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Tips für Schulpartnerschaften

Anlässlich des Infoabends für an Schulpartnerschaften Interessierte, zu dem die Caritas auf den 23. März in Olten eingeladen hatte, hielt Esther Baltisberger ein Referat zum Thema »Partnerschaften mit albanischen Schulen«. Wir drucken hier eine Zusammenfassung mit hilfreichen Informationen ab

Über die Referentin
Zuerst zur Vorgeschichte meines Albanien-Engagements: Seit 1982 sind mein Ehemann und ich aus beruflichen Gründen mit Albanien verbunden.Wir haben in den 80er Jahren das ganze Land mehrfach bereist, vor allem auch abgelegene Regionen und Berggebiete besucht und dabei viele albanische Bergketten und Gipfel bestiegen. Dabei war es uns vergönnt, mit Leuten aus abgelegenen Regionen und Dörfern, vor allem auch mit Hirten auf den Bergen in Kontakt zu kommen. So haben wir viele Bekanntschaften in ganz Albanien gemacht und natürlich auch etliche Freundschaften geschlossen.

Zum Thema Schulpartnerschaften: Ich arbeite als Lehrerin an der Kantonsschule Hohe Promenade in Zürich. Bereits seit 1992 unterhält die Kantonschule Hohe Promenade eine, seit Herbst 1994 zwei Partnerschaften mit albanischen Mittelschulen. Unser Ziel ist es, mit diesen albanischen Schulen eine längerfristige Partnerschaft aufzubauen, um einerseits die albanischen Schülerinnen und Schüler, sowie natürlich auch ihre Lehrkräfte zu unterstützen, andererseits aber gleichzeitig auch ein Bewusstsein und Verantwortungsgefühl für ein Volk am Rande des Abgrunds bei unseren eigenen Schülern und Schülerinnen zu wecken und eine in unserer heutigen Welt so dringend notwendige Solidarität für Menschen in Not zu fördern.

Informationen und Tips

  1. Wer in Albanien arbeitet, muss unbedingt die bestehenden Hierarchien beachten. Auch wenn man umständehalber vielleicht bereits Angehörige des Lehrkörpers persönlich kennengelernt hat, sollte man zuerst mit dem Direktor die Lage besprechen und über allfällige Angebote verhandeln und erst danach natürlich unbedingt auch die Lehrer miteinbeziehen.

  2. Vertrauen ist gut - Kontrolle ist auch in Albanien eindeutig besser !!!
    Man sollte frühzeitig daran denken, ein schulunabhängiges Kontrollsystem zu schaffen, das die Hilfslieferungen überwacht und die Verwendung der Hilfsgüter kontrolliert.
    Es empfiehlt sich, von Anfang an einen unabhängigen Vertrauensmann einzuschalten. Der newsletter vermittelt gerne allfällige Adressen.
    Der newsletter hätte auch einen zuverlässigen albanischen Chauffeur (mit Auto) zu vermitteln. Es empfiehlt sich nämlich dringendst, in Albanien nicht selbst einen PW zu steuern!

  3. Bei Renovationen und Installationen sollte man unbedingt einen Kostenvoranschlag verlangen und am besten, auch durch den Vertrauensmann, mehrere Offerten einholen. Die Albaner müssen erst noch lernen, im freien Wettbewerb zu arbeiten und zu produzieren, die offerierten Erst-Preise sind deshalb oftmals Fantasie- oder Wucherpreise!
    Nicht vergessen: Wer zahlt, befiehlt! Bestehen Sie darauf, dass Sie entscheiden, was gemacht wird, und bezahlen Sie keine nicht von Ihnen angeordneten oder gutgeheissenen Renovationen oder Installationen.
    Zum Thema Wandtafeln siehe Spezial-Info in diesem newsletter.

  4. Es empfiehlt sich für teure Geräte einen sogenannten Eigentumsvorbehalt zu machen! Herr Gallati vom Verein JusstudentInnen für Albanien steht als Jurist gerne für Informationen zur Verfügung.

