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Der Himmel auf Erden

Über die falschen Vorstellungen, mit welchen albanische Asylbewerber in die Schweiz reisen

Zahlreich sind die Albaner und Albanerinnen, die seit rund zwei Jahren versuchen, der Armut und der Aussichtslosigkeit mit einem Asylantrag in einem europäischen Land zu entfliehen. Wenige VertreterInnen anderer Nationen haben jedoch so falsche und unrealistische Vorstellungen von der Institution »Asyl« wie die BewohnerInnen dieses Landes.

Sie können nicht begreifen, dass sie nach Einreichung ihres Asylgesuchs in der Schweiz sechs volle Monate warten müssen, bis sie überhaupt daran denken dürfen, Arbeit zu suchen - Daheim wartet die Familie, dass der/die EmigrantIn endlich Bargeld heimschickt - nicht nur, um das Darlehen zurückzuzahlen, das für die Reise in den angeblich reichen bei bessersituierten Verwandten oder Kollegen aufgenommen werden musste, sondern auch, um Bedürfnisse zu befriedigen, die für uns selbstverständlich sind, und deren Mangel für die Bewohner dieses armen Landes ein täglicher Quell der Frustration ist.

Wenn die Arbeitssperrfrist abgelaufen ist, werden die Asylbewerber mit der harten Realität auf dem schweizerischen Arbeitsmarkt konfrontiert. Haben sie trotzdem das Glück, eine Arbeitsstelle zu finden, so müssen sie damit rechnen, jederzeit den negativen Asylentscheid durch das Bundesamt für Flüchtlinge zu erhalten - nur wenige Asylsuchende erhalten in der Schweiz politisches Asyl - und unser Land innert Monaten verlassen zu müssen.

Wen wundert es, dass mit kleinen oder grösseren Betrügereien, mit Drogenhandel und Waffenschmuggel versucht wird, doch noch an das schnelle Geld heran- und aus der drückenden Armut herauszukommen?

Den albanischen Asylsuchenden ist es zu »verdanken«, dass trotz der wieder steigenden Rate von Asylgesuchen in der Schweiz die Durchgangszentren doch nie voll belegt sind: Kein Herkunftsland von Asylsuchenden hat unseres Wissens jemals der Schweiz prozentual so viele abgeschriebene Asylgesuche wegen Untertauchens beschert wie Albanien.

Die meisten, die den Sprung nach Westeuropa wagen, sind jung und gehören zur Gruppe der Arbeitslosen, die mehr als 50% der Bevölkerung ausmacht. Sie kommen mit Plänen in den Köpfen, wie sie sich hier in der Schweiz eine Existenz aufbauen können:

Der eine sucht Geldgeber, um sich einen Lastwagen zu kaufen und als Chauffeur Transporte nach Osteuropa zu tätigen. Die andere möchte heiraten, um der familiären Abhängigkeit und Hoffnungslosigkeit zu Hause zu entfliehen und legal in der Schweiz bleiben zu können - und begibt sich damit in neue Abhängigkeiten.

Wieder ein anderer will hier studieren: Ökonomie und Computerwissenschaften sind die beiden gefragtesten Studienrichtungen.

Ihnen allen ist eines gemeinsam: Sie haben die nötige Energie, Motivation und Risikofreudigkeit, die es braucht, um diesem Land neue Perspektiven zu öffnen.

Wir meinen, dieses Potential sollte hier in der Schweiz zugunsten Albaniens genutzt werden. Indem abgewiesene AsylbewerberInnen beispielsweise die Möglichkeit bekämen, im Rahmen der vom Bundesrat immer wieder beschworenen Rückkehrhilfe bei zeitlich begrenzten Schulungs- und Arbeitsprojekten mitzuwirken. Da diese Menschen hier beiläufig sowohl Deutsch als auch schweizerische Arbeitsmethoden lernen würden, könnten sie nach ihrer Rückkehr problemlos in schweizerischen Projekten in Albanien eingesetzt werden.

Auch wäre wünschenswert, dass rückkehrenden Asylsuchenden Adressen mitgegeben würden, an die sie sich in Albanien zwecks Mitwirkung in der schweizerischen Aufbauhilfe wenden könnten.

Wenn wir wollen, dass Westeuropa nicht von albanischen Arbeitssuchenden »überschwemmt« wird, müssen wir mit Informationen und Investitionsanreizen dazu beitragen, dass Arbeitsplätze und somit Verdienstmöglichkeiten geschaffen werden. Nur so lässt sich die Auswanderungswelle aus Albanien zu Halten bringen.

Auswanderung mag zwar eine Problemlösung für das Individuum darstellen, es ist es aber nie für ein Land: »Jeder Entzug von Geist ist schlecht für ein Land« (Franz Hohler).

Erika Walls

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