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Behindertenheim in Albanien

Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände (SAJV) versucht in Shkodra ein Heim für behinderte Kinder zu renovieren

Bei der Rekognoszierungsreise im Februar dieses Jahres hatte sich gezeigt, dass sich grundlegende Einrichtungen des Heimes wie die sanitären Einrichtungen, die Küche und der Essaal in einem katastrophalen Zustand befanden. Für die 70 Behinderten im Alter von 4 bis 35 gab es nicht einmal Stühle, um sich zum Essen zu setzen, geschweige denn genügend Geschirr und Besteck; die Verpflegung der Kinder erinnerte eher an die Fütterung von Tieren. Ferner bröckelte in vielen Zimmern der Verputz von den Wänden, und die Elektroinstallationen hingen von der Decke herunter oder funktionierten ganz einfach nicht.

Von der Heimleitung hiess es dazu, dass bereits Norweger, Franzosen und Italiener gewisse Teile des Heimes renovierten, so dass darauf abgestimmt die Pläne für den Einsatz im Mai schliesslich lauteten: Totalsanierung des Essaals, dessen Ausrüstung mit Tischen, Stühlen und Geschirrschränken sowie Instandstellung der elektrischen und der sanitären Einrichtungen wo immer möglich. Ferner war geplant, den Hof durch einen Spielplatz mit Kippschaukeln und Kletterturm schöner und sinnvoller zu gestalten.

Damit die nötigen Bauarbeiten qualitativ hochstehend und fachgerecht ausgeführt werden konnten, wurden die Pfadis von zwei Baufachleuten begleitet, die für diesen Einsatz ihre Ferien opferten.

Mangelnde Koordination zwischen Organisationen
Bereits am Tage nach der Ankunft erfuhr die Schweizer Gruppe, dass sich ihre Pläne , diejenigen der Franzosen und die der Italiener teilweise gegenseitig überkreuzten. Der einzige Weg, solche Doppelspurigkeiten zu vermeiden, wären höhere Budgets, so dass eine Organisation die Gesamtrenovation eines Projektes übernehmen könnte.

Nun, es existierten zwar wundervolle Pläne, realisiert war aber herzlich wenig. So liessen sich die Pfadis nicht beirren, und gewohnt zu improvisieren und zu handeln, übernahmen sie statt der Renovation des Essaals neben der Errichtung des Spielplatzes drei kleinere Räume und nahmen zudem ein zweites Projekt in einem Kinderspital in Angriff. Bei einem derart pragmatischen Vorgehen sind Entwicklungshilfe-Gelder sicher sinnvoll eingesetzt.

Arbeiten im Behindertenheim
In einem Land zu arbeiten, dessen Sprache man nicht versteht, ist nicht einfach. Kommen noch geistig behinderte Kinder dazu, die überall zusehen und mitmachen wollen, so ist die Belastung noch höher. Diese wiegt jedoch die Freude nicht auf, die man erfährt, wenn plötzlich stumpfe Kinderaugen aufleuchten und scheinbar apathische Kinder einem ein Lächeln schenken, wenn sich Dutzende Hände am Feierabend nach einem ausstrecken und mit Gesten gefragt wird, ob man auch bestimmt wiederkomme, um dann am nächsten Morgen schon von weitem durch heftiges Winken begrüsst zu werden.

In den zwei Wochen ihrer Anwesenheit konnten die Pfadis bei verschiedenen Kindern sehr positive Veränderungen wahrnehmen; was den Kindern fehlt in diesem Heim, das wohl eher den veralteten Namen Irrenhaus verdient hätte, ist Zuneigung, Aufmerksamkeit und Liebe.

Vermittlung durch die Caritas
Nach den beschriebenen Anlaufschwierigkeiten im Behindertenheim wurde nach zusätzlichen Projekten Ausschau gehalten. Der Direktor der Caritas von Nordalbanien, der als eines der vielen Opfer der kommunistischen Herrschaft 47 Jahre lang im Konzentrationslager verbracht hatte, führte die Pfadis durch verschiedene Spitäler, die sich alle in einem trostlosen Zustand befanden, weshalb auch nur etwa zehn Prozent der Betten belegt sind. Die Auswahl eines Projektes fiel sehr schwer, da alle Aufgaben für die kurze Zeit des Aufenthaltes zu umfangreich und anspruchsvoll schienen. Der Zustand der Wäscherei des Kinderspitals übertraf jedoch alles, was vorher besichtigt worden war: Noch mit Holzfeuerung ausgestattet, konnte sie seit Jahren nicht mehr benutzt werden; die Abwässer einer Fabrik hatten die Kanalisation verstopft, das Wasser staute sich zeitweise meterhoch in der Waschküche. So wurden die betonierten Waschtröge und die Holzfeuerstelle abgebrochen, die Wände neu verputzt und der Boden angehoben, damit die Abwässer in die neue Kanalisation geleitet werden konnten. Die Arbeiten werden nun unter der Leitung der Caritas zu Ende geführt, so dass spätestens Ende Mai die Waschküche mit zwei Maschinen, der Bügel- und der Trockenraum betriebsbereit werden.

Alex Niklaus

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