  5. Schulmaterial:
    Viel gut erhaltenes Schulmaterial und technische Geräte können in der Schweiz gesammelt werden. Denken Sie bitte daran, für technische Geräte auch genügend Ersatzmaterial (Lampen, Sicherungen etc.) mitzuliefern, da dieses meist in Albanien noch nicht besorgt werden kann.
    In Albanien sind, vor allem in Berggebieten, nach wie vor auch Kleider und Schuhe für Kinder und Erwachsene hoch willkommen!
    Beim Schulmaterial ist aber zu beachten:
    • Schulbücher sind vom Staat vorgeschrieben, die albanischen Lehrkräfte sind an diese gebunden. Es macht deshalb wenig Sinn, schweizerische Rechungs- oder Sprachlehrbücher klassensatzweise nach Albanien zu transportieren, es sei denn einige Exemplare für die Schul-Bibliothek für die persönliche Weiterbildung.
    • Fremdsprachenliteratur ist sehr begehrt, insbesondere italienische, französische und englische Bücher
    • Neu-Einkäufe von Schulmaterial (v.a. auch technische Geräte!) kann man nun auch in Albanien tätigen. In Tirana gibt es wieder eine Firma, die albanisches Schulmaterial herstellt. Adresse beim newsletter verlangen!
    • Noch eine dringende Bitte: Kein Technik- oder Computerschrott nach Albanien bringen, um die Entsorgungsgebühren in der Schweiz zu umgehen!!! Dies wäre eigentlich selbstverständlich, aber eben...

  6. Zollformalitäten
    Die Zollformalitäten müssen in Albanien an zwei Stellen erledigt werden: Erstens bei der Einfahrt an der Grenze und zweitens im entsprechenden Distrikt, wo abgeladen wird. Dort gehört eine Genehmigung vom entsprechenden Ministerium für den Empfang der Hilfsgüter dazu. Diese Formalität kann vom albanischen Empfänger bereits nach Erhalt einer proforma-Ladeliste schon vor der Ankunft der Güter eingeholt werden, eine nicht unwesentliche Zeitersparnis! Siehe auch entsprechende newsletter-Merkblätter.

  7. Entlöhnung von MitarbeiterInnen / Uebernachtungskosten
    Albanische HelferInnen sollten unbedingt entlöhnt werden, sei es durch grosszügige Abgabe von brauchbaren Materialien (Kleider, Schuhe, Nahrungsmittel ...etc.) oder auch Geld. Der Tagesansatz bei arbeitslosen Leuten mit Familie beträgt:
    20 - 30 Dollars (Bsp.Uebersetzer), -werden sie für mehrere Tage hintereinander gebraucht, reduziert sich dieser Ansatz jeweils.
    Pro Uebernachtung sollte man beim Abschied 10$, bei »Vollpension« 20$ pro Tag übergeben oder hinterlegen. Die albanischen Familien sind trotz hoch gehaltener, sehr herzlicher Gastfreundschaft dringend auf diese Einkünfte angewiesen!
    Für Fahrten über Land mit einem Mietwagen inklusive Fahrer sollte man etwa 0,2 bis 0,3 Dollar pro km berechnen. Braucht man einen Fahrer nur für einen Tag sind Tagesansätze von 80 - 100 Dollar üblich.
Zuletzt noch etwas in eigener Sache
Die Koordination von Schulpartnerschaften und anderen Hilfeleistungen in Albanien sollte unsrer Meinung nach dringendst ins Auge gefasst werden. Die Gespräche dazu sind angelaufen, der newsletter wird Sie auf dem laufenden halten!

Ferner: Die Verfasserin dieses Artikels hat unlängst zu Handen des newsletter für alle an Albanien Interessierten einen kleinen Albanisch-Sprachkurs verfasst. Er kann beim newsletter nachbestellt werden!

Esther Baltisberger-Bärlocher

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