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»Grand Prix Skanderbeg«

Kürzlich ist mir in einem albanischen Heft ein Bild aufgefallen. Es zeigte einen blauen Formel 1-Rennwagen. Was an sich nichts besonderes ist. Das Besondere am Bild war,

dass der blaue Bolide ganz offensichtlich vor dem Denkmal Skanderbegs stand. Also mitten in Tirana. Ich schaute nochmal hin. Der Wagen war aufgebockt und seine Spitze ragte in den Himmel. Sanyo, Rothmans, Renault, Segafredo und Good Year las ich auf seiner Flanke. Dahinter das versteinerte Gesicht Skanderbegs, der stolz über den blauen Rennwagen hinwegsah. Gab's denn schon einen »Grossen Preis von Albanien«? Oder war's ein Werbegag?

Ich dachte an meine erste Albanienreise vor wenigen Jahren zurück. Meine Mitreisenden und ich hatten damals ein Land gesehen, das am Boden lag. Auch in Tirana, der Hauptstadt, war die Not gross und die Menschen liefen bedrückt durch die öden Strassen. Ausser wenigen, schwer röchelnden Bussen und chinesischen Uralt-Lastwagen waren weit und breit keine Fahrzeuge zu sehen.

Und heute also der blaue Formel 1-Wagen auf dem Hauptplatz.

Aber vielleicht, überlegte ich mir, geht es ja einigen von den Menschen, die ich damals gesehen habe, heute besser. Vielleicht standen sie diesen Sommer um den blauen Rennwagen herum. Lachten und rauchten Rothmans. Und ihre Kinder lutschten an einem Segafredo (Segafredo ist doch Eiscrème, nicht? Oder sind das Kühlschränke?).

Ich hoffe jedenfalls, dass die Spitäler, Schulen und alle anderen öffentlichen Institutionen, die ich 1991 in einem ziemlich erbärmlichen Zustand gesehen habe, einen ähnlich grossen Entwicklungssprung gemacht haben wie die Werbung in Albanien. Und jetzt auch in einem Spital Formel 1-mässiger-High-Tech-Kram anzutreffen ist. Wie zum Beispiel ein neues Röntgengerät. Oder nur schon ein Kühlschrank. Im besten Fall haben die Leute von Segafredo (wenn die denn Kühlschränke machen sollten) aber gerade diesen Sommer ein paar mitgebracht.

Schön wär's.

Tamás Kiss, Verein Jusstudentinnen und -studenten für Albanien

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