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Quantensprung

Die Telefonausrüstungen Albaniens kommen hauptsächlich aus der ehemaligen DDR und aus China. Sie stammen aus den 50er und 60er Jahren. Mit der Installation von zwei EWSD-Vermittlungszentralen durch die Schweizer Firma Siemens-Albis, deren Inbetriebnahme bereits in diesem Monat erfolgen soll, vollzieht Albanien technologisch einen Sprung von rund 40 Jahren.

Albanien hat heute eine Telefondichte von 1,5 Anschlüssen auf 100 Einwohner (in Mitteleuropa mehr als 70). Infolge einer äusserst mangelhaften Infrastruktur sind davon aber nur noch rund 20000 Teilnehmeranschlüsse funktionsfähig. Bis zum Abbruch der Beziehungen zu Moskau in den 60er Jahren stammte die Telefonausrüstung weitgehend in elektromechanischen Ausführungen aus der ehemaligen DDR, später aus China. Der auf den Bruch mit Peking folgende totale innere Zerfall der gesamten Wirtschaft verschonte auch die Telekommunikation nicht. Ohne grossen Aufwand können die alten Systeme heute überhaupt nicht mehr betrieben werden. Ersatzteile gibt es keine mehr.

Für den Neuaufbau der Telekommunikation stellten die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) sowie einige westeuropäische Staaten, darunter die Schweiz, finanzielle Mittel bereit. Im Rahmen eines 10-Jahres-Masterplanes wurden die Telekombedürfnisse Albaniens in Form eine Tenders (Pflichtenheft für die Ausschreibung) ausgearbeitet. Ein Regierungsabkommen zwischen der Schweiz und der albanischen Regierung gewährte Albanien einen nicht rückzahlbaren Kredit von 9.5 Millionen Schweizer Franken zu. Diese Mittel sollen für eine Internationalen Transit-Zentrale, Kabelausrüstungen für 30¹000 Teilnehmeranschlüsse und für Engineering verwendet werden.

Beim Bundesamt für Aussenwirtschaft (BAWI) konnten sich die schweizerischen Telekommunikationsfirmen für eine Teilnahme an diesem Projekt einschreiben. Während der Startphase fand eine »Biderskonferenz« (Projektinformation durch den Kunden) für die schweizerischen Anbieter in Tirana mit der Albanian Telecom statt. Anlässlich dieser Konferenz konnte auch das Gebäude besichtigt werden, das die EWSD-Zentrale beherbergen wird. Dabei war der für albanische Verhältnisse recht gute allgemeine Zustand der Räumlichkeiten und der technischen Ausrüstungen auffallend. Abgabetermin beim BAWI war der 1. November. In der äusserst kurzen Zeit von nur zwei Monaten entstand ein Angebotsumfang von neun Ordnern. Die Auswertung und anschliessende Evaluation der eingegangenen Angebote führte ein Spezialistenteam aus dem Telecombereich durch, zusammen mit einem Vertreter der Albanian Telecom. Sie beanspruchten sechs Wochen.

Im Dezember war es dann soweit: Das BAWI teilte mit, dass Siemens-Albis die Ausschreibung gewonnen hatte und bis zum 20. Januar 1994 mit Albanian Telecom einen Vertrag abschliessen solle. Das BAWI hat für dieses Projekt im Rahmen des International Transit Exchange eine Zahlungsgarantie ausgesprochen.

Nach entsprechenden Vorbereitungsarbeiten reiste ein motiviertes Drei-Mann-Team von Siemens-Albis voller Tatendrang nach Albanien mit dem Ziel, den Kontrakt in drei Tagen auszuhandeln und zu unterzeichnen. Am dritten Tag wurde aber klar, dass man von einer Vertragsunterzeichnung noch weit entfernt war. Zwei bis drei weitere Tage mussten eingeplant werden.

In feierlichem Rahmen sowie im Beisein des albanischen Vizeministers für Transport und Telekommunikation sowie des Direktors der Albanian Telecom wurde das Vertragswerk mit einem Umfang von rund 100 Seiten durch Albanian Telecom und Siemens-Albis unterzeichnet. Bereits am 15. September dieses Jahres müssen die Anlagen dem Kunden übergeben und in Betrieb genommen werden (dazu kommt die Schulung des Personals). Dieser äusserst kurze Liefer- und Installations-Terminplan wurde notwendig, da zuwenig Teilnehmeranschlüsse und internationale Leitungen zur Verfügung stehen und die Albanian Telecom die Gebühreneinnahmen aus den Gesprächen dringend benötigt.

Jürg Thimm, Siemens-Albis

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