leistung der Schweizer, trotz der unglücklichen Niederlage der Albaner war es eine »Begegnung«, wie man sie sich als Fussballfest wünscht.
Auf beiden Seiten spielten zahlreiche Schweiz-Albaner – sehr viele Spieler kennen sich gut. Man sprach auch vom Spiel »Kosova 1« gegen »Kosova 2«. So folgte auf die Hymnen nicht das übliche Abklatschen pro forma, sondern herzliche Handshakes. Während des Spiels wurde dem Gegner zwar nichts geschenkt, aber nach dem Schlusspfiff gab es wieder respektvolle Aufmunterungen und Umarmungen.
Die Fairness wurde aber nicht nur auf dem Spielfeld gelebt. Auch auf den Rängen, auf den Strassen und in den Public Viewings von Frankreich über die Schweiz und Prishtina bis Tirana gab es keine Gehässigkeiten. Keine Szenen wie in Marseille oder Nizza, wo sich die – angeblichen – Fans prügelten. Wie auf den Platz, wo mehr mit- als gegeneinander gespielt wurde, liessen sich die albanischen Fans die Laune von der Niederlage nicht verderben. Auch wenn der Schmerz und die Enttäuschung vieler Albaner gross war: Es wurde weiter gefeiert, zur Not halt mit den Schweizern.
Die Stimmung blieb überall entspannt – wie in Zürich, wo an der Langstrasse ein Polizeiauto mit Albanienflagge gesichtet wurde. Schweizer und Albaner begegneten sich auf der Strasse und diskutierten sachlich den Spielverlauf. Gründe für dieses friedliche Fest mag es viele geben: Manche sehen darin die zwischenzeitlich doch sehr gelungene Integration der Albaner. Vielleicht fehlt unter den Albanern auch eine Hooligan-Kultur. Oder es lag am frühen Start des Spiels am Nachmittag oder am geringen Alkoholkonsum der muslimischen Fans. Und vielleicht liegt es auch daran, dass nicht nur Mutter-Xhaka, sondern auch viele andere zwei Herzen in der Brust haben. Anderswo war von Trotz die Rede – man wollte sich die Freude über die EM-Teilnahme nicht verderben lassen.
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