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Die Geschichte vom kleinen roten Traktor

Es war einmal ein Diktator. Der lebte in Albanien und hatte, weil er krank im Kopf war, ganz verrückte Ideen.

Eine davon war, dass er meinte, in Albanien müssten Traktoren hergestellt werden. Dabei konnte man in Albanien, diesem Land mit viel Landwirtschaft und wenig Industrie, Traktoren zwar nicht schlecht gebrauchen, aber nur schlecht welche selber bauen. Seit jeher arbeiteten die Menschen in Albanien ohne Traktoren auf ihren Äckern, nur ihre Tiere halfen ihnen. Der Diktator aber wollte, dass albanische Traktoren Pflüge durch die albanische Erde zogen, und liess für viel Geld eine Traktorenfabrik bauen. Die funktionierte dann auch, und das kleine Land brachte nach vielen Anstrengungen einen kleinen roten Traktor hervor. Als er fertig war, kam der Diktator zur Fabrik und brachte Männer in dunklen Anzügen und mit ernsten Gesichtern mit. Die Menschen jubelten und schwenkten rote Fähnchen. Dann rollte der kleine rote Traktor aus der Halle und fuhr ein paar Meter, bis er laut schnaufte und nicht mehr weiter konnte. Den Diktator kümmerte das nicht besonders, und er liess fast so viele Traktoren wie Bunker bauen. Na, vielleicht nicht ganz so viele.

Der kleine rote Traktor war jedenfalls herzig anzusehen, aber taugen tat er nicht so viel. Bald fand man heraus, dass die wenigen Exemplare, die das erste Jahr überlebten, viel zu schwer für die Äcker waren und durch ihr Gewicht die Böden so fest zusammendrückten, dass da nicht mehr viel wachsen konnte. Und ausserdem konnte man sich fragen, wieso der Traktor Ketten und nicht Räder hatte.

Heute lebt der Diktator nicht mehr, und in Albanien baut kein Mensch mehr Traktoren. Die Bauern arbeiten wieder auf ihren Äckern, meistens helfen ihnen nur ihre Tiere. Ein paar unter ihnen haben alte oder auch neue Traktoren im Ausland gekauft. Und das ist gut so.

Manchmal sieht man auf einer albanischen Wiese aber noch den kleinen roten Traktor sich unter einem Baum ausruhen. Und irgendwie ist auch das ganz gut.

Tamás Kiss, Verein Jusstudentinnen und -studenten für Albanien

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